Nicole Schmidhofer (Österreich)
GEPA/Mario Kneisl
Ski alpin

Abfahrerinnen nehmen Favoritenrolle an

Österreichs Speed-Damen gehen nach einer grandiosen Saison als Favoritinnen ins Jahr eins nach der Eroberung der Abfahrtskugel. Heißestes Eisen ist die Steirerin Nicole Schmidhofer, die im Vorjahr in Kanada beide Abfahrten gewann und am Ende die Kristallkugel holte. Doch die Konkurrenz ist groß. Die slowenische Weltmeisterin Ilka Stuhec ist zurück und US-Star Mikaela Shiffrin will es auch in der Abfahrt wissen.

Die Weltcup-Kugel in der Abfahrt ist die einzige, die der 24-jährigen Weltcup-Gesamtsiegerin noch fehlt. Das „Wohnzimmer“ ihrer zurückgetretenen Landsfrau Lindsey Vonn (18 Siege) könnte auch für Technik-Ass Shiffrin eine ideale Startrampe sein. 2017 gewann sie in Lake Louise ihre bisher einzige Abfahrt, exakt ein Jahr später gewann sie hier erstmals einen Super-G. Kristall im Super-G folgte, deshalb ist die Abfahrtskugel in diesem WM-losen Winter Shiffrins erklärtes Ziel.

Um die Abfahrtskugel wollen auch Italiens Olympiasiegerin Sofia Goggia und Co. mitkämpfen. Und auch der Ehrgeiz der ÖSV-Damen ist angefacht. Schmidhofer vor Stephanie Venier und Ramona Siebenhofer lautete der Endstand im Abfahrtsweltcup. Drei Läuferinnen in der Abfahrts-Endwertung voran hatte davor letztmals die Schweiz 1988. „Die Erwartungen sind hoch. Die Messlatte liegt weit oben und alle wollen uns in den Allerwertesten treten“, sagte Roland Assinger. Der ÖSV-Damen-Abfahrtscoach versprach: „Wir werden dagegenhalten.“

Mikaela Shiffrin (USA)
AP/The Canadian Press/Frank Gunn
Shiffrin will erstmals auch die kleine Kugel im Abfahrtsweltcup an sich reißen

Die ÖSV-Damen haben von den jüngsten acht Abfahrten dank Schmidhofer (2), Siebenhofer (2), Venier (1) und Mirjam Puchner (1) sechs gewonnen. Goggia (Crans Montana) und Stuhec (Gröden) waren vergangenen Winter die einzigen nicht österreichischen Siegerinnen in der Abfahrt. Schmidhofer und Co. sind also nun die gejagten Favoritinnen. „Sie sind aber keine jungen Dirndln mehr, sondern gereifte Frauen. Sie können damit umgehen“, sagte Assinger.

Probleme in der Vorbereitung

Für Schmidhofer ist das Speed-Double der vergangenen Saison in Lake Louise „noch immer ein bissl unfassbar“. Sie komme immer wieder gerne hierher, habe auch beim zwölften Mal vom Naturparadies im Banff National Park nicht genug. Allerdings hatte Schmidhofer in der Vorbereitung gesundheitliche Probleme.

„Besondere Sommer machen besondere Winter. Ich bin zwar wenig Ski gefahren, jetzt ist die Hüfte aber schmerzfrei und einem guten Rennwochenende steht nichts im Weg“, versicherte sie. Den Gewichtsverlust hat die kleine Steirerin zuletzt auch beim Training in Copper Mountain versucht wettzumachen. „Ich habe alles gegeben. Beim Skifahren und beim Essen. Ich kann mir nichts vorwerfen.“

Schmidhofers Erwartungen sind deshalb „zumindest höher als noch vor ein paar Wochen“. Es fühle sich sogar an wie vergangenes Jahr. „Vom Gewinnen bis zum 30. ist alles drin.“ Nur beim Gleiten habe sie noch etwas Rückstand.

Teamgeist spornt ÖSV-Damen an

Schmidhofer ist überzeugt, dass der gute Teamgeist Österreichs Abfahrtsdamen weitere Erfolge bringen werde. „Wir wissen, dass wir gemeinsam dorthin gekommen sind, wo wir letztes Jahr waren. Wir wären blöd, wenn wir nicht so weitermachen würden“, sagte die 30-jährige Steirerin.

„Jede von uns hat schon ihren Podestplatz. Nur Tammy (Tamara Tippler, Anm.) fehlt noch ein Weltcup-Sieg. Ich wünsche ihr, dass es bei ihr heuer auch so weit ist“, sagte Schmidhofer. „Jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass wir gemeinsam stärker werden.“

Schmidhofer ist die aktuellste Proponentin eines Phänomens in Lake Louise, wo auch diesmal Freitag und Samstag jeweils eine Abfahrt (20.30 Uhr MEZ) sowie am Sonntag (19.00 Uhr MEZ, alle Rennen live in ORF1 und im Livestream) ein Super-G auf dem Programm stehen. Bei den zehn vergangenen Auflagen hat – vor allem dank Vonn – achtmal eine Läuferin beide Abfahrten gewonnen. Nur 2014 (Tina Maze bzw. Vonn) sowie 2017 (Cornelia Hütter/Shiffrin) war das anders.