Szene aus dem Spiel FK Austria Wien gegen SKN Sankt Poelten vom 27.06.2020
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Austria-Rückfall als Warnschuss vor Finale

Nach vier Siegen in Serie ist die Austria wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. „Es haben heute komplett die Basics gefehlt“, sagte Trainer Christian Ilzer nach dem 2:5 gegen spusu SKN St. Pölten. Altach rückte den Wienern vor dem direkten Duell am Dienstag um Platz eins in der Qualigruppe der tipico-Bundesliga bis auf zwei Punkte nahe.

Ilzer hatte nach dem Auftritt im leeren Heimstadion viel zu bemängeln. Er kritisierte vornehmlich „schlechtes Verteidigen“, die fehlende, aber „notwendige Duellqualität“ und eine lasche Einstellung. „Wir waren viel zu säumig, viel zu nachlässig“, sagte der Steirer und monierte wenig später in Richtung seiner Spieler: „Man muss so ein Spiel am Tag davor und am Matchtag einfach auch im Kopf intensiv vorbereiten. Da war uns St. Pölten einen großen Schritt voraus.“

Die Austria war bereits vor dem Rückschlag fix für das Liga-Play-off um den letzten Europacup-Startplatz qualifiziert. Durch den Sieg bei WSG Swarovski Tirol (1:0) hat das nun auch Cashpoint SCR Altach geschafft. Platz eins, der Heimvorteil für das am 8. Juli angesetzte Halbfinale bringt, ist gleichzeitig wieder vakant. Altach ist in der Qualigruppe noch unbesiegt und hat in Wien vor Kurzem 2:0 triumphiert. „Das wird ein Vorspiel vor dem Endspiel“, kündigte Altachs Manfred Fischer an.

Alle Tore der Bundesliga-Qualifikationsgruppe

Für die Wiener Austria hat es am Samstag eine 2:5-Schlappe gegen St. Pölten gesetzt. Die Admira macht gegen Mattersburg wichtige Punkte im Abstiegskampf, und Altach besiegt Tirol.

Bissige St. Pöltner kaufen Austria Schneid ab

Für St. Pölten hatte schon die Samstag-Partie vorentscheidenden Charakter. Die Niederösterreicher reisten mit zwei mageren Punkten Vorsprung auf den Letzten, aber einer großen Portion Siegeswillen an. Zwei Runden vor Schluss sind es nun vier Punkte Abstand auf Schlusslicht WSG Tirol. „So aggressiv, wie wir heute aufgetreten sind, tut sich die Austria immer schwer. Das haben wir gewusst“, sagte der frühere Austria- und nunmehrige St.-Pölten-Coach Robert Ibertsberger. „Durch diese Aggressivität und gute Ballgewinne und gutes Umschaltspiel kann man ihnen richtig wehtun.“

Ilzer hingegen wurmte auch der Umstand, dass seine Korrekturen während des Spiels kaum fruchteten. Angetrieben vom überragenden Robert Ljubicic machten die Gäste zweimal prompt einen Rückstand wett – und spazierten gleich öfters mit „maximal schlechtem Begleitschutz“ (Ilzer) der Austrianer in deren gefährliche Zonen. „Wir waren bei den Gegentoren viel zu weit weg, es wäre keine große Zauberei gewesen, diese Situationen besser zu verteidigen. Dann kann man das Spiel mit dieser Führung auch gewinnen“, meinte Ilzer.

„Violette“ Enttäuschung auf ganzer Linie

Dabei bekam er Unterstützung von Florian Klein, der mit Blick auf die zweite Hälfte erklärte: „Wenn du so spielst, kannst du in der Bundesliga gar nichts holen.“ Der Routinier erkannte „viel zu viele Fehler mit dem Ball, und auch das Spiel gegen den Ball hat vieles vermissen lassen“. So setzte es insgesamt fünf Gegentreffer, was ergebnistechnisch so bitter wie die Derby-Klatsche gegen Rapid vor fast fünf Jahren endete. Fünf Tore hatte die Austria seit dem 2. August 2015 zu Hause nicht mehr eingeschenkt bekommen.

Cheftrainer der Austria Wien Christian Ilzer
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Austria-Coach Ilzer tat sich sichtlich schwer, seine Verärgerung zu verstecken

Es blieb die Erkenntnis, dass die Austria zwar die beste Mannschaft der Qualifikationsgruppe sein kann, sich dafür aber ständig strecken muss. „Wir haben eine zähe Saison. Da gilt es alles, was wir uns erarbeitet haben, Runde für Runde hervorzuholen. Das haben wir nicht gemacht, das enttäuscht mich“, sagte Ilzer und hoffte später, da war die Pressekonferenz gerade vorbei: „Vielleicht war es eine Watschen zur richtigen Zeit.“

Klein schloss sich an: „Vielleicht ist es zum richtigen Zeitpunkt gekommen, dass man sieht, dass man keine Chance hat, wenn man so spielt. Aber wir werden ganz sicher nicht mit einem komischen Gefühl nach Altach fahren, dort wartet ein neues Spiel.“