Racing Point Formel 1 Pilot Sergio Perez.
Reuters/Giuseppe Cacace
Formel 1

Mercedes-Patzer bringt Perez ersten Sieg

Ein blamabler Patzer der Mercedes-Boxencrew hat George Russell am Sonntagabend beim Grand Prix von Sachir seinen Premierensieg gekostet und für einen Sensationserfolg von Sergio Perez gesorgt. Der mexikanische Racing-Point-Piot feierte in seinem 190. Formel-1-Rennen seinen allerersten Sieg.

Dem souverän führenden Russell, dem furios fahrenden Ersatzfahrer für den bereits als Weltmeister feststehenden Lewis Hamilton, wurden bei einem Boxenstopp irrtümlich die Reifen seines Teamkollegen Valtteri Bottas montiert, und der 22-jährige Brite musste sich schließlich unmittelbar hinter dem Finnen mit Rang neun begnügen.

Der bisherige Williams-Pilot Russell, der im zweiten Rennen in Bahrain den wegen einer CoV-Infektion pausierenden Hamilton bei den Silberpfeilen ersetzten durfte, lag nach einem hervorragenden Start und einer fehlerlosen Fahrt lange Zeit auf Siegeskurs, ehe der Schnitzer der Mercedes-Crew ihn und den zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierten Bottas zurückwarf. Als Trostpreis gab es für Russell gerade noch zwei Zähler für den neunten Platz und einen für die schnellste Runde. Es waren in seinem 37. Grand Prix aber immerhin die ersten Punkte.

Premierensieg für Perez beim Sachir-GP

Der Mexikaner Sergio Perez hat sensationell den Grand Prix von Sachir gewonnen. Der Racing-Point-Pilot profitierte von einem Boxencrew-Patzer bei Mercedes und feierte seinen ersten Formel-1-Sieg.

Langes Warten hat ein Ende

Der 30-jährige Perez gewann – als erst zweiter Mexikaner nach Pedro Rodriguez 1967 überhaupt – schlussendlich vor dem Franzosen Esteban Ocon im Renault und seinem kanadischen Racing-Point-Teamkollegen Lance Stroll. „Ich bin sprachlos. Ich habe so viele Jahre auf diesen Moment gewartet. Zehn Jahre hat es gedauert, unglaublich. Es zeigt wieder, dass man nie aufgeben darf. Die Strategie und das Glück waren heute auf meiner Seite“, sagte Perez, der nach Saisonende sein Cockpit für Sebastian Vettel räumen muss.

Glücklich war auch Ocon nach seinem ersten Podestplatz: „Ich habe in der Auslaufrunde geweint, es waren so viele Emotionen. Es war ein hartes Jahr für mich.“ Nicht ganz zufrieden war hingegen Stroll: „Ein unglaubliches Rennen für unser Team. Ich bin aber auch ein bisschen traurig, weil ich auch hätte gewinnen können. Ich hätte den Speed gehabt. Aber es ist ein tolles Ergebnis, das haben wir für die WM gebraucht. Ich freue mich für Sergio, er hat so lange auf diesen Sieg gewartet.“

Es war das 16. und vorletzte Rennen der Formel-1-Saison. Das Finale steigt in einer Woche in Abu Dhabi. Hamilton steht als Weltmeister bereits ebenso fest wie Mercedes bei den Konstrukteuren.

Superstart von Russell, Verstappen und Leclerc out

Die erste Runde auf dem „Outer Circuit“ in Sachir verlief turbulent, wenn auch nicht ganz so dramatisch wie in der Vorwoche, als ein Feuerunfall von Romain Grosjean im Haas für einen Rennabbruch gesorgt hatte. Der von Platz zwei ins Rennen gegangene Russell setzte sich mit einem sensationellen Start vor Poleposition-Starter Bottas an die Spitze.

Dahinter kam es in Kurve vier zu einer Kollision zwischen Charles Leclerc und Perez. Leidtragender war neben Ferrari-Fahrer Leclerc auch Red-Bull-Pilot Max Verstappen, der beim versuchten Ausweichmanöver im Kiesbett ins Rutschen kam und in die Streckenbegrenzung krachte.

