Salzburger Spieler nach dem Spiel
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Champions League

Salzburger Aus auf hohem Niveau

Der FC Salzburg hat zwar am Dienstag mit dem 0:2 (0:0) gegen Liverpool die Sensation verpasst, sich aber erhobenen Hauptes aus der Champions League verabschiedet. Der österreichische Serienmeister forderte den Titelverteidiger mit einer hervorragenden Leistung, ehe nach rund einer Stunde dieser seine Weltklasse in Tore ummünzte. Nach der ersten Enttäuschung zeigte man sich aber in puncto Europa League bereits angriffslustig.

„Wir waren so nah dran, aber dann doch weit weg“, sagte Salzburg-Trainer Jesse Marsch nach dem Spiel und brachte es damit auf den Punkt. Salzburg befand sich mit dem derzeit besten Team der Welt 57 Minuten auf Augenhöhe, doch am Ende gelang den Hausherren kein Treffer, und den Gästen reichten 99 Sekunden für die Entscheidung zum Aufstieg ins Achtelfinale und zum Sieg in der Gruppe E.

„Es sind diese Aktionen von den Weltklassespielern, die irrsinnig schwierig zu verteidigen sind. Ein Haken, ein Sprint, eine perfekte Flanke, und der Ball ist drinnen. Da kann man sehr wenig machen. Zweimal – und der Traum ist vorbei“, so Verteidiger Maximilian Wöber über den Doppelschlag durch Naby Keita und Mohammed Salah. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt Salzburg mit den Gästen mehr als nur mit und hatte berechtigte Hoffnungen auf den erstmaligen Aufstieg.

ZIB2 mit Champions League

Die Zusammenfassung Salzburg – Liverpool ist ab Minute 24:47 zu sehen.

„Wir haben gegen einen großen Gegner gut gespielt, deshalb sind die Spieler jetzt enttäuscht. Aber es ist ein Wahnsinn, welche Entwicklung diese Mannschaft in den letzten fünf Monaten gemacht hat. Wir waren in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft. Darüber sollten wir uns freuen“, analysierte Marsch die bisher beste Leistung in seiner Ära, die er ob der Intensität als Schwergewichtskampf bezeichnete. „Wir haben von der ersten Minute an gemerkt, wer uns da auf dem Platz gegenübersteht“, sagte der US-Amerikaner: „Am Ende war aber die Qualität des Gegners ausschlaggebend.“

Jesse Marsch
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Salzburg-Trainer Marsch war mit seinen Spielern hochzufrieden

Salzburg startete mit Volldampf in die Partie und hatte durch Jungstar Erling Haaland und Sturmpartner Hwang Hee Chan kurz nach Beginn dank guter Umschaltmomente alsbald gefährliche Szenen. Doch gleich in diesen Aktionen zeigte sich auch die Klasse, die Salzburg an diesem Abend gegenüberstand – ein Sinnbild für das gesamte Spiel. „Normalerweise entstehen aus diesen Momenten Tore oder sehr gute Chancen, aber Virgil van Dijk hat einfach sehr gut gespielt“, sagte Marsch und hob Europas Fußballer des Jahres in der Liverpool-Verteidigung hervor. Dieser hatte bei beiden Angriffen den längeren Atem.

„Können nicht besser spielen“

Wenn van Dijk nicht eingreifen konnte, war an diesem Abend mit Alisson der Welttorhüter des Jahres zur Stelle. Trotz der Paarung aus individueller und mannschaftlicher Klasse, die Liverpool den 29.520 Zuschauern präsentierte, kam Salzburg zu seinen Chancen. „Ich glaube, bis zum Gegentor können wir nicht besser spielen. Mit einer jungen Mannschaft haben wir mit viel Selbstvertrauen gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt“, sagte Marsch.

Ähnlich sahen es seine Spieler. „Wir waren mindestens auf Augenhöhe, wenn nicht sogar einen Tick besser in der ersten Hälfte“, sagte Wöber. Der Innenverteidiger hatte natürlich nicht die Chancen Liverpools vergessen und würdigte in diesem Kontext die Rolle seines Goalies: „Cican (Stankovic) hat alles pariert.“

Die heimischen Fans feierten die Leistung ihres Teams noch vor der Halbzeitpause mit stehenden Ovationen. Haaland, der in seinem sechsten Champions-League-Spiel erstmals nicht traf und vor allem in van Dijk vorerst seinen Meister fand, sollte später festhalten: „Die Stimmung war die beste, die ich jemals erlebt habe.“ In seiner in jeglicher Hinsicht kaltschnäuzigen Art brachte der 19-Jährige auch den Grund des Scheiterns gegen Liverpool auf den Punkt: „Das ist die weltbeste Mannschaft, so einfach ist es.“

