Ski alpin

Saison beginnt mit ÖSV-Schlappe

Die neue alpine Weltcup-Saison in Sölden hat auch bei den Männern mit dem bisher schlechtesten Ergebnis in der Geschichte der Rennen auf dem Rettenbachferner begonnen. Nach Platz 15 von Katharina Truppe am Samstag musste sich am Sonntag im Riesentorlauf der Männer Stefan Brennsteiner als bester Österreicher mit dem 17. Platz begnügen. An der Spitze des Klassements gab es mit dem Norweger Lucas Braathen einen Premierensieger.

Der 20-jährige Braathen, der vergangenen Winter bereits mit einem vierten Platz im Slalom von Kitzbühel aufgezeigt hatte, verbesserte sich mit der zweitbesten Laufzeit im zweiten Durchgang vom fünften Platz noch auf Rang eins und durfte seinen ersten Weltcup-Sieg bejubeln. Rang zwei ging mit nur fünf Hundertstelsekunden Rückstand an den Schweizer Marco Odermatt, der sich als Schnellster der Entscheidung von Platz sieben noch auf das Podest katapultierte. Dritter wurde mit dem Halbzeitführenden Gino Caviezel (+0,46 Sek.) ebenfalls ein Schweizer. Kleiner Trost für den 28-Jährigen: Caviezel stand erstmals in seiner Karriere auf einem Weltcup-Podest.

Für die österreichischen Herren setzte es so wie am Vortag für die Damen eine Abfuhr. Als bester von drei Österreichern kam nur Brennsteiner mit 1,98 Sekunden Rückstand auf den Sieger als 17. in die Top 20. Der 29-jährige Salzburger konnte sich damit immerhin im Vergleich zum ersten Lauf um einen Platz verbessern. Ein Lächeln war hinter Brennsteiners Mund-Nasen-Schutz im ORF-Interview aber nicht zu erahnen. „Im ersten Durchgang war es oben besser, im zweiten bin ich gleich oben nicht richtig reingekommen. Und ich habe wieder die Ausfahrt nicht hundertprozentig getroffen, normalerweise mag ich solche Passagen. Das ist mir heute nicht gelungen, aber es kommen ja noch Rennen“, sagte Brennsteiner.

Brennsteiner bester Österreicher

Der Salzburger scheint als 17. noch als bester eines enttäuschenden ÖSV-Ergebnisses auf

Die aktuelle heimische Nummer eins in der Ergebnisliste zu sein war für den 29-Jährigen ein schwacher Trost. „Dass ich bestplatzierter Österreicher bin, darum kann man sich nichts kaufen. Leider kein Top-Ten-Platz. Letztes Jahr bin ich noch daneben gestanden, jetzt bin ich einmal im Ziel und hab eigentlich wieder nichts davon.“ Die schwere Niederlage auf dem heimischen Gletscher wollte der Salzburger zwar nicht schönreden, betonte aber, dass die aktuelle Situation gerade im Riesentorlauf niemandem im Team gleichgültig sei. „Wir werden weiterarbeiten, und irgendwann werden wir das zurückbekommen“, sagte Brennsteiner.

1. Lucas Braathen (NOR)
2. Marco Odermatt (SUI)
3. Gino Caviezel (SUI)

Speed-Spezialisten punkten

Ein kleines Erfolgserlebnis gab es aus österreichischer Sicht für Vincent Kriechmayr. Der Speed-Spezialist qualifizierte sich in seinem ersten Riesentorlauf seit 2018 mit Rang 29 erstmals in Sölden für den zweiten Durchgang. In der Entscheidung machte Kriechmayr sogar etwas an Boden gut. Der 29-jährige Oberösterreicher landete in der Endabrechnung auf dem 24. Platz. „Ich wollte in die Punkte fahren, das ist mir gelungen. Ich hatte dann aber mit einer guten Nummer die Chance, noch weiter nach vorne zu fahren. Das ist mir leider nicht gelungen“, sagte Kriechmayr im ORF-Interview, „ein paar gute Schwünge waren aber dabei, ich muss mich aber schon noch steigern.“

Ganz anders war im Gegensatz dazu der Verlauf bei Matthias Mayer. Der zweifache Olympiasieger lag nach dem ersten Durchgang auf Rang 19, konnte im zweiten Lauf aber seinen Vorsatz, zwei solide Durchgänge zu zeigen, nicht umsetzen und landete nach einer verbremsten Fahrt noch fünf Hundertstelsekunden hinter seinem Teamkollegen Kriechmayr nur auf dem 25. Platz. „Der zweite war zu verhalten, ich bin nicht ganz zufrieden. Der erste war besser“, sagte der Kärntner. Im Vorjahr war Mayer beim bis dato schlechtesten Sölden-Ergebnis aus ÖSV-Sicht als 15. noch zweitbester Österreicher hinter Manuel Feller (12.) gewesen. Letztgenannter ließ den Saisonauftakt heuer aufgrund von Rückenproblemen aus.

