Nach einer Kollision mit dem Alpha Tauri von Daniil Kwjat wurde der Wagen des Franzosen in die Streckenbegrenzung geschleudert und beim Aufprall in die Leitplanken förmlich halbiert.
Dabei dürfte ein Steher hinter den Leitschienen auch den Tank des Haas aufgerissen haben. Das Auto verwandelte sich schlagartig in einen Feuerball. Grosjean, der einige Sekunden im brennenden Auto eingeschlossen war, konnte jedoch noch aussteigen und über die Leitplanken flüchten.
Feuerunfall überschattet Rennen
Ein schrecklicher Feuerunfall dominiert das Formel-1-Rennen in Bahrain am Sonntag: Unfallfahrer Romain Grosjean dürfte nach einem schrecklichen Crash mit kleineren Verbrennungen davongekommen sein. Der Sieg von Lewis Hamilton gerät in den Hintergrund.
Streckenpersonal versuchte das Feuer zu löschen, medizinische Hilfskräfte halfen Grosjean, vom Auto wegzukommen. Wie sein Team am Abend auf Twitter mitteilte, wurde der Haas-Pilot mit Verbrennungen an beiden Handrücken per Hubschrauber in ein Spital in Manama eingeliefert, wo er zur Beobachtung die Nacht verbringen wird. Knochenbrüche wurden nicht festgestellt. Laut Berechnung erfolgte der heftige Einschlag des Autos von Grosjean mit 200 km/h und einer Belastung von 56 G.
Grosjean schickte via Instagram mit dick bandagierten Händen aus dem Krankenbett noch in der Nacht Grüße und bedankte sich bei allen, die ihm Nachrichten übermittelt hatten. „Ich war vor einigen Jahren nicht für den Halo, aber es ist die großartigste Sache in der Formel 1“, sagte er. Halo ist der ringförmige Titanbügel, der im Cockpit über den Kopf des Fahrers gespannt ist.
Nach Analysen der ORF-Fernsehbilder verbrachte der Pilot rund 30 Sekunden im Feuer. Während der beginnenden Löscharbeiten konnte sich Grosjean selbst aus der Fahrerzelle befreien und mit einem Sprung über die Barriere dem Feuer entkommen. Grosjean hatte aber beim Verlassen der brennenden Fahrerzelle offenbar einen Schuh verloren.
„Das war Glück im Unglück“
Haas-Teamchef Günther Steiner meinte in einem TV-Interview nach den dramatischen Szenen: „Romain ist okay. Er wird gerade ins Spital gebracht. Er hat kleinere Verbrennungen. Ich konnte nur daran denken, ob Romain noch lebt. Ich möchte mich bei allen bedanken, die ihm geholfen haben. Sie haben einen Superjob gemacht. Das war Glück im Unglück, muss man sagen.“
„Unfassbar, dass er selbst aus dem Auto gestiegen ist“, sagte der Fahrer des Rettungsautos, das aus Sicherheitsgründen immer in der ersten Runde dem Feld folgt. „Ich habe noch nie so viel Feuer gesehen. Das hatten wir seit Jahren nicht. Aber es haben alle System bei der Rettung funktioniert. Beim Auto und auch bei uns“, so der Südafrikaner Alan van der Merwe im TV.
Schlimme Erinnerung an vergangene Unfälle
Der Unfall von Grosjean war einer der schlimmsten in der Formel 1 der vergangenen Jahre und erinnerte an böse Feuerunfälle aus früheren Zeiten, von denen einst auch die Österreicher Niki Lauda und Gerhard Berger betroffen gewesen waren.
Grosjean, ein in Genf geborener Franzose, war ein Jugendfreund des 2015 verstorbenen Landsmannes Jules Bianchi, der 2014 bei einem Crash in Japan mit einem Bergekran schwere Kopfverletzungen erlitten hatte und nach mehreren Monaten im Koma verstorben war.
