Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs.
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Super Bowl

Lobeshymnen auf „Magic Mahomes“

Der Triumph der Kansas City Chiefs in der 54. Super Bowl hatte einige Väter. Aus dem Kollektiv des neuen Champions der National Football League (NFL) stach am Sonntag beim 31:20-Triumph über die San Francisco 49ers aber Quarterback Patrick Mahomes noch einmal heraus. Der 24-Jährige avancierte in den Schlussminuten zum großen Matchwinner, lieferte ein Comeback für die Ewigkeit und wurde danach mit Lob überhäuft.

„Es ist Magic Mahomes“, würdigte Tightend Travis Kelce die Leistung seines Spielmachers. „Es ist Showtime Mahomes. Er ist immer er selbst, egal wie es steht. Und, wisst ihr was? Ich liebe ihn“, betonte der 30-jährige Routinier, der nach einem kurzen Pass von Mahomes mit seinem Touchdown zum 17:20 die Aufholjagd eingeläutet hatte, nach dem ersten Triumph für Kansas City seit einem halben Jahrhundert.

„Dieser Bursche ist unglaublich, und er hat gerade erst angefangen. Wir wussten, dass es ein enges Spiel wird. Die Jungs haben immer an ihn geglaubt. Das haben wir alle, und er hat geliefert“, schwärmte auch Chiefs-Coach Andy Reid von seinem Matchwinner. Gleichzeitig erklärte Reid, dass Mahomes noch lange nicht seinen Zenit erreicht hat. „Er wird immer noch besser werden“, sagte der Chiefs-Coach und versprach für die Zukunft weitere Topleistungen seines Quarterbacks.

Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs.
AP/David J. Phillip
Patrick Mahomes mit der Vince-Lombardi-Trophy

Mahomes freut sich auf Disney World

Mahomes selbst küsste nach seiner großen Gala seine Freundin Brittany, umarmte jeden seiner Teamkollegen und freute sich schon auf die Belohnung als Super-Bowl-Champion. „Das wollte ich schon mein ganzes Leben sagen: Ich fahre nach Disney World“, rief der Starquarterback der Chiefs überglücklich. „Das bedeutet die Welt für uns. Hier zu stehen ist einfach unglaublich.“

Traditionell besucht der NFL-Meister den Vergnügungspark in Florida. Mit seiner angeführten Aufholjagd verdiente sich der nervenstarke Mahomes in einem packenden NFL-Finale den ersehnten Ausflug und sicherte sich selbst auch einen Platz in den Annalen der National Football League: Der 24-jährige Afroamerikaner ist nun der jüngste Profi der NFL-Geschichte, der bereits als wertvollster Spieler (MVP) einer Saison (2018) und der Super Bowl ausgezeichnet worden ist.

Fulminante Aufholjagd in sieben Minuten

Dabei sah es an einem emotionalen Abend mit dem Gedenken an den vor einer Woche bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückten Ex-Basketballsuperstar Kobe Bryant vor der Partie sowie der umjubelten Halbzeitshow von Jennifer Lopez und Shakira sieben Minuten vor dem Ende noch äußerst düster für die Chiefs aus. 10:20 betrug da noch der Rückstand, und Mahomes wackelte.

Bereits zwei seiner Pässe waren von den starken 49ers-Verteidigern abgefangen worden. Doch dann bewies Mahomes einmal mehr seine Extraklasse und spielte unter höchstem Druck auf wie ein ganz Großer. Mit zwei Touchdown-Pässen im Schlussabschnitt drehte er die Partie, alleine in diesen Play-offs machten die Chiefs damit zum bereits dritten Mal einen zweistelligen Rückstand wett. Das gelang noch keinem Team zuvor. „Das ist meine Einstellung. Ich spiele und kämpfe immer bis zum Schluss“, erklärte Mahomes.

Reid hat weitere Titel auf der Agenda

Da der Spielmacher im Auftaktviertel auch schon die ersten Chiefs-Punkte selbst per Lauf in die Endzone erzielt hatte, wurde er als jüngster Quarterback der Super-Bowl-Geschichte zum wertvollsten Spieler gekürt und stach mit seiner Leistung auch jene seines Runningbacks Damien Williams, der insgesamt 133 Yards und zwei Touchdowns erzielte, noch aus. „Mahomes hat Legendenstatus erreicht“, schrieb die NFL auf ihrer Internetseite.

