Thomas Murg (Rapid)
GEPA/Mathias Mandl
Champions League

Rapid sieht sich in Gent als Außenseiter

Rapid will dem Traum Champions League am Dienstag (20.30 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) wieder einen Schritt näher rücken. Beim belgischen Vizemeister KAA Gent kämpfen die Hütteldorfer in der leeren Ghelamco Arena um den Einzug ins Play-off. Die Formkurve spricht für Österreichs Rekordmeister. Im Lager der Wiener will man allerdings von einer Favoritenrolle nichts wissen und sieht sich als Außenseiter.

„Sie sind leichter Favorit, weil sie bessere Möglichkeiten als wir haben. Wir wollen dort aber alles daran setzen, um in die nächste Runde zu kommen, und dafür brauchen wir einen guten Tag“, sagte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer vor dem Abflug.

Auch der zuletzt beim 4:1-Heimsieg gegen die Admira zum Bundesliga-Start überzeugende Offensivspieler Thomas Murg sah das ähnlich. „Wir werden Außenseiter sein, aber ich denke, wenn wir eine Leistung bringen wie gegen Admira, wenn wir so ruhig bleiben und wenn wir defensiv so gut arbeiten, dann gibt es auf jeden Fall gute Chancen, dass wir auch weiterkommen können.“

Rapid trifft auf Gent

Rapid ist in der Champions-League-Qualifikation in Belgien gefordert. Während bei Gegner Gent nach der Trainerentlassung Chaos herrscht, wollen die Rapidler das Selbstvertrauen vom gelungenen Saisonstart zum Aufstieg nutzen.

Kapitaler Fehlstart und Trainerentlassung

Rapids Saisonstart ist mit dem siegreichen Auftakt in der CL-Quali (1:0 bei Lok Zagreb), dem ÖFB-Cup (5:0 gegen St. Johann im Pongau) und eben der Liga vollauf gelungen. Bei Gent hingegen herrscht Chaos. Nach fünf Runden hat man nach einem Sieg und gleich vier Niederlagen erst drei Punkte auf dem Konto. Statt ganz vorne um den Titel zu kämpfen, befindet man sich derzeit als 16. und Drittvorletzter in einer ganz anderen Tabellenregion.

Ein Tag vor dem Match gegen Rapid gab man jedenfalls die Trennung von Trainer Laszlo Bölöni bekannt. Der Rumäne war damit nicht einmal einen Monat im Amt. Die Entscheidung kam nicht überraschend, hatte es doch viel Kritik auch an der taktischen Ausrichtung unter Bölöni gegeben – etwa auch von Stürmer Roman Jaremtschuk. „Wir spielen wie eine Zweitligamannschaft, die Art, wie wir Fußball spielen, ist einfach schlecht“, hatte der Ukrainer gemeint. Als Folge wurde der wertvollste Gent-Spieler für das jüngste Ligaspiel aus dem Kader gestrichen. Nun hat Bölöni den Machtkampf verloren.

CL-Qualifikation, dritte Runde

Dienstag, 20.30 Uhr, live in ORF1

KAA Gent – Rapid Wien

Ghelamco Arena, SR Ekberg (SWE)

Aufstellungen:

Gent: Roef – Castro-Montes, Arslanagic, Ngadeu-Ngadjui, Fortuna – Dorsch, Owusu, Kums – Jaremtschuk, Depoitre, Chakvetadze

Rapid: Strebinger – Stojkovic, Greiml, Hofmann, Ullmann – D. Ljubicic, Petrovic – Murg, Fountas, Arase – Kara

Sieger im Champions-League-Quali-Play-off, Verlierer in Europa-League-Gruppenphase

Die Atmosphäre im und rund um das Team mache eine weitere Zusammenarbeit unmöglich, gab der Vizemeister am Montag die sofortige Absetzung Bölönis, der erst im August die Nachfolge von Jess Thorup angetreten hatte, bekannt. Zum Interimscoach ernannt wurde Kotrainer Wim de Decker.

Sollte Jaremtschuk gegen Rapid wieder eingesetzt werden, ist das für Kühbauer kein Problem. „Er ist technisch unglaublich beschlagen und hat die totale Ruhe am Ball. Aber ein Spieler allein kann ein Match nicht entscheiden, das ist bei uns nicht anders“, so der Coach.

Kvilitaia auf dem Abstellgleis

Nach der 1:2-Niederlage in der Liga gegen Eupen konnte man in den Wortmeldungen der Spieler wenig Positives hören. „Unsere Situation ist alles andere als ideal. Im Moment ist unser Problem, dass wir zu wenig Chancen kreieren“, sagte Mittelfeldspieler Sven Kums. Mit ein Grund ist, dass Kapitän Vadis Odjidja-Ofoe wegen eines positiven CoV-Tests zuletzt nicht spielen durfte und am Dienstag zunächst nur auf der Bank sitzt.

Fix nicht dabei gegen Österreichs Vizemeister ist der georgische Teamstürmer Giorgi Kvilitaia, der vor zwei Jahren von den Grün-Weißen aus Wien zu den Blau-Weißen nach Gent gewechselt war. Der nicht auf Gents Europacup-Spielerliste aufscheinende 26-Jährige steht bei den Belgiern auf dem Abstellgleis und laut Medienberichten kurz vor einem Transfer zum zyprischen Verein Anorthosis Famagusta.

Giorgi Kvilitaia
APA/AFP/Belga/Bruno Fahy
Giorgi Kvilitaia (im gelben Trikot) wird nicht gegen seinen Ex-Verein Rapid spielen

Bei Rapid steht neben den Langzeitverletzten Christopher Dibon und Philipp Schobesberger auch der angeschlagene Thorsten Schick nicht zur Verfügung. Der zuletzt gegen die Admira ebenfalls fehlende Kelvin Arase meldete sich hingegen rechtzeitig fit.

Kühbauer vergleicht Gent mit dem LASK

Im Vergleich zum Duell mit den Südstädtern erwartete Kühbauer eine „weitaus schwierigere“ Partie. „Das wird ein komplett anderes Spiel, sie sind schon eine Nummer besser als die Admira“, ist sich der Burgenländer bewusst. In der Bundesliga verglich er Gent am ehesten mit dem LASK. „Sie haben eine robuste, physische Mannschaft, die gute Spieler in den Reihen hat. Da muss jeder Spieler von Anfang an da sein und voll in die Zweikämpfe gehen“, forderte der Rapid-Trainer.

Zu viel will man sich mit dem Champions-League-Achtelfinalisten von 2016 aber gar nicht beschäftigen. „Wir müssen sehr aktiv sein. Ich will von der ersten Minute an sehen, dass wir das Kommando übernehmen wollen, gute Aktionen spielen und Tore machen“, gab Kühbauer die Marschroute vor. Dejan Ljubicic, der zuletzt seinen Verbleib bei Rapid bestätigte, führt die Wiener wieder als Kapitän aufs Feld. „Sie sind der Favorit, aber wir werden alles reinhauen, damit wir dort auch gewinnen“, sagte der Mittelfeldspieler.

Die beiden Teams treffen zum ersten Mal überhaupt im Europacup aufeinander. Der Sieger zieht ins Quali-Play-off der Champions League (22./23. und 29./30. September) ein, für den Verlierer geht es in der Gruppenphase der Europa League ab 22. Oktober weiter.