ÖFB-Teamchef Franco Foda
APA/Hans Punz
EM-Qualifikation

Foda tritt noch auf die Euphoriebremse

Das österreichische Fußballnationalteam bestreitet am Samstag in Wien gegen Nordmazedonien und am Dienstag in Riga gegen Lettland (jeweils 20.45 Uhr, live in ORF1) seine letzten beiden Spiele in der EM-Qualifikation. Ein Punkt aus beiden Partien reicht dem ÖFB-Team, um sich für die Endrunde 2020 zu qualifizieren. Teamchef Franco Foda und Präsident Leo Windtner gehen zuversichtlich ins „Finale“, treten aber auch auf die Euphoriebremse.

Österreich hat Rang zwei in der Gruppe G mit jeweils fünf Punkten Vorsprung auf Nordmazedonien, Slowenien und Israel abgesichert. „Im Fußball muss man immer auf der Hut sein, wir haben eine super Ausgangsposition, die wir uns durch sehr gute Spiele erarbeitet haben. Die Mannschaft ist jetzt hungrig, jeder will zur EM. Trotzdem haben wir noch nichts erreicht“, so Foda im Interview mit der APA.

Ähnlich sieht es Windtner, der wie Foda die Situation durchaus positiv bewertet, aber ebenfalls vor übertriebenem Optimismus warnte. „Natürlich ist es von der Papierform her relativ klar, dass wir diesen Punkt machen sollten, doch wir wissen alle, dass die erwarteten Resultate am schwierigsten zu holen sind“, betonte der ÖFB-Chef.

Vor Nordmazedonien gewarnt

Der Verbandschef wies darauf hin, dass die Nordmazedonier in der Qualifikation das eine oder andere Mal ihre Qualität unter Beweis stellten. „Sie haben gezeigt, in der Lage zu sein, Gegner auf unserer Augenhöhe zu schlagen. Daher sind wir gewarnt.“ Die Auswahl aus dem Balkan-Staat holte bisher zwei Siege gegen Lettland, einen Erfolg gegen Slowenien sowie Unentschieden gegen Israel und Slowenien.

Foda fordert von seinem Team im Finish höchste Professionalität ein, um sich nach den Siegen in den Schlüsselpartien gegen Israel (3:1) und in Slowenien (1:0) endgültig zu belohnen. „Es gilt hochkonzentriert und fokussiert zu arbeiten. Wir werden gegen Nordmazedonien nur gewinnen, wenn wir mit der gleichen Leidenschaft, Hingabe und Spielfreude agieren wie gegen Slowenien“, unterstrich der Deutsche.

„Team hat wahres Gesicht gezeigt“

Die ÖFB-Auswahl schaffte nach dem mit zwei Niederlagen verpatzten Qualiauftakt zuletzt fünf Siege und ein Unentschieden. „Diese Wende ist darauf zurückzuführen, dass alle zusammen die Ursachen analysiert und die richtigen Konsequenzen abgeleitet haben. Danach war das Team eigentlich nicht mehr wiederzuerkennen und hat sein wahres Gesicht gezeigt. Alle haben sich gemeinsam im Boot nach vorne bewegt“, erklärte Windtner zufrieden.

ÖFB-Präsident Leo Windtner
GEPA/Harald Steiner
ÖFB-Präsident Leo Windtner ist mit der Entwicklung seit den Auftaktpartien zufrieden

Foda stand nach den zwei Niederlagen gegen Polen (0:1) und Israel (2:4) bereits in der Kritik, blieb aber seinen Aussagen zufolge ruhig. „Ich habe nie an unserer Arbeit oder an der Mannschaft gezweifelt. Man darf nicht vergessen, dass ich das Team umstrukturieren musste – es gab Rücktritte, ich habe viele Junge eingebaut, wir haben unterschiedliche Systeme gespielt, wollten flexibler sein. In so einem Prozess gibt es auch immer wieder kleine Rückschläge“, so Foda.

Spielern vertraut

Der 53-Jährige habe in dieser Phase mit vielen Spielern Gespräche geführt. „Als Trainer ist die Eigenreflexion wichtig, man muss aber auch das Feedback der Spieler wahrnehmen.“ Ein für Juni erwarteter Umbruch im Kader blieb bewusst aus. „Viele haben nach den beiden Niederlagen erwartet, dass ich auf diesem Sektor viele Veränderungen vornehmen werde, aber ich habe genau das Gegenteil getan, weil ich von diesen Spielern überzeugt war. Wir haben an unserem Konzept festgehalten und nicht alles über den Haufen geworfen.“

Es folgten im Juni wichtige Siege gegen Slowenien (1:0) und in Skopje gegen Nordmazedonien (4:1), die das ÖFB-Team wieder auf Kurs brachten. Im September feierte Österreich einen Kantersieg gegen Lettland (6:0) und holte ein 0:0 bei Tabellenführer Polen. Nach den beiden Erfolgen im Oktober ist der Startplatz bei der Europameisterschaft 2020 nun zum Greifen nahe. „Wenn wir die Qualifikation schaffen, wäre das ein enormer Rückenwind für den gesamten österreichischen Fußball. Und es wäre auch die Chance, den nicht ganz glücklichen Auftritt bei der EM 2016 zu korrigieren“, sagte Windtner und spielte auf das sang- und klanglose Ausscheiden in der Gruppenphase an.

„Entwicklung nicht zu Ende“

Nach zwei Jahren im Amt sieht Foda, dessen Vertrag sich bei einer erfolgreichen EM-Qualifikation automatisch bis inklusive Endrunde 2020 verlängert, sein Team naturgemäß noch nicht am Ende. „Wir haben einen guten Stamm gefunden und sind in der Lage, zwei oder drei Systeme zu spielen. Die taktische Ausrichtung ist immer gleich – wir wollen den Gegner früh attackieren, schnelle Balleroberungen erzielen und schnell nach vorne spielen. Jetzt haben wir auch die Qualität, gegen tief stehende Gegner Geduld zu haben und Chancen herauszuspielen. Das gibt der Mannschaft Vertrauen“, so Foda, der noch Potenzial in der Chancenverwertung sieht.

Das Team sei seiner Ansicht nach auch selbstständig geworden. „Ich habe den Spielern vermittelt, dass sie in der Offensive viele Freiheiten haben, ihre Kreativität ausleben können und mit viel Risiko Fußball spielen sollen. Die zweite Sache ist, dass wir als Mannschaft wieder gemeinsam versuchen, den Ball zurückzuerobern. Außerdem sind wir in der Lage, Rückstände aufzuholen und können ein knappes Ergebnis bis zum Ende verteidigen, ohne große Chancen zuzulassen.“ Nun gelte es, in der EM-Qualifikation auch den letzten Schritt zu machen.