Kriechmayr holt Punkte

Der Speed-Spezialist war bei seinem ersten Riesentorlauf seit zwei Jahren ein kleiner Lichtblick des Saisonauftakts.

Braathen überrascht sich selbst

Anders als die Österreicher strahlte Überraschungssieger Braathen mit der Sonne über dem Rettenbachferner um die Wette. Der 20-Jährige ist erst der zweite Norweger nach Aksel Lund Svindal 2007, der beim Weltcup-Auftakt gewinnen konnte. „Es ist unglaublich. Ich habe gewusst, dass das Podium in Reichweite ist“, sagte Braathen, der in einem engen ersten Durchgang nur 24 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Bestzeit gehabt hatte, „Halbzeitrang fünf war schon ein Wahnsinn. Ich habe dann versucht, alles auszublenden. Offensichtlich fahre ich gerne in Österreich, ich habe hier viel trainiert. Das Ziel sind heuer Top-Fünf-Plätze und mich in der Spitze zu etablieren.“

Ein Feiertag war der 18. Oktober auch aus Schweizer Sicht, auch wenn die Eidgenossen weiter auf den ersten Riesentorlauf-Sieg seit Carlo Janka im März 2011 warten müssen. „Zwei Schweizer beim Auftakt auf dem Podest, davon kann man nur träumen. Das ist ein Start nach Wunsch“, sagte der zweitplatzierte Odermatt im ORF-Interview. Nach seinen Knieproblemen in der vergangenen Saison sei er „wieder bei hundert Prozent meiner Leistung angekommen“, so Odermatt nach Laufbestzeit im zweiten Durchgang.

Der norwegische Skifahrer Lucas Braathen.
GEPA/Christian Walgram
Die Nummer 13 brachte Braathen auf dem Rettenbachferner zum Saisonauftakt Glück

Der Dritte Caviezel trauerte dem verpassten Sieg trotz Halbzeitführung nicht nach. Viel mehr freute sich der Schweizer über seinen ersten Stockerlplatz. „Ich habe lange darauf gewartet, und dass es gleich beim Auftakt noch dazu mit meinem sehr guten Freund Marco klappt, ist natürlich ein Traum. Ich war auch gar nicht nervös, im ersten Lauf war ich viel nervöser. Ich habe mich gut gefühlt und voll angegriffen, und zum Glück hat es für das Podest gereicht“, sagte der 28-Jährige. Apropos drei: Der Franzose Alexis Pinturault, der die jüngsten beiden Sölden-Ausgaben 2016 und 2019 für sich entschieden hatte, verpasste es als Vierter (+0,49 Sek.), als zweiter Fahrer nach US-Star Ted Ligety den Hattrick auf dem Gletscher zu feiern.

Schwarz enttäuscht, Leitinger fliegt raus

Einen Auftakt zum Vergessen gab es hingegen auch für Marco Schwarz. Der Kärntner kam schon im ersten Durchgang mit dem eisigen und selektiven Kurs von Beginn an nicht zurecht. Ein schwerer Fehler im Steilhang kostete schließlich die entscheidende Zeit. Am Ende riss Schwarz 2,79 Sekunden auf die Bestzeit auf und verpasste als 39. die Entscheidung. „Ich bin schon oben nicht reingekommen. Klar bin ich verärgert, es hat gar nichts zusammengepasst“, sagte der Technikspezialist im ORF.

Überhaupt kein Ergebnis gab es für Roland Leitinger: Der Vizeweltmeister von 2017 blieb nach guter Zwischenzeit mit dem Arm an einem Tor hängen, überdrehte sich und schied aus. Der nicht jugendfrei artikulierte Ärger des Salzburgers war bis ins Ortszentrum von Sölden zu hören. „Es war ein bisschen blöd. Ich war schon die Tore davor nicht mehr so konsequent. Es ist schade, aber ich bin gesund und kämpfe weiter“, sagte Leitinger im Interview mit dem ORF. Raphael Haaser rutschte ebenfalls an einem Tor vorbei, Thomas Dorner verpasste wie Schwarz die Qualifikation für den zweiten Lauf.

Einen Fehlstart in die neue Saison legte auch Weltcup-Titelverteidiger Aleksander Aamodt Kilde hin. Der Norweger, der sich in der vergangenen, aufgrund der Coronavirus-Pandemie vorzeitig beendeten Saison überraschend die große Kristallkugel gesichert hatte, wurde im selektiven Steilhang vom Rettenbachferner abgeworfen. Kilde vermied zwar einen schweren Sturz, das Rennen war für den 28-Jährigen jedoch bereits nach wenigen Toren vorbei.