Matthias Mayer beim Abfahrtstraining
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Österreichs Abfahrer attackieren in Saalbach

Erstmals seit fünf Jahren kämpfen die Speed-Fahrer in Saalbach-Hinterglemm wieder um Weltcup-Punkte. Beim bisher letzten Gastspiel der Speed-Herren hat Matthias Mayer das Double geholt. Der Kärntner Streif-Sieger zählt am Donnerstag (12.45 Uhr, live in ORF1) ebenso zu den Favoriten wie der Schweizer Beat Feuz, der den Abfahrtsweltcup vorzeitig für sich entscheiden könnte. Am Freitag folgt in Saalbach ein Super-G (11.00 Uhr, live in ORF1).

Sieben Abfahrten wurden in dieser Saison bisher gefahren – zweimal gewann Feuz, zweimal der mittlerweile nach Kreuzbandriss fehlende Südtiroler Dominik Paris und zweimal der Deutsche Thomas Dreßen. In Kitzbühel schlug Mayer zu, der nach überstandener Grippe wieder fit ist und im Abfahrtsweltcup zumindest den zweiten Rang erobern will.

„Ich habe nicht nachgezählt. Aber Beat könnte in den nächsten Wochen sehr viel fix machen, und das wird er auch, glaube ich“, sagte Mayer. Feuz führt den Abfahrtsweltcup derzeit mit 520 Zählern an, hinter ihm kämpfen der Norweger Aleksander Aamodt Kilde (307), Dreßen (306), Vincent Kriechmayr (304) und Mayer (300) um das Disziplinenpodest. Bei einem Sieg in Saalbach würde Feuz vorzeitig zum dritten Mal in Folge die Abfahrtskugel holen.

Training nicht aussagekräftig

Das einzige Training am Mittwoch war nicht wirklich aussagekräftig. Die Geschwindigkeit war nach dem Schneefall in den Tagen davor niedrig, zudem wechselten die Witterungsbedingungen, sodass die höheren Startnummern dann bei Sonnenschein noch vorne reinfuhren. Im Gegensatz zu 2015 ist wegen neuer Liftstützen auch die Kurssetzung etwas anders.

„Und damals war es eine sehr schnelle Abfahrt“, sagte Mayer. Der 29-Jährige erhoffte sich daher, dass von weiter oben gestartet und es noch spektakulärer wird. Die Organisatoren versuchen, zumindest einen Teil des Steilhangs noch zu präparieren und ein Minitraining Donnerstagfrüh einzuschieben – ein Rennen vom Originalstart wird sich nicht ausgehen.

Kriechmayr erinnert sich gern

Neben Mayer fuhr auch Kriechmayr bisher eine starke Abfahrtssaison, neben einem Ausfall hat er durchwegs Top-Ten-Plätze zu Buche stehen, zweimal stand er als Zweiter auf dem Podest. Zuletzt in Garmisch wurde er Vierter. Die Videos von der Saalbach-Abfahrt 2015 habe er sich angeschaut. Sechster war er damals geworden. „Das war ein cooles Rennen, eine schwierige Abfahrt mit hohem Tempo, eine der schwierigsten in den letzten fünf, sechs Jahren“, sagte Kriechmayr.

Vincent Kriechmayr beim Abfahrtstraining
APA/EXPA/Johann Groder
Vincent Kriechmayr jagt in Saalbach seinen ersten Saisonsieg in der Abfahrt

„Ich bin hier das erste Mal in einer Abfahrt in die Top Ten gefahren, meines Empfindens sogar eines meiner besten Rennen bisher gefahren“, sagte Kriechmayr, der mit der hohen Nummer 40 noch Sechster und trotzdem nur viertbester Österreicher geworden war. Durch Mayer, Max Franz und Hannes Reichelt hatte das ÖSV-Team einen Dreifachsieg gefeiert.

„Die richtigen Schritte gesetzt“

Fünf Weltcup-Siege feierte Kriechmayr seither, in Aare 2018 und Wengen 2019 auch zwei in der Abfahrt. Über seine bisherige Abfahrtssaison sagte Kriechmayr: „Angefangen hat es ja ganz gut, zwischendurch war ein bisschen der Wurm drinnen, aber ich habe wieder die richtigen Schlüsse daraus ziehen können und in Kitzbühel (2.) und Garmisch (4.) die richtigen Schritte gesetzt.“

Die Technik habe zuletzt nicht zusammengepasst – Videoschauen und Training hätten ihn weitergebracht. Den Abfahrtsweltcup würde Kriechmayr deshalb noch gerne offen halten. „In erster Linie wollen wir Athleten natürlich immer den Beat schlagen, obwohl es noch sechzig andere gibt. Aber er hat eine Wahnsinnssaison geliefert. Auf alle Fälle wollen wir ihn nicht schon in Saalbach mit der Kugel herumspazieren sehen.“

Franz unterstrich als Neunter in Garmisch seinen Aufwärtstrend. „Das war bis auf den Verschneider schon sehr gut. Die Körpersprache passt. Deswegen will ich umso mehr, dass wir hier eine super Piste haben, dass wir richtig attackieren können.“ Otmar Striedinger konnte im Training mit seiner frühen Nummer auch nichts ausrichten. „Seien wir froh, dass es nur Training war, sonst würde ich mich gescheit ärgern.“

ÖSV-Aufgebot für Saalbach

Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr, Max Franz, Otmar Striedinger, Daniel Danklmaier, Christian Walder, Johannes Kröll, Christoph Krenn

Feuz gibt Favoritenrolle weiter

Der große Gejagte ist Feuz, der Mayer die Favoritenrolle zuschob. Auch, weil es in den vergangenen fünf Abfahrten dieser Saison jeweils Heimsiege gab. „Vielleicht ist man daheim eine Portion extra motiviert oder extra konzentriert. Es hat sich bis jetzt lustig ergeben. Vielleicht geht die Serie weiter, aber alle anderen Nationen werden etwas dagegen unternehmen“, sagte der Schweizer.

Über die kleine Kristallkugel machte er sich nicht allzu viele Gedanken. Auch Champagner hat Feuz noch keinen eingekühlt. „Das ist noch ein weiter Weg. Ein Sieg muss her, und das ist nicht einfach so schnell aus dem Arm gezaubert.“ Die Pistenverhältnisse seien nach Regen, Schnee und Wind zudem schwierig.