Thomas Dreßen (GER)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Dreßen gelingt in Saalbach dritter Streich

Der Nachfolger von Matthias Mayer als Gewinner einer Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm heißt Thomas Dreßen. Der Deutsche feierte am Donnerstag im Ersatzrennen für die abgesagten Bewerbe von Yanqing seinen dritten Erfolg in dieser Saison. Dreßen hielt in 1:33,05 Minuten gleich vier Schweizer, allen voran Beat Feuz, hauchdünn auf Distanz. Die Österreicher nahmen sich mit Fehlern selbst aus dem Rennen um die Stockerlplätze.

Am Ende entschieden auf der „Schneekristall“-Piste auf dem Hinterglemmer Zwölferkogel nur sieben Hundertstelsekunden für Dreßen und gegen Feuz. Mauro Caviezel hatte als Dritter nur 0,09 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Der 26-jährige Dreßen hatte heuer bereits den Saisonauftakt in Lake Louise und vor zwei Wochen sein Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen gewonnen. Der nun fünffache Sieger von Weltcup-Abfahrten ist mit drei Erfolgen in diesem Winter der bisher erfolgreichste Athlet in dieser Disziplin.

Die Österreicher spielten im Kampf um die Podestplätze hingegen keine Rolle. Vincent Kriechmayr musste sich zeitgleich mit dem norwegischen Weltmeister Kjetil Jansrud mit dem sechsten Platz (+0,54 Sek.) begnügen. Mayer, der 2015 die bisher letzte Abfahrt auf dem Zwölferkogel gewonnen hatte, landete nach einem schweren Fehler als zweitbester Österreicher auf dem elften Platz. Auf die Top Ten fehlten dem Kärntner nur zwei Hundertstel.

1. Thomas Dreßen (GER)
2. Beat Feuz (SUI)
3. Mauro Caviezel (SUI)

Mannschaftlich stark präsentierten sich hingegen die Schweizer. Auf den Plätzen vier und fünf landeten mit Carlo Janka (+0,26) und Niels Hintermann (+0,49) ebenfalls Athleten des eidgenössischen Skiverbands. Trotzdem hatte die Schweizer Party einen Schönheitsfehler: Feuz muss sich mit der Feier für den dritten Gewinn der kleinen Kristallkugel für die Abfahrt noch zumindest bis zum nächsten Rennen in Kvitfjell in drei Wochen gedulden. Der 33-Jährige geht mit 194 Punkten Vorsprung in die abschließenden beiden Abfahrten in Norwegen und dann beim Weltcup-Finale im italienischen Cortina d’Ampezzo Ende März.

Österreicher zu fehlerhaft

Bei den Österreichern hakte es hingegen immer nur in einem Streckenteil. Kriechmayr hielt oben und unten zwar mit den Schnellsten mit, riss aber in der Traverse die entscheidende Zeit auf. „Auf 28 Fahrsekunden habe ich eine Sekunde verloren“, sagte der Oberösterreicher, dem im ORF-Interview der Ärger über seine Fahrt anzusehen war, „oben war ich schnell, unten war ich schnell, aber den Mittelteil habe ich nicht so erwischt.“

Kitzbühel-Sieger Mayer lag nach zwei Zwischenzeiten sogar noch auf Kurs zur Bestzeit. Doch dann baute der 29-Jährige nach einem Sprung einen „Steher“ ein und musste damit seine Hoffnung auf eine Wiederholung des Erfolges von 2015 begraben. „Ich bin mit dem Außenski auf einer weichen Stelle gelandet, bin umgeknickt und habe mich verschnitten“, sagte Mayer, „es waren einige Zehntel, die ich da liegen gelassen habe. Das Podest wäre ohne den Fehler sicher drinnen gewesen.“

Kriechmayr verliert im Mittelteil

Der Oberösterreicher kann nur oben und unten mit den Zeiten der Schnellsten mithalten.

Auch die restlichen Österreicher konnten in den Kampf um den Sieg nicht eingreifen. Daniel Danklmaier wurde 14. (+1,10), Otmar Striedinger klassierte sich auf Rang 18 (+1,19). Christian Walder, im Training am Mittwoch noch Zweiter, kam mit 1,84 Sek. Rückstand ins Ziel und landete als 28. gerade noch in den Punkterängen. Max Franz und Johannes Kröll gingen leer aus. Apropos Training: der Schnellste des einzigen Zeitlaufes, Der Schweizer Ralph Weber, kam im Rennen zu Sturz, blieb dabei aber unverletzt.

Dreßen überrascht sich selbst

Bei Sieger Dreßen, dem am 13. Februar die Startnummer 13 Glück brachte, wirkte sich hingegen ein Fehler im oberen Teil nicht gravierend aus. Der 26-Jährige wurde von Meter zu Meter schneller und fing Feuz letztendlich noch ab. „Nach dem Schnitzer bei der ersten Zwischenzeit habe ich gedacht, jetzt ist gleich der Ski weg. Ich habe dann gemerkt, dass der Speed nicht so hoch war, und habe gedacht: Jetzt musst du es direkt probieren, jetzt fängt das Rennen neu an. Im Ziel habe ich gedacht: Spinn ich oder was?“, so der Deutsche im ORF-Interview.

Mit insgesamt fünf Abfahrtssiegen baute Dreßen seinen deutschen Rekord weiter aus. Markus Wasmaier und Sepp Ferstl sen. folgen mit je zwei Erfolgen mit Abstand auf dem zweiten Rang. „Nach Garmisch und Kitzbühel habe ich mir vorgenommen, locker drauflos zu fahren. Wie die Saison bisher gelaufen ist, ist ein Wahnsinn“, sagte der 26-Jährige, der nun sogar noch die theoretische Chance hat, Feuz im Kampf um die kleine Kristallkugel noch abzufangen. Dazu muss Dreßen allerdings in Kvitfjell und Cortina gewinnen und der Schweizer so gut wie nicht mehr punkten. „Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe“, so Dreßen.

Der erste Verlierer Feuz haderte mit dem knappen Rückstand. „Es ist immer schade, wenn es so knapp hergeht. Aber ich glaube, heute hat keiner so eine richtig perfekte Fahrt herunter gezeigt. Sicher auch, weil es nur ein Training gab auf einer Strecke, auf der man fast nie fährt. Dreßen muss man gratulieren, er hat alles am besten gemacht“, sagte der 33-Jährige. Dass ein Deutscher in einer Abfahrt vor vier Schweizern gewann, hatte es bisher übrigens erst einmal gegeben. Bei der WM-Abfahrt 1989 in Vail hatte Hans-Jörg Tauscher vor vier Eidgenossen die Nase vorne.

Verkürzte Abfahrt

Ein kleines Detail am Rande: Aufgrund der Schneefälle der vergangenen Tage konnte zwar nicht die gesamte, aber doch ein Großteil der WM-Strecke von 1991 befahren werden. Ein Training am Vormittag im oberen Teil machte es möglich. Nur um den Starthang auf der Spitze des Zwölferkogels und die ersten Tore fielen die Abfahrtsasse um. Die Fahrzeit im Vergleich zum Originalkurs verkürzte sich am Donnerstag daher um rund 20 Sekunden.

Am Freitag steht mit dem Super-G auch das zweite in China abgesagte Rennen (11.00 Uhr, live in ORF1) auf dem Programm. Der Test auf den Olympiastrecken der Spiele von Peking 2022 war aufgrund der aktuellen Coronavirus-Epidemie in China so wie viele andere Sportgroßveranstaltungen abgesagt worden.