Frauen mit Gesichtsmasken vor den olympischen Ringen
Reuters/Athit Perawongmetha
Olympia

Verschiebung kostet mehrere Milliarden

Dass wegen der Coronavirus-Pandemie im Sommer 2020 keine Olympischen Spiele in Tokio stattfinden, hat gravierende finanzielle Folgen. Wann genau sie stattfinden sollen, ist auch noch offen. „Den Zeitrahmen haben wir noch nicht diskutiert“, sagte Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Das IOC ist gegen eine Absage der Spiele versichert, für wie viel Geld und inwieweit die Versicherung auch bei der Verschiebung greift, ist noch offen. Für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, in deren Vorfeld über das Zikavirus debattiert worden war, kostete die „Insurance premium for Games cancellation“ rund 13,3 Millionen Euro.

Die finanziellen Folgen für die japanischen Organisatoren erscheinen dramatischer: Einheimische Experten rechneten allein im Fall der Verschiebung mit Mehrkosten von umgerechnet 5,4 bis 5,7 Milliarden Euro. Offiziell hatte das Organisationskomitee Kosten in Höhe von rund 11,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Das National Audit Board Japans schätzte diese Summe aber unlängst als mehr als doppelt so hoch ein.

Olympiaabsage als Herausforderung

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muss bis Ende Juli 2021 einen Ersatztermin für die Olympischen Spiele finden. Diese Aufgabe stellt eine große Herausforderung für das IOC dar.

Das gehört in der Welt der Sportgroßereignisse inzwischen zum guten Ton: Zwischen zuvor errechneten und dann tatsächlichen Ausgaben liegen oft Milliarden. Während sich die reinen Organisationskosten noch einigermaßen gut beziffern lassen, lässt sich vor allem bei den Investitionen der Regierung zum Beispiel in die Infrastruktur und den Tourismus selten eine klare Grenze ziehen, was ausschließlich den Olympischen Spielen dient und was ohnehin hätte bezahlt werden müssen.

Hohe Investitionen in Hotels und Infrastruktur

Mehrere hunderttausend Olympiatouristen erwarteten die Ausrichter des Weltereignisses. Entsprechend waren die Vorbereitungen. Hunderte Hotels wurden gebaut, die Infrastruktur modernisiert, dazu die Investitionen in die Sportstätten. Im besten Fall greift nach den Spielen ein Konzept für die weitere, kostendeckende Nutzung – in der olympischen Sprache gerne „Legacy“ genannt. Als Beispiel das Olympische Dorf: Die temporären Unterkünfte für über 10.000 Sportlerinnen und Sportler sollten unmittelbar nach den Spielen in diesem Sommer entweder zerlegt oder weiter vermietet werden, größtenteils sind die Verträge dafür bereits unterschrieben.

Athletenunterkünfte in Tokio
AP/Jae C. Hong
Für viele Unterkünfte im olympischen Dorf gibt es bereits unterschriebene Mietverträge für die Nachnutzung

Auf welchen Termin die weiterhin Tokio 2020 heißenden Spiele verschoben werden, ist noch unklar. Über den neuen Zeitraum werden „die Koordinierungskommission und das Organisationskomitee“ diskutieren, sagte IOC-Präsident Bach am Dienstag bei einer Telefonkonferenz. Er hoffe, dass Olympia im nächsten Jahr „ein Fest der Menschlichkeit und eines Überstehens der Pandemie sein“ könne, meinte der 66-jährige Deutsche.

WMs 2021 könnten verschoben werden

Zur leichteren Terminfindung boten der Leichtathletikweltverband (World Athletics) und der Schwimmweltverband (FINA), bei denen 2021 Weltmeisterschaften auf dem Plan stehen, ihre Unterstützung an. World Athletics habe bereits mit den Organisatoren der WM in Oregon (USA) gesprochen. Diese hätten versichert, daran zu arbeiten, dass die Weltmeisterschaft zu einem anderen Zeitpunkt als vom 6. bis 15. August 2021 stattfinden könne – auch 2022.

Auch die FINA will mit den Organisatoren der für 2021 geplanten WM in Fukuoka über Terminspielräume sprechen. Man werde eng mit dem Organisationskomitee, dem Japanischen Schwimmverband und den japanischen Behörden zusammenarbeiten, um die Flexibilität rund um die vom 16. Juli bis 1. August 2021 angesetzten Weltmeisterschaften zu ermitteln, sollte das nötig sein, hieß es in einer Mitteilung.