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Zuschauer im Stadion
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Die Salzburger Fans sorgten im entscheidenden Gruppenspiel gegen Liverpool für einen würdigen Rahmen
Andreas Ulmer
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Kapitän Andreas Ulmer absolvierte sein bereits 102. Europacup-Spiel für die Salzburger
Szene aus dem Spiel Salzburg – Liverpool
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In der ersten Hälfte entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der die Salzburger alles in die Waagschale warfen
Sadio Mane im Zweikampf
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Der Ex-Salzburger Sadio Mane konnte an alter Wirkungsstätte in einigen Aktionen nur mit Mühe gestoppt werden
Naby Keita
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Salzburg-Goalie Cican Stankovic konnte sich bei einigen Chancen der Liverpooler auszeichnen und hielt bis zur Pause das 0:0 fest
Jubel von Liverpool-Spielern
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Nach dem Seitenwechsel folgte binnen weniger Sekunden die Entscheidung. Zuerst traf Keita (57.) zum 1:0.
Jürgen Klopp
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In der 58. Minute bejubelte dann Liverpool-Coach Jürgen Klopp den zweiten Treffer durch Mohammed Salah
Erling Haaland
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Die Salzburger blieben erstmals in der Gruppenphase ohne Treffer, für Erling Haaland ging damit die Torserie zu Ende
Enttäuschte Spieler
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Nach dem Schlusspfiff war die Enttäuschung bei den Salzburger groß, auf die Leistung durften sie aber stolz sein
Mannschaften nach dem Spiel
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Salzburg-Coach Jesse Marsch bedankte sich nach der Partie bei allen seinen Spielern

Daher blieb ein Happy End aus Salzburger Sicht auch aus, Liverpool zeigte sich an diesem Abend auch effizienter. „Es war eine klassische Partie, in der die Mannschaft, die das erste Tor macht, gewinnt“, merkte Wöber an. Liverpool legte getreu dem Motto „Doppelt hält besser“ nur eineinhalb Minuten später noch eines nach. Erst die Führung nach einer Koproduktion der beiden Ex-Salzburger Sadio Mane und Keita, dann der Treffer durch Salah aus schier unmöglichem Winkel – „das Tor war unglaublich“, so auch Marsch.

Abschied mit erhobenem Haupt

Damit war der Traum von Salzburg ausgeträumt, denn gegen diese Spitzenmannschaft in einer halben Stunde drei Tore zu erzielen klappt höchstens einmal – und das hatte der Serienmeister bereits beim 3:4 im ersten Duell vollbracht. Dieses Mal ließ die Truppe von Starcoach Jürgen Klopp nichts mehr anbrennen. Salzburg schnupperte an der Sensation, doch Liverpools Klasse setzte sich verdientermaßen durch. Damit konnte Salzburg allerdings auch sehr gut leben, erfolgte der Abschied aus der Champions League doch erhobenen Hauptes.

„Das ist die beste Mannschaft der Welt, die dieses Jahr die Champions League gewonnen hat. Wenn man da nicht einen kleinen Unterschied merkt, dann würde auch etwas falsch laufen. Beide Mannschaften haben heute das absolut Beste zeigen müssen“, lobte Wöber beide Teams. „Für viele waren wir in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft. Das sagt mir viel“, ergänzte Marsch. Wöber: „Jetzt sind wir natürlich alle enttäuscht, aber wenn wir darüber nachdenken, können wir stolz darauf sein, was wir abgeliefert haben.“

Europa-League-Titel als neues Ziel

Doch es wäre nicht Salzburg, wenn nicht kurz nach dem Ausscheiden aus dem einen Bewerb die Angriffslust für den nächsten bereits wieder entfacht worden wäre. Der bereits vor dem letzten Spieltag in der Gruppenphase fixierte dritte Platz in der Gruppe E berechtigt die Salzburger, im Frühjahr ins Sechzehntelfinale der Europa League umzusteigen. Den Gegner erfahren die „Bullen“ bereits am Montag.

„Wir wollen so weit kommen wie möglich und das Ding nach Salzburg holen“, bekräftigte Wöber diesbezüglich. Denn „jede einzelne Leistung in der Champions League“ würde dafür sprechen. Für Haaland sei eine Teilnahme an einem Bewerb ohnehin gleichbedeutend mit dem Ziel, diesen auch zu gewinnen. Auch für Salzburg-Trainer Marsch sind diese Ambitionen keineswegs fernab der Realität. „Wir haben eine super Mannschaft, wenn wir uns weiter so verbessern, haben wir eine große Chance, dieses Turnier zu gewinnen. Das ist jetzt unser Ziel.“