Der Jubel in Anfield war ohrenbetäubend, Klopp umarmte jeden einzelnen seiner Spieler. „Mir hat das Spiel gefallen. Ich liebe die Atmosphäre. Das war unglaublich, die Leute – fantastisch, gegen einen außergewöhnlich starken Gegner“, unterstrich der Deutsche, der mit seinem Club nach 30 Jahren endlich wieder den Titel holen möchte.
Der Rückstand des Meisters auf den Tabellenführer beträgt schon neun Punkte. Die Frage, ob das noch aufzuholen sei, wollte Guardiola gegenüber dem Sender BBC nicht beantworten. „Ich bin kein Zauberer. Ich kann nicht in die Zukunft schauen“, sagte der Katalane patzig und mit erzwungenem Lächeln. Später klang er trotziger. „Es sind noch sieben Monate zu spielen. (…) Wenn Liverpool den Titel gewinnt, dann werde ich ihnen als Erster dazu gratulieren, wie gut sie sind.“
Tatsächlich sind erst zwölf von 38 Spielen absolviert. Trotzdem scheint für einige britische Medien seit Sonntagabend festzustehen, wer am Ende den Titel gewinnt. „Liverpool hat mit dem amtierenden Meister den Boden gewischt“, schrieb die Boulevardzeitung „The Sun“. „Sicher werden die 30 Jahre der Schmerzen nun endlich ein Ende finden.“
„Nicht nur im November Erster sein“
Klopp warnte, dass noch nichts entschieden sei. „Neun Punkte! Dass so was passiert, kann man sich nicht vorstellen“, sagte er ungläubig. „Aber das ist unwichtig, denn wer will schon im November Erster sein? Wir wollen nicht nur im November Erster sein, sondern auch im Mai.“
Auf jeden Fall war es ein wichtiger Schritt. Fabinho (6.), Mohammed Salah (13.) und Sadio Mane (51.) trafen in dem hochklassigen Spitzenspiel für die eiskalten „Reds“. Die in der Verteidigung anfälligen Gäste machten viel Druck, nutzten aber ihre Chancen nicht. Bernardo Silvas (78.) Tor kam viel zu spät. Liverpool überstand auch die hektische Schlussphase, und die Fans stimmten schon Minuten vor dem Abpfiff lautstark die berühmte Hymne „You’ll Never Walk Alone!“ an.
Handspiel sorgt für Diskussionen
Diskussionen gab es nach dem Spiel um einen möglichen Handelfmeter für City. Liverpools Trent Alexander-Arnold hatte den Ball in der Anfangsphase im Strafraum mit dem Arm touchiert. Unmittelbar vorher hatte allerdings auch Citys Bernardo Silva den Ball mit der Hand berührt. Der Schiedsrichter ließ weiterspielen, und im Gegenzug traf Fabinho mit einem herrlichen Fernschuss.
Am BBC-Mikrofon wollte Guardiola nicht darüber reden. „Fragen Sie die Schiedsrichter“, sagte er. Zuvor hatte er den Offiziellen mit einem künstlichen Lächeln die Hände geschüttelt und sich übertrieben bedankt. Sarkasmus? „Nein. Ich habe ihnen gratuliert.“ Handelfmeter oder nicht – „Liverpool hat dieses Spiel nicht wegen einzelner Schiedsrichterentscheidungen gewonnen“, stellte „The Guardian“ am Montag fest. „Pep Guardiola wird das besser als jeder andere wissen.“
Schlechtester Saisonstart für Guardiola
25 Punkte nach zwölf Spielen – damit erlebt der frühere Barcelona- und Bayern-Coach seinen bisher schlechtesten Saisonstart als Trainer eines Erstligisten. ManCity belegt nur noch Platz vier der Tabelle hinter den überraschend starken Leicester City und Chelsea (beide 26 Punkte). „Da sind drei Teams vor uns, deren Chance, Meister zu werden, besser ist“, sagte er. „Wir werden es weiter versuchen, und im Fußball kann man nicht immer gewinnen.“