Marc-Andre Dorion (Capitals) und Juha Johannes Jaervenpaeae (Dornbirn)
GEPA/Oliver Lerch
Eishockey

Clubs bangen um „Lebenselixier“ Fans

Ab 28. September soll es der in obersten heimischen Eishockeyliga wieder rundgehen. Als bet-at-home ICE Hockey League wollen die Clubs nach der Coronavirus-Pandemie durchstarten. Doch vorerst geht bei den Vereinen die Angst um, den Profibetrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Denn die behördlichen Auflagen in Bezug auf das finanzielle „Lebenselixier“ Fans bringen die Clubs gehörig in die Bredouille.

Theoretisch wären ab September bei Indoor-Veranstaltungen – also auch im Eishockey – wieder maximal 5.000 Fans möglich, sofern es die Verhältnisse in der jeweiligen Austragungsstätte erlauben. In der ICE Hockey League verfügen die meisten Hallen nicht einmal über ein derartiges Fassungsvermögen. Einzig in Wien (7.000) und bei Neuling Bratislava (10.110) könnte man unter Einhaltung der Abstandsregeln im Idealfall fast vor 5.000 Fans spielen.

So hat etwa der HC Innsbruck bei der Hallenbegehung durch die zuständige Behörde erfahren, dass nur knapp 400 Fans bei Heimspielen zugelassen wären. „Die Zuschauer, die Gastronomie, das Merchandising – also alles, was mit dem Fan zusammenhängt, ist ein Faktor bei uns. Bei uns wäre das unmöglich, wenn wir ohne Zuschauer spielen müssten“, sagte Dornbirn-Manager Alexander Kutzer vor wenigen Tagen im ORF-Interview – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Erste Bank Arena
GEPA/Philipp Brem
Die Erste Bank Arena in Wien ist eine der wenigen Hallen, die ein Fassungsvermögen von mehr als 5.000 Plätzen hat

Clubs „nackig hängen gelassen“

Gegenüber der APA erklärte der Vorarlberger, dass die „vielen dehnbaren Begriffe im Verordnungstext es unmöglich machen, ein realistisches Budget für die neue Saison zu erstellen. Wir wollen ja und werden am 28. September Eishockey spielen, das ist unser Ziel und Anliegen. Aber es muss uns jemand auch die Möglichkeit geben, dass wir wirtschaftlich überleben können“, appellierte Kutzer an die Regierung. „Eine solche wirtschaftliche Basis gibt es derzeit nicht“, bestätigte auch Innsbruck-Obmann Günther Hanschitz.

„Man hört von der Regierung immer, wir dürfen 5.000 Zuschauer reinlassen. Was aber nicht dazu gesagt wird, unter welchen Rahmenbedingungen und zu welchen Kosten diese möglich sind“, stellte Kutzer dazu klar. „Wenn es um Erfüllung sozialpolitischer Aufgaben geht, wie Botschafter für die Jugend, Nachwuchsarbeit etc., schmückt man sich gerne mit uns, wenn es aber um Risiken und Haftungen sowie das Überleben der Vereine und genau dieses Nachwuchses geht, wird man einfach im kalten Wind der Realität ‚nackig‘ hängen gelassen.“

Keine hohen TV-Gelder

Bei Rekordmeister KAC bangt man ebenfalls vor einer zu starken Reduzierung der Fananzahl auf den Tribünen. „Der wichtigste Faktor sind die Zuschauer“, sagte KAC-Manager Oliver Pilloni. Auch in Klagenfurt sei aufgrund der Unklarheit über die Anzahl der zugelassenen Fans derzeit keine seriöse Finanzsaisonplanung möglich. „Du kannst kein Budget machen, wenn man nicht weiß, wie viele Zuschauereinnahmen wir haben werden“, sagte Pilloni und verwies auch auf die im Vergleich zum Fußball fehlenden Fernsehgeldmillionen und Ablösesummen.

