Jakob Pöltl (San Antonio Spurs)
GEPA/Greg M. Cooper
NBA

Pöltl nützt Pause zur Selbstreflexion

Wie die meisten Athleten weltweit hat auch Österreichs Basketballstar Jakob Pöltl dieser Tage wegen der Coronavirus-Pandemie Pause. Die nützt der Center der San Antonio Spurs zum einen für seine Genesung, aber auch zur Selbstreflexion. Denn seine vierte Saison in der National Basketball Association (NBA) lief bisher nicht nach Wunsch. „Wir müssen uns in den Spiegel schauen“, sagte der Wiener im Interview mit ORF Sport via Skype.

Ausgerüstet mit Trainingsgeräten, erholt sich der 24-jährige Wiener derzeit von seiner Knieverletzung, die ihn bereits seit Anfang des Monats außer Gefecht gesetzt hatte. „Mir und meinem Knie geht es soweit ganz gut. Ich bin aktuell in der Reha-Phase, viel am Krafttrainieren. Langsam fange ich auch wieder zum Laufen an, was das Knie eben zulässt“, berichtete der österreichische Basketball-Export.

Aktuell ist völlig offen, ob die auf unbestimmte Zeit ausgesetzte NBA-Saison überhaupt fertiggespielt werden kann. Wenn doch, hofft Pöltl, dass er es mit den Spurs noch in die Play-offs schafft. „Mittlerweile brauchen wir Hilfe von anderen Teams, aber es heißt dann einfach, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen, damit es sich noch ausgeht.“ Sein persönliches Zwischenfazit fällt ähnlich aus: „Rückblickend ist diese Saison zumindest nicht so positiv wie jene davor.“

Basketballstar Pöltl erholt sich von Verletzung

Nicht nur in Europa, auch in den USA ist der Profisport zum Erliegen gekommen. Betroffen davon ist auch Jakob Pöltl, denn die NBA ist zumindest für drei Monate unterbrochen. Der Wiener nutzt nun die Zeit in San Antonio, um sich von einer Verletzung zu erholen.

Die Spurs liegen in der Western Conference aktuell nur an der zwölften Stelle, fünf Siege hinter einem Play-off-Platz. „Woran es genau liegt, ist schwer zu sagen, im Endeffekt haben wir es nie geschafft, einen guten Rhythmus zu haben, um eine Siegesserie hinzulegen. Es ist immer wieder auf und ab gegangen, wir haben ein paar Spiele gewonnen, und dann wieder ein unnötiges verloren", analysierte Pöltl.

„Es liegt an uns“

Das Potenzial für die Play-offs habe das Team von Star-Head-Coach Gregg Popovich. „Es liegt an uns, denn gegen die Superteams haben wir uns in den meisten Fällen auch gut geschlagen. Wir haben nur oft Siege liegengelassen, wo wir entweder weit in Führung waren oder gegen Teams, die wir einfach schlagen müssen, wenn wir in die Play-offs wollen. Da haben wir viel zu viele Spiele verloren", betonte Pöltl, dessen Team auf 27 Siege und 36 Niederlagen zurückblickt. Insgesamt stünden noch 19 Partien im Grunddurchgang der US-Profiliga aus.

Jakob Pöltl (San Antonio Spurs)
Reuters/USA Today Sports/Jeffrey Swinger
Pöltl spielte zuletzt im Februar und muss seither nicht nur wegen einer Knieverletzung aussetzen

Selbst zeigte sich der Center mit seiner Performance in der bisherigen Saison ebenfalls nicht zufrieden. „Auch bei mir gab es Höhen und Tiefen, in letzter Zeit ist es nicht so gut gelaufen, auch wenn ich wieder etwas am Weg nach oben war. Ich hatte aber auch schon sehr gute Phasen, alles in allem war es nicht die beste Saison“, so der 2,13 Meter große Spieler, der auch auf eine Reflexion bei seinen Kollegen hofft. „Wir müssen uns in den Spiegel schauen, wie wir die Spiele angehen.“

Free Agency noch nicht im Kopf

Möglicherweise hat Pöltl aber bereits sein letztes Spiel für die Spurs gespielt. Denn sollte der Ligabetrieb in dieser Saison nicht mehr aufgenommen werden, wäre der Wiener im Sommer vertragslos und könnte andernorts unterschreiben. Das sei aber noch nicht in seinem Kopf drin, zumal bis dahin noch Monate verstreichen werden. Auch ein Verbleib ist natürlich möglich. „Mir macht es weiterhin Spaß hier.“

Zunächst habe aber ohnehin die vollständige Genesung Priorität. „Ich habe in den vergangenen Wochen deutliche Fortschritte gemacht, zuletzt hat sich der Prozess wohl etwas verlangsamt. Aber aktuell habe ich auch keinen Stress, es gibt kein Training und keine Spiele. Ich werde mir Zeit lassen und schauen, dass alles ausgeheilt ist.“

„Weniger Menschen auf den Straßen“

Abseits vom Heimtraining bleibt Pöltl auch auf Anweisung seines Teams zu Hause und kommuniziert via Internet mit Familie und Freunden – auch, um am Laufenden hinsichtlich der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie zu bleiben. „Man merkt schon, dass weniger Menschen auf den Straßen sind, es gibt Tag für Tag Leute, die mehr und mehr zu Hause bleiben. Aber offiziell gibt es noch keine Beschränkungen“, schilderte Pöltl die Lage in Texas.

In der NBA gibt es nahezu tagtäglich neue Fälle von Spielern, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben oder Profis, die sich in Quarantäne befinden. Die Ligapause begrüßte Pöltl natürlich. „Es hat einen NBA-Spieler früh getroffen, Basketball ist ein Kontaktsport, und wir teilen uns auch einen Ball. Hier ein Spiel zu spielen wäre auch gegenüber den Fans unfair, weil man ihnen in einem Spiel auch nahekommt“, ergänzte Pöltl.

Eine Rückkehr nach Österreich steht vorerst nicht auf dem Programm, eben auch, um mit dem medizinischen Personal seines Teams vor Ort arbeiten zu können. Zwischendurch hilft die Spielkonsole oder ein Buch, um die Zeit daheim zu überbrücken. „Aber ich werde wohl bald kreativ werden müssen“, merkte Pöltl mit einem Lächeln an.