Stefan Kraft
GEPA/Patrick Steiner
Skispringen

Rückenprobleme kein Bremsklotz für Kraft

Die Rückenprobleme in der Vorbereitung sollen für Weltcup-Gesamtsieger Stefan Kraft kein Bremsklotz sein. Der Salzburger zeigte sich wenige Tage vor dem Auftakt der Weltcup-Saison optimistisch. „Es ist ein bisschen ungewiss, wie viel Substanz ich aufgebaut habe“, gab der 27-Jährige zu, hat aber große Ambitionen. „Sicher will ich wieder einer der besten Skispringer sein und bei den vielen Großereignissen um Siege und Medaillen kämpfen.“

Um im am Wochenende im polnischen Wisla startenden Weltcup-Winter erneut konkurrenzfähig zu sein, musste der zweifache Weltcup-Triumphator allerdings teilweise neue Wege gehen. Denn im Sommer sei es ihm dreimal im Rücken „eingeschossen“, erzählte Kraft. Zu hohe Spannung der Muskulatur sei als Ursache ausgemacht worden. „Ich habe das Krafttraining zurückgeschraubt und 200 bis 300 Sprünge weniger absolviert.“

Doch bei den jüngsten Trainingskursen klappte alles und der Skiflug-Weltrekordler erwies sich als der gewohnte Gradmesser im Team von Neo-ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Derzeit bin ich happy, ich hoffe, dass es so bleibt“, meinte Kraft, vor Kurzem Dritter bei der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres 2020.

Kraft vor Weltcup-Auftakt in Form

Am Samstag startet im polnischen Wisla der diesjährige Skisprung-Weltcup. Gesamtweltcup-Sieger Stefan Kraft, der den ganzen Sommer über mit Rückenschmerzen gekämpft hat, präsentierte sich im Training in Form.

Der Rückstand im Krafttraining sei aktuell nicht störend. „Die Frage ist, wie es im Februar oder März ausschaut.“ Bisher habe ihm das Krafttraining immer geholfen, die gesamte Saison gut durchzuhalten. Das war einer der großen Vorzüge Krafts, der in den sechs Saisonen seit 2013/14 nie schlechter als Gesamtsechster war – und damit in der so diffizilen Sportart mit zahlreichen Veränderungen eine Sonderstellung einnimmt.

Materialänderung in die falsche Richtung

Von einer neuerlichen Materialänderung ließ sich Kraft nicht aus dem Tritt bringen. Eine Änderung bei den Anzügen war nicht wesentlich, die Reglementierung der zur Stabilisierung des Fluges hinten in die Sprungschuhe gesteckten Keile verlangte aber Anpassungen. Die gingen bei Kraft entgegen der von der FIS gewünschten Richtung.

„Ich hatte bisher dünne und kurze Keile, jetzt sind sie dicker und länger geworden, das ist genau das, was die FIS vermeiden wollte“, erklärte der Doppelweltmeister von 2017. „Aber sie haben mich dazu gezwungen.“ Große Veränderungen im Leistungsvermögen der Spitze erwartet er aber nicht.

Vertrauensverhältnis zu Widhölzl

Coach Widhölzl ist in dieser Position neu, fast alle Athleten kennen den 44-jährigen Tiroler aber aus seiner Zeit als Assistent von Alexander Pointner oder Heinz Kuttin. „Er hält das Team gut zusammen, es ist lustig und unkompliziert, ein schönes Miteinander“, schilderte Kraft. „Und er kennt sich sehr gut aus beim Material, man kann mit ihm super diskutieren.“ Es sei ein Vertrauensverhältnis da.

Trainer Andreas Wildhölz und Stefan Kraft
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Mit dem neuen Cheftrainer Andreas Widhölzl hat Stefan Kraft ein „Vertrauensverhältnis“

Pandemie sorgt für Ungewissheit

So wie er die Entwicklung seines körperlichen Zustandes noch mit einem Fragezeichen versieht – er kündigte an, manche Trainings oder Probedurchgänge auszulassen –, so sieht Kraft auch die Situation mit der Pandemie ungewiss. „Es wird sicher einiges passieren, wer weiß, ob jemand einmal einen positiven Test abgibt, ob man einmal in einem Hotel sitzen bleibt, ob man zehn Tage in Russland hängenbleibt und die Skiflug-WM verpasst. Da können sicher schlimme Sachen passieren. Wir müssen echt aufpassen.“

Doch der Optimismus überwiegt bei der Nummer eins im ÖSV-Team, die weiter mit Michael Hayböck ein Zimmer teilen wird. „Ich glaube, dass wir einen schönen Weltcup zusammenbringen, ohne Zuschauer halt, das ist traurig, aber lieber so als gar nicht.“

Skiflug-WM als früher Saisonhöhepunkt

Spielte Kraft seine Stärken bisher eher im späteren Saisonverlauf aus – nur einer seiner 21 Weltcup-Siege gelang ihm vor dem 29. Dezember – so ist diesmal ein guter Start gefragt. Denn mit der Skiflug-WM in Planica wartet der erste Höhepunkt schon von 10. bis 13. Dezember. „Voll cool, dass eine Skiflug-WM im Dezember stattfindet, da muss man gleich gut in die Saison starten und schauen, dass man in Form kommt“, meinte Kraft. „Denn Skifliegen ohne einen Lauf zu haben, das geht leicht einmal in die Hose. Man muss von Anfang an voll da sein.“

Sein Selbstvertrauen hat Kraft trotz der Probleme nicht eingebüßt. „Ich fühle mich echt bereit für den Start und glaube, dass wir sehr gut gearbeitet haben.“ Eine Standortbestimmung werde es aber erst ab Freitag (Wisla-Qualifikation) gegen. Denn mit Ausnahme eines einzigen Sommer-GP-Bewerbs gab es keinen Vergleich mit der Konkurrenz.