Crash in der ersten Runde

Ein Crash zwischen Charles Leclerc und dem späteren Sieger Sergio Perez beendete bereits in der ersten Runde die Hoffnungen von Leclerc und Max Verstappen.

Für den Niederländer und den Monegassen – vom dritten und vierten Platz gestartet – war das Rennen damit schon früh zu Ende. Perez hatte hingegen Glück, konnte nach einem Boxenstopp weiterfahren und kämpfte sich vom 18. und letzten Platz aus sukzessive nach vorne.

Russell hält Bottas in Schach

Beim Neustart nach der folgenden Safety-Car-Phase behauptete Russell die Führung mühelos. Bottas musste Platz zwei kurz an Carlos Sainz abgeben, überholte den spanischen McLaren-Fahrer aber wenig später wieder. Danach setzte sich das Mercedes-Duo deutlich vom restlichen Feld ab, Bottas kam Russell aber nie gefährlich nahe, der Abstand zwischen dem britischen Youngster und dem finnischen Routinier pendelte zwischen zwei und drei Sekunden.

Die beiden Silberpfeile ließen sich mit ihren Reifenwechseln mehr Zeit als die meisten Verfolger. Russell bog in der 47. Runde als erster Mercedes-Pilot in die Boxengasse ein, legte nach dem Stopp gleich die schnellste Runde hin und baute den Vorsprung auf seinen zwei Runden später in die Box gekommenen Teamkollegen auf acht Sekunden aus.

Reifenschaden stoppt Aufholjagd

Als bereits alles auf einen Doppelsieg der Silberpfeile hindeutete, passierte dem dominierenden Team in der 63. von 87 Runden während einer Safety-Car-Phase bei einem lediglich als Sicherheitsstopp gedachten Reifenwechsel der folgenschwere Fehler.

Chaos in der Mercedes-Box

Mit einem Riesenfehler beim Reifenwechsel verschenkten die Mercedes-Mechaniker wohl einen Doppelsieg der Silberfeile.

Russell raste nach dem ersten zusätzlichen Stopp mit den dann passenden Pneus zwar vorbei an Bottas, Stroll und Ocon vom fünften auf den zweiten Platz vor, seine Aufholjagd wurde aber gestoppt, noch bevor er einen Angriff auf Leader Perez starten konnte. Ein Reifenschaden erzwang nämlich einen neuerlichen Stopp und damit den endgültigen Rückfall. Mehr als der Vorstoß auf Rang neun war für den Sensationsmann des Rennens nicht mehr möglich. „Was soll ich da noch sagen? Es ist eine Schande“, sagte Russell.

Bei Perez kam hingegen das ganze Glück zurück. Vor einer Woche war er in Bahrain auf Rang drei liegend kurz vor Schluss ausgefallen. Diesmal landete er seine ersten Sieg, obwohl er nach der Kollision in der Startrunde ganz ans Ende des Feldes zurückgefallen war.

Grand Prix von Sachir in Bahrain

Endstand nach 87 Runden (307,995 km):
1. Sergio Perez MEX Racing Point 1:31:15,114
2. Esteban Ocon FRA Renault + 10,518
3. Lance Stroll CAN Racing Point 11,869
4. Carlos Sainz ESP McLaren 12,580
5. Daniel Ricciardo AUS Renault 13,330
6. Alexander Albon THA Red Bull 13,842
7. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 14,534
8. Valtteri Bottas FIN Mercedes 15,389
9. George Russell GBR Mercedes 18,556
10. Lando Norris GBR McLaren 19,541
11. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 20,527
12. Sebastian Vettel GER Ferrari 22,611
13. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 24,111
14. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 26,153
15. Kevin Magnussen DEN Haas 32,370
16. Jack Aitken GBR Williams 33,674
17. Pietro Fittipaldi BRA Haas 36,858

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Charles Leclerc (MON/Ferrari), Nicholas Latifi (CAN/Williams)

Schnellste Runde: Russell (55,404 Sekunden/80.)