Stroll-Unfall bei Neustart
Nach rund eineinhalb Stunden wurde das Rennen neu gestartet, doch auch dieser Start stand unter keinem guten Stern. Lance Stroll fuhr nach wenigen Metern mit seinem Racing Point über den Reifen von Daniil Kwjat und überschlug sich in der Folge. Der Russe, der innen fahrend Stroll nicht mehr ausweichen konnte, war damit auch in den zweiten Startunfall verwickelt. Der Alpha-Tauri-Pilot erhielt dafür trotzdem eine Zeitstrafe von zehn Sekunden.
Unfall von Stroll bei Neustart
Kaum war das Rennen neu gestartet, musste es nach einem Unfall von Stroll erneut unterbrochen werden.
„Ich hänge kopfüber“, war von Stroll im Boxenfunk zu hören. Der junge Kanadier konnte sich jedoch offensichtlich unverletzt aus dem Auto befreien und krabbelte aus dem auf dem Überrollbügel liegenden Boliden hervor. Wieder war Rennarzt Roberts zur Stelle, um dem Fahrer zu helfen. Neuerlich musste das Rennen mit einer Safety-Car-Phase unterbrochen werden.
Hamilton diktiert Rennen
Im Rennen diktierte dann wie erwartet Weltmeister Lewis Hamilton das Geschehen und feierte seinen elften Saisonsieg. Er baute damit seinen ohnehin schon uneinholbaren Vorsprung in der WM auf seinen Teamkollegen Valtteri Bottas auf 131 Punkte aus. Der Finne wurde diesmal nur Achter.
Zweiter hinter Hamilton wurde Max Verstappen im Red Bul. Der WM-Dritte aus den Niederlanden konnte Hamilton im Rennen zwar folgen, aber zu wenig Druck aufbauen, um dem Mercedes des Saisondominators gefährlich nahe zu kommen.
Noch einmal Flammen zum Schluss
Am Ende des Rennens war dann noch einmal Feuer zu sehen. Der Mexikaner Sergio Perez musste in der 54. von 57 Runden seinen sicher geglaubten dritten Platz nach einem Motorschaden mit lodernden Flammen am Heck des Racing Point noch an den Thailänder Alexander Albon im Red Bull abgeben.
Feuer bei Perez nach Motorschaden
Drei Runden vor Schluss musste Sergio Perez seinen brennenden Racing Point abstellen.
So ging dieser Grand Prix des Schreckens hinter dem Safety Car zu Ende. Der nächste WM-Lauf folgt bereits nächsten Sonntag (18.10 Uhr, live in ORF1) ebenfalls in Bahrain.
Hamilton: „Schockierende Bilder“
Auch Rennsieger Hamilton stand nach dem Rennen noch unter dem Eindruck des Feuerunfalls: „Das waren schockierende Bilder. Wenn ich in das Auto steige, weiß ich, welches Risiko ich eingehe, der Sport ist gefährlich. Und der heutige Tag hat gezeigt, dass das Risiko immer da ist.“
Der Brite erinnerte auch an die Sicherheitsmaßnahmen, die mittlerweile helfen, Unfälle weniger schlimm verlaufen zu lassen: „Wir müssen dankbar sein, dass das Halo funktioniert hat, sonst hätte es ihm den Kopf abgerissen. Das erinnert uns daran, dass der Sport gefährlich ist. Wir gehen immer ans Limit und auch darüber hinaus. Was heute von allen geleistet wurde, ist unglaublich.“
Zu dem Rennen meinte der siebenfache Weltmeister: „Das Rennen war wirklich herausfordernd. Du versuchst, nach so einem Unfall gleich wieder in den Rhythmus zu kommen. Körperlich ist das eine extrem anspruchsvolle Strecke. Ich habe immer richtig reagiert, wenn Max Druck gemacht hat. Ich muss mich wieder bei meinem Team bedanken, das ganz tolle Arbeit geleistet hat.“