Lando Norris beim Grand Prix von Österreich 2020.
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Formel 1

McLaren spürt wieder Rückenwind

McLaren – bei diesem Namen kommen F1-Nostalgiker ins Schwärmen. 155 Rennsiege, acht Konstrukteurs- und zwölf Fahrertitel hat das Traditionsteam seit seinem Debüt in der Königsklasse im Jahr 1966 eingefahren. Seit dem letzten WM-Triumph im Jahr 2008 durch Lewis Hamilton fuhr McLaren allerdings seinen Ansprüchen hinterher. Mit dem Podestcoup beim Saisonauftakt in Österreich verspürt der Rennstall aber wieder Rückenwind.

Durch die Ränge drei von Lando Norris und fünf von Carlos Sainz in Spielberg verzeichnete McLaren den besten Saisonstart seit 2014, als Kevin Magnussen und Jenson Button die Plätze zwei und drei belegt hatten. Seit damals schaffte das Team, für das Ikonen wie Jamens Hunt, Niki Lauda, Alain Prost und Ayrton Senna Titel einfuhren, nur noch zweimal den Sprung auf das Podest. Sainz wurde in Brasilien 2019 ebenso Dritter wie Norris am vergangenen Sonntag.

Vor allem der Auftakt beim Grand Prix von Österreich macht den Engländern aber für den weiteren Saisonverlauf Hoffnung, dass die Talsohle der letzten Jahre, in denen sich auch der zweifache Weltmeister Fernando Alonso von 2015 bis 2018 vergeblich um einen Erfolg bemühte, endlich durchschritten ist. „Wir haben schon ein bisschen Zweifel gehabt, hätten damit nicht gerechnet“, sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. „Es ist eine super Bestätigung für die Arbeit des Teams. Einfach super, eine Riesenfreude.“

McLaren Teamchef Andreas Seidl.
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Hinter dem Mund-Nasen-Schutz von McLaren-Teamchef Andreas Seidl verbarg sich garantiert ein breites Grinsen

Wiederbelebung läuft auf Hochtouren

Seidl trat seinen neuen Job am 1. Mai 2019 an, nachdem er zuvor mit Porsche dreimal den Langstreckenklassiker in Le Mans gewonnen hatte. Nicht zuletzt aus seiner Zeit beim Formel-1-Projekt von BMW von 2000 bis 2009 sagte man ihm das Talent nach, Organisationen auf- und umbauen zu können sowie die richtigen Leute auf den richtigen Posten sich entfalten zu lassen.

Die Wiederbelebung des einst ruhmreichen Teams läuft jedenfalls auf Hochtouren. Regelmäßige Podestplätze werden schwer, da McLaren im Rennen von den Ausfällen der Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Alex Albon sowie der Zeitstrafe für Weltmeister Lewis profitierte. Im Qualifying wurde mit den Startplätzen vier und acht aber bewiesen, dass McLaren mit den besten Teams mehr als nur mithalten kann.

CoV-Krise traf McLaren mit voller Wucht

Dabei sah es vor wenigen Monaten noch gar nicht rosig für das Team aus. McLaren wurde von der Coronavirus-Krise mit voller Wucht getroffen. Nach dem „Lock-down“ brachen die Verkäufe der Straßensportwagen ein – die Kosten liefen jedoch weiter. Die Zahlungsunfähigkeit drohte. Im futuristischen McLaren-Firmensitz in Woking mussten Projekte wie der neue Windkanal und Simulator eingefroren werden, sogar Entlassungen waren nötig. 1.200 Mitarbeiter im gesamten Konzern, 70 davon in der F1-Sparte.

Erst eine Geldspritze vom Persischen Golf sicherte das Überleben. Der Mumtalakat-Staatsfonds von Bahrain, dem fast 63 Prozent an der McLaren-Gruppe gehören, organisierte bei der heimischen Nationalbank ein Darlehen von 150 Millionen Pfund (ca. 165 Mio. Euro).

Umso wichtiger ist es für McLaren, dass die Formel 1 den Notbetrieb aufgenommen hat. Dadurch kann sich die Königsklasse die nötigen TV-Gelder sichern – und Seidls Team bei entsprechenden Ergebnissen die millionenschweren Preisgelder am Saisonende.

Gereifter Norris als Zukunft des Teams

Für McLaren war es daher ein enormer Glücksfall, dass Norris bereits im ersten Rennen auf das Podium raste. „Wir haben noch viel vor uns in den nächsten Monaten“, sagte Seidl und spornt damit sein Team an, um auch bei den kommenden Rennen eine gute Figur abzugeben. „Es kommt auf harte Arbeit an“, wusste auch der 20-jährige Norris, der als drittjüngster Fahrer der F1-Geschichte einen Podestplatz holte.

Lando Norris und Team McLaren Mitarbeiter feiern den 3ten Platz beim Grand Prix von Österreich 2020.
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Lando Norris bereitete McLaren einen Saisonauftakt nach Maß und sorgte für viel Freude

Der junge Mann aus Somerset im Südwesten Englands steht auch für die Zukunft des Teams. Sainz verlässt McLaren und ersetzt Sebastian Vettel bei Ferrari. Dafür wird 2021 der Australier Daniel Ricciardo neuer Teamkollege von Norris. „Er hat einen super Schritt gemacht über den Winter“, lobte Seidl dessen Entwicklung. „Er ist deutlich gefestigter als Persönlichkeit, mit ihm können wir noch viel Spaß haben.“

Und Norris hat mit Rang drei in Spielberg noch lange nicht genug und strebt nach Höherem. „Mein erstes Podium ist nicht mein einziges Ziel in der Formel 1“, stellte Norris selbstbewusst klar. „Ich will Rennen gewinnen.“ Bei der zweiten Auflage in Spielberg an diesem Sonntag (15.10 Uhr, live in ORF1) kann er den nächsten Versuch unternehmen.