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Patrick Mahomes und Andy Reid
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Patrick Mahomes (r.) und sein Head-Coach Andy Reid (Mi., mit Kappe) sind mit dem Sieg in der Super Bowl LIV am Ziel ihrer Träume angelangt
Kick-off
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Der Weg im mit 62.417 Zuschauern ausverkauften Hard Rock Stadium von Miami war aber kein einfacher
Touchdown von Patrick Mahomes
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Zwar brachte Mahomes (l.) die Chiefs mit einem kurzen Touchdown-Lauf in Führung, …
Jimmy Garoppolo
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… doch angeführt von Jimmy Garoppolo drehten die San Francisco 49ers die Partie zwischenzeitlich um – auch wenn sich Garoppolo einen vermeidbaren Fehlpass zum Gegner leistete
Touchdown von Kyle Juszczyk
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Kyle Juszczyk (Nr. 44) zeichnete für einen von zwei Touchdowns der 49ers verantwortlich
Fred Warner und Tyreek Hill
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Fred Warner (l.) war zudem für eine von zwei Interceptions der 49ers-Defensive zuständig, nachdem ihm Mahomes den Ball direkt in die Arme geworfen hatte
Raheem Mostert
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Nach dem Touchdown von Raheem Mostert durften die Fans von San Francisco mit dem sechsten Super-Bowl-Sieg spekulieren
Travis Kelce und Damien Williams
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Doch die Kansas City Chiefs drehten die Partie dank Travis Kelce (r.) und Damien Williams als Passempfänger von Quarterback Mahomes noch einmal um
Touchdown von Damien Williams
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Williams (l.) schaffte es nur denkbar knapp in die Endzone, sorgte damit aber für die Vorentscheidung
Damien Williams
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Der Runningback schlug mit einem anschließenden Lauf über 38 Yards den letzten Nagel in den Sarg der 49ers
Andy Reid
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Nach langem Warten gab es für Erfolgstrainer Reid am Ende die ersehnte Gatorade-Dusche
Travis Kelce
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Die Vince Lombardi Trophy gehört erstmals nach 50 Jahren wieder den Kansas City Chiefs

Auch für Reid waren die Schlussminuten wohl eine Strapaze für sein Nervenkostüm, denn die lange Karriere des 61-jährigen Trainers drohte, ohne die Krönung zu enden. Dieser Makel ist nun beseitigt. „Ich bin so froh für Andy Reid, niemand verdient diese Trophäe mehr als er“, sagte Chiefs-Besitzer Clark Hunt. Mit 222 Siegen als Head-Coach steht der akribische Arbeiter Reid auf Rang sechs der ewigen NFL-Bestenliste. Der Premierentitel soll dabei nicht der einzige bleiben. „Wir brauchen einen weiteren“, bekräftigte Reid.

Tiefe Enttäuschung bei 49ers

Die 49ers verpassten hingegen die Chance, mit ihrem sechsten Super-Bowl-Gewinn zu den Rekordsiegern New England Patriots und Pittsburgh Steelers aufzuschließen. San Franciscos Quarterback Jimmy Garoppolo unterliefen ebenfalls zwei Interceptions. „Es ist schwer. Dieses Gefühl habe ich noch nie erlebt“, sagte der 28-Jährige tief enttäuscht. Bei den New England Patriots hatte Garoppolo schon zwei Super Bowls gewonnen, stand aber in den Endspielen als Ersatzmann von Superstar Tom Brady nie auf dem Feld.

Für 49ers-Trainer Kyle Shanahan war es bereits die zweite bittere Finalniederlage nach 2017. Damals musste er als Offensive Coordinator der Atlanta Falcons sogar miterleben, wie sein Team gegen die Patriots noch eine 28:3-Führung aus der Hand gab. „Wir lecken unsere Wunden und werden darüber hinwegkommen“, meinte der 40-Jährige, der damit vorerst nicht an den Erfolg seines Vaters anschließen konnte: Mike Shanahan hatte als Head-Coach die Denver Broncos in den Saisonen 1997/98 und 1998/99 zum Super-Bowl-Triumph geführt.