Patson Daka (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Champions League

Salzburg kämpft gegen CoV und „Qualifluch“

Wieder einmal nimmt Österreichs Aushängeschild Salzburg Anlauf auf die Gruppenphase der Champions League. Im Vorjahr fix qualifiziert, muss man es diesmal wieder „auf die harte Tour“ in die Königsklasse schaffen – ein Weg, der in den bisherigen elf Versuchen stets vorzeitig endete. Von einem „Qualifluch“ war schon die Rede. Angst haben die Salzburger keine. „Das ist überhaupt kein Thema“, so Sportdirektor Christoph Freund.

Zweimal scheiterte man dabei an israelischen Teams, 2009 wurde Maccabi Haifa, 2010 Hapoel Tel Aviv zum Stolperstein. Am Dienstag (21.00 Uhr) ist es wieder so weit, denn da wartet Maccabi Tel Aviv im Auswärtshinspiel. Freund macht sich keine Sorgen, dass die Schatten der Vergangenheit über seinem im Sommer fast unveränderten Team liegen.

Auch die prekäre Coronavirus-Situation in Israel und der Lockdown flößen den Salzburgern keine Angst ein. „Wir haben keine Angst vor dem Coronavirus und sind bereit“, erklärte Trainer Jesse Marsch am Montagabend. Die Gastgeber werden geschwächt antreten. Bei Maccabi wurden im unmittelbaren Vorfeld der Partie neun Spieler positiv getestet – zuletzt Eduardo Guerrero und Dor Turgeman.

Maccabi-Trainer Georgios Donis kann damit nur mehr auf 17 Spieler zurückgreifen. Gemäß den UEFA-Regeln müssen 13 Feldspieler plus zwei Torhüter gesund sein, um eine Partie durchzuführen. Zudem dürfen unbegrenzt junge Spieler auf einer B-Liste nachnominiert werden.

Salzburg hebt nach Tel Aviv ab

Trotz positiver Coronavirus-Fälle bei Maccabi Tel Aviv ist Salzburg am Montag die Reise nach Israel zum Champions-Play-off-Match angetreten. Das Spiel am Dienstag soll stattfinden.

„Es ist für den Gegner im Moment relativ schwierig“, meinte Marsch, der sich in der Vorwoche öffentlich gegen den Spielort Israel positioniert hatte. „Aber in dem Moment, in dem die UEFA gesagt hat, dass wir in Tel Aviv spielen, war es für mich kein Problem“, versicherte er. Trotz der ungewöhnlichen Ausgangslage war der US-Amerikaner überzeugt: „Maccabi hat eine super Mannschaft. Wir sind nicht naiv. Wir verstehen, dass wir kämpfen müssen.“

„Qualitrauma“ kein Thema

Von einem „Qualitrauma“ wollen die Salzburger nichts wissen, obwohl alle elf Versuche, die Königsklasse seit dem Red-Bull-Einstieg 2005 via Qualifikation zu erreichen, gescheitert sind. „Ich glaube, dass in der Vergangenheit viele im Verein hier Stress und Angst vor so einer Qualirunde hatten, weil sie es nicht geschafft haben. Aber im Moment haben wir eine Gruppe, die versteht, was Champions League ist und dieses Spiel bedeutet. Das ist ein Vorteil für uns.“

Freund hob die vergangenen Erfolge hervor. „Die letzten Jahre waren wir international extrem erfolgreich, das hat sich immer wieder auch wie die Champions League angefühlt“, so Freund, der die Erfahrung, die man in 54 Europacup-Spielen allein in den jüngsten vier Saisonen sammeln konnte, betonte. „Der Zeitpunkt (des Ausscheidens, Anm.) war natürlich immer wieder bitter, aber die Champions League letzte Saison hat für vieles entschädigt. Wir haben so viel positive Energie gespürt.“

Dass sich der Kader im Vergleich zur Vorsaison mit der Ausnahme von Hwang Hee Chan fast unverändert präsentiert, sei „grundsätzlich eine sehr positive Ausgangssituation, aber das garantiert dir nicht den Erfolg“, erklärte Freund und verwies auf den vergangenen Winter. „Da haben wir auch ein richtig gutes Gefühl gehabt und dann kurzzeitig ein blaues Wunder erlebt. Und im vergangenen Sommer hatten wir sehr viele Veränderungen und haben einen starken Herbst gespielt. Wir dürfen jedenfalls nicht glauben, dass das ein Selbstläufer wird.“

Champions-League-Play-off

Hinspiel, Beginn 21.00 Uhr:

Maccabi Tel Aviv – Salzburg

Bloomberg Stadion, SR Oliver (ENG)

Mögliche Aufstellungen:

Maccabi: Tenenbaum – Bitton, Tibi, Yeini, Baltaxa, Davidzada – Barsky, Biton, Golasa – Ben Haim, Shechter

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Okugawa, Bernede, Mwepu, Szoboszlai – Koita, Daka

Rückspiel am 30. September, Gewinner in CL-Gruppenphase

Respekt vor dem Gegner

Maccabi sei trotz der Coronavirus-Probleme keineswegs zu unterschätzen, befand Freund. Die Truppe des griechischen Trainers Donis war zuletzt zweimal in Folge Meister, mit Itay Schechter steht auch jener Mann im Kader, der mit einem Treffer 2010 maßgeblichen Anteil an der Eliminierung der „Bullen“ durch Hapoel Tel Aviv hatte. In die neue Saison der israelischen Liga startete Maccabi allerdings nur mit einem Punkt aus zwei Partien, in der CL-Quali setzte man sich gegen den FC Riga, Suduva Marijampole und Dinamo Brest durch.

„Sie haben eine sehr gute letzte Saison gespielt, haben clevere, erfahrene Spieler, auch wenn sie nicht so bekannt sind. Das wird nicht einfach“, sagte Freund. „Es liegt an uns, wie wir die Spiele bestreiten. Ich bin überzeugt, dass wir viel Power und viel Speed und die besseren Spieler haben, und wenn wir unser Potenzial abrufen, dann können wir das schaffen.“

Planänderung bei Maccabi

Mit Dor Peretz, Avi Rikan, Daniel Peretz, Nick Blackman, Enric Saborit, Yonatan Cohen, Dan Glazer, Guerrero und Turgeman werden bei Maccabi wie erwähnt neun Spieler fehlen. „Ich bin nicht hier, um Ausreden zu suchen. Wir haben genug bereite Spieler“, erklärte Donis, der aber auch sagte: „Wir haben den ursprünglichen Plan für das Spiel geändert.“

Defensivroutinier Eitan Tibi beschwor den Glauben und den Zusammenhalt und erinnerte an den jüngsten Einzug in die CL-Gruppenphase 2015/16. Damals eliminierte Maccabi im Play-off mit einem Heim-1:1 und einem Auswärts-2:2 den FC Basel. „Gegen Basel hatten wir keine Chance, aber wir haben etwas getan, an das niemand geglaubt hat“, sagte der 32-jährige israelische Nationalspieler.