Brandon Williams (Manchester United) und Dominik Frieser (LASK)
GEPA/Manfred Binder
Europa League

LASK hofft auf würdigen Abschluss

Ein spannender Schlagabtausch ist im verspäteten Rückspiel des Achtelfinales der Europa League zwischen Manchester United und dem LASK angesichts des Hinspiels nicht zu erwarten. Nach der 0:5-Abfuhr Anfang März geht es für die Linzer am Mittwoch (21.00 Uhr) in Old Trafford erstens um den würdigen Abschluss einer sensationellen Europacup-Reise und zweitens um ein Einstandsgeschenk für Trainer Dominik Thalhammer.

Dass der englische Rekordmeister aus Manchester nach dem 5:0 im Hinspiel noch ins Stolpern kommt, davon wagt in den LASK-Reihen vor dem Auftritt im „Theatre of Dreams“ niemand zu träumen. Beim Pflichtspieldebüt von Thalhammer als LASK-Trainer erhofft sich der Vierte der abgelaufenen Bundesliga-Saison mit einer guten Leistung Rückenwind für die bald startende neue Saison. „Es kann einen Motivationsschub geben, wenn wir es schaffen, mit einer sehr guten Leistung zu spielen, und das Resultat auch ein gutes Ergebnis ist“, sagte Thalhammer vor dem Abflug in Linz.

Die Ausgangslage bezeichnete der Nachfolger des entlassenen Valerien Ismael nicht nur aufgrund des Hinspielergebnisses und der Rahmenbedingungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie als sehr speziell. „Normal startet man in eine Vorbereitung und hat fünf oder sechs Wochen Zeit, die Mannschaft auf das erste Pflichtspiel vorzubereiten. Und jetzt nach zwölf Tagen steht Manchester United mit Weltklassespielern da. Das ist schon eine riesige Challenge“, so der Oberösterreicher.

Manchester-United-Spieler jubeln
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Im Hinspiel ließ Manchester United den Linzern nicht den Funken einer Chance

United wohl mit C-Elf

Angesichts der Ausgangslage wird sich die Anzahl an Weltstars auf dem Rasen des Old Trafford aber in Grenzen halten. Denn fast fünf Monate nach dem 0:5 im Geisterspiel auf der Gugl wird der LASK ebenfalls vor leeren Rängen im altehrwürdigen Old Trafford auf eine bessere B- oder sogar C-Elf treffen. Es ist davon auszugehen, dass Trainer Ole Gunnar Solskjaer wenige Tage nach dem Kurzurlaub prominente Namen wie Anthony Martial, Paul Pogba, Marcus Rashford und Jungstar Mason Greenwood schonen wird.

Europa League, Achtelfinale, Rückspiel

Mittwoch, 21.00 Uhr:

Manchester United – LASK

Old Trafford, SR Sidiropoulos (GRE)

Manchester: Romero – Dalot, Bailly, Lindelöf, Williams – McTominay, Fred – Lingard, Mata, James – Ighalo

LASK: A. Schlager – Wiesinger, Trauner, Ramsebner/Filipovic – Ranftl, Holland, Michorl, Andrade – Frieser, Raguz, Balic

Hinspiel: 5:0

Ob Bruno Fernandes spielt, mit dem es der LASK zum dritten Mal in dieser Saison zu tun bekäme, ist ebenso fraglich. Seit dem United-Debüt des Portugiesen, der von LASK-Gruppengegner Sporting Lissabon nach Manchester gewechselt war, am 1. Februar ist der Tabellendritte der abgelaufenen Saison der Premier League 14 Ligaspiele ungeschlagen. Gäbe es eine „Bruno-Fernandes-Tabelle“, wäre Manchester United zwei Punkte vor Lokalrivalen City Spitzenreiter.

Egal wer spielt, Kapitän Gernot Trauner erwartet einen sehr starken Gegner. „Ich denke, auch der zweite Anzug sitzt bei Manchester sehr gut. Wir werden auf jeden Fall Außenseiter sein“, so der Verteidiger. Das erste Testspiel wurde gegen Senica mit 0:2 verloren. Der Abwehrchef war dennoch optimistisch. „Wir haben schon an einigen Schrauben drehen können. Natürlich wird noch nicht alles funktionieren, aber ich glaube, wir kommen schön langsam wieder in Fahrt“, sagte Trauner.

Thalhammer auf Erkenntnisgewinn aus

Auch Thalhammer sah seine Auswahl gewappnet. „Die Mannschaft ist bereit, alles zu geben und an ihr Limit zu gehen. Man wird im Laufe des Spiels sehen, wo die Grenzen sind und ob wir die Intensität, die notwendig ist, 70, 80 oder 90 Minuten durchhalten“, sagte der 49-Jährige, der auf einige Leistungsträger verzichten muss. Thomas Goiginger und Marvin Potzmann sind noch nicht fit, die Neuzugänge Jewhen Tscheberko, Mamoudou Karamoko, Mads Emil Madsen und Lukas Grgic für die Europa League nicht spielberechtigt.

Der langjährige Coach des Frauen-Nationalteams ist gegen das Topteam aus England vor allem auf Erkenntnisgewinn aus. „Wie oft funktioniert unser Pressing? Wie viele Ballgewinne haben wir? Wie oft funktioniert unser offensiver Plan gegen diesen Gegner?“ Mit einer solchen Herangehensweise denke man weniger ans Ergebnis. „Und wenn diese Prozesse oft funktionieren, dann ist auch ein gutes Ergebnis die logische Folge“, sagte Thalhammer.

United mit höflichem Understatement

Nicht nur der auf dem Papier bestehende Klassenunterschied zwischen ManUnited und dem LASK, auch die Statistik sprechen gegen ein Linzer Wunder. Kein Team in der Europacup-Geschichte hat bisher einen Fünftorevorsprung nach dem Hinspiel noch verspielt. Die üblichen Anstandsbekundungen gab es von englischer Seite trotzdem. „Wir haben eine 5:0-Führung, aber der LASK ist ein gutes Team, wir müssen achtsam sein“, mahnte der Brasilianer Fred auf der Clubwebsite. Sein Team solle ohne viel Risiko auf einen Treffer und den Sieg spielen. „Auf diese Weise besteht kein Risiko.“

In seinem Selbstverständnis denkt der englische Rekordmeister schon an das Finalturnier im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Auf den Aufsteiger wartet im Viertelfinale nächsten Montag in Köln der türkische Meister Istanbul Basaksehir oder der FC Kopenhagen (Hinspiel 1:0). Die Europa League ist für United 2019/20 die letzte Titelchance. „Ich will diese Trophäe gewinnen. Wir sind nahe dran, und wir werden unser Bestes geben, um als (Europa League) Sieger dazustehen“, sagte Fred.