Ein Fußball auf dem Rasen vor dem Tor
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Fußball

Skepsis überlagert Pläne der Topligen

Der Europäische Fußballverband (UEFA) wird in der kommenden Woche bei einer Konferenz das weitere Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie besprechen. Das Exekutivkomitee werde am 23. April in einer Videokonferenz die aktuelle Lage erörtern, bestätigte die UEFA am Dienstag auf Anfrage. Zuvor dürften Beratungen mit den 55 UEFA-Mitgliedsverbänden anstehen. Die Pläne in Europas Topligen werden unterdessen auch mit Skepsis betrachtet.

Während in England sich London und Burton upon Trent/Staffordshire als Schauplätze für das Finish der Premier League positionieren sollen, versuchen die anderen vier europäischen Topligen, die Saison auch irgend möglich zu retten – „Geisterspiele“ gelten dabei als gemeinsamer Nenner. Für die UEFA hat der Abschluss der nationalen Liga- und Cupbewerbe Vorrang. Ein Notfallplan sieht vor, dass die Spiele bis Juli oder August gehen könnten, die über die Teilnahme an der Champions League und Europa League 2020/21 entscheiden.

Die Spiele in der Königsklasse und der Europa League könnten in dieser Saison wieder aufgenommen werden, sobald die nationalen Titel entschieden sind. Das UEFA-Exekutivkomitee hatte im März die Europameisterschaft um ein Jahr auf 2021 verschoben. Von der Coronavirus-Krise sind auch Spiele in den WM-Qualifikationsgruppen, das Finale der Nations League 2021 und die Frauen-EM 2021 betroffen.

Deutschland verschafft sich Zeit

Zur gleichen Zeit wie die UEFA hat auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) geplant, weitere Maßnahmen zu verkünden. Die für Freitag geplante außerordentliche Mitgliederversammlung zu weiteren Maßnahmen in der Coronavirus-Pandemie wurde aber auf 23. April verlegt.

Damit verschafft sich die Dachorganisation der 36 Proficlubs Zeit in der Debatte über Spiele ohne Zuschauer. „Ziel der Verschiebung ist es, Clubs und DFL zusätzliche Zeit zur weiteren intensiven Vorbereitung bevorstehender Entscheidungen zu geben“, heißt es. Über das weitere Vorgehen in dieser Frage werden die 36 Clubs „auf Basis der dann aktuellen politischen Beschlusslage in Bund und Ländern in der kommenden Woche entscheiden“.

„Wir haben es nicht in der Hand“

Die deutschen Landesregierungschefs wollen am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über das weitere Vorgehen beraten. „Wir werden bereit sein. Wir haben es aber nicht in der Hand“, hatte DFL-Boss Christian Seifert zuletzt zu „Geisterspiel“-Szenarien gesagt. Das klare Ziel sei weiter eine Beendigung der Saison bis Ende Juni.

DFL-Boss Christian Seifert
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DFL-Boss Seifert bekräftigte das klare Ziel, die Bundesliga-Saison in Deutschland Ende Juni zu beenden

Die Saison in der ersten und zweiten Liga ist bis mindestens 30. April ausgesetzt. Ein Szenario sieht „Geisterspiele“ im Mai vor, um die fehlenden neun Spieltage durchzuziehen. Es geht um insgesamt 750 Millionen Euro, die den in große finanzielle Bedrängnis geratenen Clubs bei einem Saisonabbruch verloren gehen würden.

Große Skepsis in Italien

Italiens Serie A hofft zwar ebenfalls auf eine Wiederaufnahme, ein führender Gesundheitsbeamter steht diesem Ansinnen aber höchst skeptisch gegenüber. „Wenn ich einen technischen Bericht abgeben müsste, würde er nicht günstig ausfallen“, erklärte Giovanni Rezza, Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten an Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut (ISS).

Erst am Samstag hatte der Chef von Italiens Fußballverband (FIGC) seine Hoffnung geäußert, dass man mit Testungen der Oberhaus-Kicker Anfang Mai beginnen und in der Folge auch das Training wieder aufnehmen könnte. Die Meisterschaft könne dann Ende des Monats fortgesetzt werden. Für Rezza ist das eher nicht vorstellbar, wenngleich eine mögliche Erlaubnis nicht in seine Kompetenz falle: „Die Politik entscheidet.“

Frankreich plant mit Fortsetzung im Juni

Gleiches gilt für Frankreich, wo die Ausgangsbeschränkungen kürzlich bis 11. Mai verlängert wurden. Die Ligue 1 kann sich eine Fortsetzung der Meisterschaft am 3. oder 17. Juni vorstellen. Das berichtete die Zeitung „L’Equipe“ unter Berufung auf ein Dokument der Liga.

Wie „L’Equipe“ präzisierte, gehe man eher von einer Wiederaufnahme am 17. Juni aus. Die Spiele müssten ca. alle drei Tage stattfinden, damit die Liga am 25. Juli enden könnte. Somit wäre bis 2. August auch noch Zeit für die Relegationsspiele. Die Liga hätte sich zudem darauf geeinigt, den Start der neuen Saison um zwei Wochen auf 23. August nach hinten zu verschieben. Das müsse aber noch vom Französischen Verband (FFF) bestätigt werden.

Wissenschaftler in Spanien eingebunden

In Spanien hatte Ligapräsident Javier Tebas in der Vorwoche erklärt, den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb für 29. Mai oder 6. Juni anzuvisieren. Was dafür nötig wäre, versuchten drei spanische Wissenschafter in einem mathematischen Modell zu analysieren.

Die Arbeit lässt gemäß der Sportzeitung „Marca“ vor allem drei Schlüsse zu: Die gängigen PCR-Tests sollten optimalerweise jeden Tag an den Spielern durchgeführt werden, die Partien müssten in möglichst kurzen Abständen stattfinden und die sozialen Kontakte der Spieler weitestgehend eingeschränkt werden.