Klagenfurt-Fans im Stadion, Meisterfeier 2019
GEPA/Daniel Goetzhaber
Meisterfeiern vor vollem Haus, so wie 2019 in Klagenfurt, wird es kommende Saison nicht spielen

„Wir haben nicht 30 Millionen TV-Gelder wie in der Schweiz“, sagte Franz Kalla, der Manager der Vienna Capitals. Der Club war vergangene Saison mit Zuschauerzahlen von weit über 5.000 laut Kalla auf Rekordkurs. „Die Zuschauereinnahmen sind essenziell wichtig“, sagte der Caps-Manager. Ein Ausfall täte „wahnsinnig weh“. Kalla meinte jedoch, Jammern helfe nicht. „Wir müssen uns adaptieren, umdenken und lernen.“ Pilloni wünscht sich eine möglichst rasche Entscheidung über die erlaubten Zuschauerkapazitäten: „Jetzt wird es langsam Zeit. Ich muss wissen, ob 1.000 oder 2.000 kommen dürfen, damit ich kalkulieren kann.“

Hoffen auf Hilfsgelder

Kritik an der langen Dauer der Entscheidungsfindung der Verantwortungsträger übte der Klagenfurter jedoch nicht. „Ich habe Verständnis für die Politik, da gibt es so viele Dinge zu beachten.“ Hilfsgelder für die Clubs seien aber sehr wohl nötig, bekräftigte Pilloni ebenso wie Kutzer. „Und da reden wir nicht von Unsummen“, sagte der Manager der Dornbirner, der wie sein Innsbrucker Kollege Hanschitz für einen Ausfallhaftungsbetrag plädierte, um das Überleben der Clubs zu sichern.

Im Gegensatz zu Mitkonkurrenten hat der KAC, der von Gönnerin Heidi Horten unterstützt wird, aktuell keine entfallenen Sponsorengelder zu verzeichnen. Allerdings gebe es kleinere Partner, die angekündigt haben, dass es nächste Saison wegen der Wirtschaftskrise schlechter ausschaue, so Pilloni. Aufgrund der offenen Budgetsituation sei die aktuelle Ligatransfersperre für ihn nicht relevant. „Wie soll ich Spieler verpflichten?“, fragte Pilloni. Der aktuelle Kader des Rekordmeisters sei dennoch breit aufgestellt, und man könne auch auf Leute aus dem Farmteam zurückgreifen.

Der KAC hatte in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von 3.600 Fans. „Wenn es stattdessen 2.000 sind, muss ich das Budget dahingehend anpassen", sagte Pilloni.“ Es mache dabei aber natürlich einen Unterschied, ob der KAC mit 2.000 Fans auskommen müsse oder ein Club, der sowieso weniger Fanzuspruch habe. Eine Reduzierung auf wie in Innsbruck vorgesehen knapp 400 gehe aber keinesfalls, so Pilloni.

Loch im Budget nach Abbruch

Die Graz 99ers warten noch auf die Begehung ihrer Eishalle. „Wir sind im ständigen Kontakt mit der zuständigen regionalen Behörde. Eine Begehung wurde in zwei Wochen fixiert, inklusive Präsentation des Sicherheitskonzepts für Zuseher“, wurde General Manager Bernd Vollmann am Mittwoch in der APA zitiert. Die Grazer hoffen ebenfalls auf eine baldige Entscheidung, um endlich besser planen zu können.

„Wir sind im regelmäßigen Austausch, müssen aber weiterhin abwarten, wie und in welchem Ausmaß Zuseher in die Halle dürfen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es zwei mögliche Optionen: mit Maske, dann könnte man vermutlich die kompletten Sitzplätze nutzen, oder mit einem entsprechenden Abstand. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir diese Hürden gemeinsam meistern werden“, meinte Vollmann.

„Ein großes Problem“, nicht nur für die 99ers, „sind noch immer die Ausfälle der abgelaufenen Saison. Bis zum heutigen Tag gab es hier noch keinen Schadensersatz, obwohl uns dieser zugesagt wurde. Die Vereine sind auf diese Ausgleichszahlungen angewiesen, da die fehlenden Play-off-Spiele ein Loch ins Budget gerissen haben“, sagte Vollmann