Flaggen von SV Mattersburg und Burgenland
GEPA/Michael Meindl
Bundesliga

Mattersburg sucht fieberhaft Geldquellen

Als am Dienstag nach Bekanntwerden des Bankenskandals die ersten Schockwellen über Mattersburg hinwegbrausten, haben sich beim Bundesligisten flott die Vorhänge geschlossen. Davor trat bis jetzt nur Franz Ponweiser. „Der aktuelle Vorstand versucht derzeit, den Sponsorentfall zu kompensieren. An dem wird mit Hochdruck gearbeitet“, sagte der Coach am Freitag zur APA.

Ponweiser wollte in diesen Tagen seine Vertragsverlängerung als Trainer bekanntgeben. Durch die jüngsten Entwicklungen um den Rücktritt des Vereinspräsidenten Martin Pucher, der als mittlerweile zurückgetretener Chef der Mattersburger Commerzialbank im Mittelpunkt des jüngsten Bankenskandals steht, kam alles anders. Der SVM steht seitdem nicht nur ohne seinen jahrzehntelangen Boss, sondern auch ohne den Großsponsor Commerzialbank da. Deren Bilanzen sind mutmaßlich jahrelang falsch geführt worden.

Die übrigen Vorstandsmitglieder des Clubs versuchen nun offenbar, das große Loch im Budget zu füllen. „Jeder versucht, seine Kontakte spielen zu lassen“, sagte Ponweiser. Er wisse nicht, wie beträchtlich der Verlust sei, meinte Ponweiser weiter. Viele Kleinsponsoren sind aber selbst wirtschaftlich eng mit der Bank verbunden, und auch die Clubkonten werden bei der geschlossenen Commerzialbank vermutet. Beim Verein stellt sich daher zunehmend die Liquiditätsfrage.

Mattersburg-Trainer Franz Ponweiser
GEPA/Walter Luger
Coach Ponweiser und seine Spieler stehen in Mattersburg vor einer ungewissen Zukunft

Unruhe bei den Spielern

Hinter vorgehaltener Hand wird von einer Blase berichtet, deren Platzen einige Mitarbeiter nun doppelt trifft: Sie waren zuletzt bei der Bank und beim Club angestellt. Die Unsicherheit sei auch unter den Kaderspielern groß, berichtete Trainer Ponweiser. „Die Spieler sind natürlich beunruhigt, wie es weitergeht. Das ist verständlich, es geht um ihren Arbeitsplatz. Nur: Mit dem hat niemand rechnen können.“

Ponweiser rate den Spielern, was er derzeit auch Medien kundtut: „Abwarten, bis wir wissen, wie es tatsächlich weitergeht.“ Dass die Kaderplanung derzeit auf Eis liegt, beunruhigt Ponweiser, der auch Sportlicher Leiter beim Club ist, derzeit – noch – weniger.

„Wir haben genug Spieler unter Vertrag, wir haben eine konkurrenzfähige Mannschaft. Aber natürlich müssen wir das Budget kennen.“ Im besten Fall droht für die kommende Saison eine erneute, saftige Kürzung. „Wir waren schon auf der Sparwelle, die wurde uns vom Präsidenten ohnehin vorgegeben. Jetzt müssen wir schauen, ob wir mit der nächsten Sparwelle durchkommen oder nicht.“

Informationen an Senat 5 bis nächsten Freitag

Bis zum kommenden Freitag müssen die Burgenländer ihre finanzielle Situation an den Senat 5 der Bundesliga melden. Im Idealfall soll dann feststehen, wer Puchers Nachfolger wird. Richard Woschitz, ein in der Baubranche tätiger Unternehmer und derzeit Vizepräsident des SVM, wird das am ehesten zugetraut. Die Vorstandsmitglieder gaben auch nach einer Sitzung am Donnerstagabend bis Freitagnachmittag keine offizielle Stellungnahme ab.

Frist für SV Mattersburg

Die Fußballbundesliga gibt Mattersburg eine Woche Zeit, um zu klären, ob und wie es weitergeht.

Ob die derzeitige Lage akut existenzbedrohend sei, wollte Trainer Ponweiser nicht beurteilen. Durch das Aussetzen der finanziellen Kriterien im Lizenzierungsverfahren wegen der Coronavirus-Krise würde Mattersburg im Falle eines Sanierungsverfahrens kein Zwangsabstieg drohen, sondern einen Abzug von sechs Punkten für die kommende Saison sowie eine Personalkostenbremse. Bei einem Konkurs oder Lizenzverzicht würde für Mattersburg der Zwangsabstieg folgen.