Matthias Mayer jubelt
GEPA/Wolfgang Grebien
Ski alpin

Mayer freut sich wie ein Sieger

Bei Kaiserwetter und leichten Plusgraden hat der packende Super-G-Krimi in Kitzbühel für Österreich ein fast perfektes Ende gefunden. Als Ex-aequo-Zweiter mit Aleksander Aamodt Kilde sprengte Matthias Mayer das Norweger-Paket mit Sieger Kjetil Jansrud zum Auftakt der 80. Hahnenkamm-Rennen. Im Ziel strahlte er wie ein Sieger und freute sich auch so.

Wirklich schien Mayer lange Zeit auf Erfolgskurs zu liegen. Mit Nummer elf ins Rennen gestartet, leuchtete nach einem roten Auftakt bis ins Ziel der Einser grün auf. Mit weit gestreckten Armen schwang der 29-Jährige ab, er genoss den tosenden Jubel der Tausenden Zuschauer sichtlich. Als Kilde zwei Läufer später zeitgleich im Ziel ankam, ballte er die Fäuste noch einmal – bei Jansrud, der als 19. gestartet war, nicht mehr. Der Traum von Mayers zweitem Super-G-Sieg in Kitzbühel nach 2017 war geplatzt.

Seine Freude vermochte der um 16 Hundertstelsekunden verpasste Sieg nicht zu dämpfen. Der Olympiasieger hatte dem Druck wieder standgehalten. Zum insgesamt dritten Mal nach 2013 und 2015 beendete er den Super-G auf der Streifalm-Strecke als Zweiter. Zur Belohnung übernahm er das Rote Trikot des Führenden im Disziplinenweltcup von seinem Teamkollegen Vincent Kriechmayr, der als Super-G-Sechster auf den geteilten zweiten Platz mit Kilde und Jansrud zurückrutschte. „Wir pushen uns gegenseitig, das wird ein enges Rennen um die Kugel“, sagte Mayer.

Jansrud schnappt Mayer Super-G-Sieg weg

Kjetil Jansrud war im Super-G nicht zu stoppen. Er gewann vor Matthias Mayer und Alexander Aamodt Kilde, die zeitgleich Rang zwei belegen.

Wenn Last von Schultern fällt

Diesmal stellte er den Teamkollegen klar in den Schatten. Die Aufmerksamkeit gehörte ihm voll und ganz. „Ich habe es richtig genossen“, sagte der Kärntner, der auch von einem unglaublichen Moment sprach. „In Kitzbühel beim Heimrennen erwartet jeder das Podest und erhofft den Sieg. Wenn man dann mit grünem Licht abschwingen kann, ist es umso schöner und einfach cool.“ Er selbst sogar habe daraufhin an den Sieg geglaubt und sich mit dem Gedanken schon angefreundet, als Jansrud ihm einen Strich durch die Rechnung machte.

Matthias Mayer
GEPA/Wolfgang Grebien
Matthias Mayer wurde von der Anzeigetafel nicht enttäuscht und schwang zwischenzeitlich als Erster ab

Missgeschick gleich am Start

Die entscheidenden Hundertstelsekunden könnte er am Hausberg verloren haben, wo er „zu spitz“ dran war oder unmittelbar nach dem Start, als er mit dem linken Ski verkantete und beinahe umgefallen wäre. „Oder Jansrud hat mir die Linie abgeschaut und es noch besser gemacht“, scherzte Mayer. All das ließ Mayer als Ausrede aber nicht gelten. Am Sieg des Norwegers gab es nichts zu rütteln, zu stark war er für die Konkurrenz vor allem im unteren Abschnitt. „Kjetil war einfach schneller, ich kann ihm nur gratulieren“, sagte Mayer.

Ob es ohne das Missgeschick nach dem Start für Mayer zum Sieg gereicht hätte, blieb unbeantwortet. „Es ist schwer zu sagen, ob das 16 Hundertstel gekostet hat, vielleicht war’s eher der Hausberg, wo noch was drinnen gewesen wäre“, so Mayer. Als Zweiter gab er sich hochzufrieden, immerhin ist Kitzbühel der Saisonhöhepunkt und der Druck von außen beträchtlich. Auf der Piste ließ er sich davon nicht irritieren. „Im Großen und Ganzen war es eine super Fahrt von oben bis unten. Ich habe voll attackiert. Viel mehr kann man nicht machen“, sagte Mayer.

Matthias Mayer (AUT) und Fans
GEPA/Mathias Mandl
Mayer zeigte sich nach seinem zweiten Platz im Kitzbühel-Super-G zufrieden

Sich selbst unter Druck gesetzt

Die Emotionen im Ziel seien für ihn unbeschreiblich gewesen, auch weil eine große Last von seinen Schultern gefallen war. Nach einer schon bisher starken Super-G-Saison mit dem Sieg in Lake Louise und Platz drei in Beaver Creek hatte er sich selbst am meisten unter Druck gesetzt und auch in Kitzbühel einen Podestplatz erwartet. „Oder um den Sieg mitzufahren“, wie Mayer ergänzte. „Als ich dann die Stimmung, den Jubel gehört habe und den Einser aufleuchten sah, wollte ich mich einfach nur zurücklehnen und den Moment genießen.“

Kriechmayr muss weiter warten

Auf sein erstes Kitzbühel-Podest überhaupt wartet hingegen Kriechmayr ebenso wie Daniel Danklmaier, der als Zwölfter im Super-G den Aufwärtstrend mit seinem immerhin besten Saisonergebnis untermauerte. Kriechmayr bilanzierte trocken: „Ich habe Fehler gemacht, das erklärt den Rückstand. Bei so einem kurzen Lauf darf man sich keine Schnitzer erlauben, ich habe gleich zwei gemacht.“ Zudem konnte er wegen der lädierten Hand „nicht richtig starten“, so Kriechmayr, der sich für die Abfahrt trotzdem bereit zeigte.

Danklmaier war mit seiner Leistung zufrieden. „Ich habe ein gutes Rennen gezeigt“, sagte der 26-Jährige, der als Vorjahresfünfter in der Abfahrt noch einen Gang zulegen will. „Das gibt mir einen Extraschub, weil ich jetzt weiß, dass ich es drauf habe“, so Danklmaier.