Ski alpin

Robinson verhindert Shiffrins „70er“-Party

Die letzte Siegerin des Weltcup-Winters 2020/21 heißt Alice Robinson. Die 19-jährige Neuseeländerin drehte am Sonntag beim Riesentorlauf in Lenzerheide nach Platz vier zur Halbzeit das Ergebnis noch um und holte sich ihren insgesamt dritten Sieg in einem Weltcup. Robinson verhinderte damit auch den „70er“ von US-Star Mikaela Shiffrin.

Die US-Amerikanerin, die nach dem ersten Durchgang noch auf Kurs zu ihrem 70. Sieg in einem Weltcup-Rennen gelegen war, musste sich in der Entscheidung der entfesselten Neuseeländerin um 0,28 Sekunden geschlagen geben. Dritte wurde die Slowenin Meta Hrovat, die sich 48 Hundertstel hinter Robinson über den zweiten Podestplatz in dieser Saison und den insgesamt vierten ihrer Karriere – allesamt im Riesentorlauf – freuen durfte.

Als beste der zwei beim letzten Rennen gestarteten Österreicherinnen belegte Katharina Liensberger den sechsten Platz (+ 1,37). Ramona Siebenhofer kam über Rang 15 (+5,52) nicht hinaus. Die Italienerin Marta Bassino, die bereits vor dem Finale als Gewinnerin der kleinen Kristallkugel festgestanden war, beendete das letzte Rennen hinter Liensberger auf dem siebenten Platz.

Alice Robinson als Überraschungssiegerin

Im letzten Damen-Rennen der Saison gibt es mit Alice Robinson eine Überraschungssiegerin.

Robinsons von Gefühl getäuscht

Das Rampenlicht zum Saisonabschluss gehörte neben Bassino, die im leeren Zielraum von Lenzerheide mit ihrer ersten Kristallkugel jubelte, aber Robinson. Die 19-Jährige hatte sich schon zuletzt im slowakischen Jasna im zweiten Durchgang noch auf Rang zwei katapultiert. Diesmal stand sie zum insgesamt dritten Mal nach ihren Siegen in Sölden und Kranjska Gora in der Vorsaison auf der obersten Stufe des Podests.

Dabei hatte Robinson während der Fahrt gar nicht mit sich selbst gerechnet. „Es hat sich gar nicht so toll angefühlt, aber das ist bei mir meistens so. Ich hatte Selbstvertrauen, es war nicht perfekt, aber am Ende war es schnell“, sagte die Junioren-Weltmeisterin von 2019 im ORF-Interview. Der Sieg beim Finale sei immerhin ein Happy End, so Robinson: „Diese Saison hatte ich große Ziele, habe sie aber nicht erreicht. In der nächsten Saison ist natürlich Olympia das Ziel, aber vor allem auch, konstant zu sein.“

Für Shiffrin passte der Abschluss zum bisherigen Verlauf einer Saison, in der sie ihre eigenen Erwartungen – trotz ihrer insgesamt vier WM-Medaillen – nicht ganz erfüllen konnte. „Es ist schwierig, die Saison in ein paar Worte zu fassen. Es ist viel passiert, ich habe Riesenschritte nach vorne gemacht, mehr als je in meiner Karriere. Ich habe viel gelernt. Es war eine schwierige Vorbereitung auf die Saison, am Ende habe ich aber fast jedes Mal um das Podium gekämpft“, sagte die 26-Jährige. „Natürlich bin ich etwas hinter den Erwartungen, aber man muss das richtig einordnen, denn auch die anderen fahren schnell. Es war letztlich eine unglaubliche Saison.“

1. Alice Robinson (NZL)
2. Mikaela Shiffrin (USA)
3. Meta Hrovat (SLO)

Liensberger „körperlich am Ende“

Liensberger konnte mit dem sechsten Platz einer anstrengenden Saison gut leben. „Ich bin körperlich schon am Ende, habe aber noch einmal alles gegeben, mehr war nicht drinnen. Aber gemeinsam mit meinem Team haben wir stark abgeschlossen. Ich bin happy“, sagte Liensberger im ORF-Interview, „im Riesentorlauf gilt es natürlich, sich weiterzuentwickeln, aber ich bin schon mal froh, dass ich das alles so erleben darf. Jetzt will ich mich gut ausruhen, mit meinem Freund Philipp Zeit verbringen, und dann freue ich mich auf alles, was ansteht, ich habe noch weitere Ziele, die gilt es vorzubereiten.“

Für Siebenhofer war der Saisonabschluss eher zum Vergessen. Die Steirerin, die bereits den ersten Lauf laut eigener Aussage „vermurkst“ hatte, kam auch in der Entscheidung nicht auf Touren. Siebenhofer vermied mit Mühe einen Ausfall. Der 15. Platz und damit immerhin noch Weltcup-Punkte, waren für die 20-Jährige ein schwacher Trost. „Ich tu mir hier schwer, es wurden mir die Grenzen aufgezeigt. Da sehe ich, dass im Riesentorlauf noch viel Arbeit auf mich wartet, um mich nach vorne zu arbeiten, obwohl es lange gut gelaufen ist“, sagte Siebenhofer im ORF-Interview.

Gut-Behrami schwingt beim zweiten Tor ab

Für eine kuriose Szene sorgte im ersten Durchgang Weltmeisterin Lara Gut-Behrami. Die Schweizerin schwang nach zwei Toren ohne ersichtlichen Grund ab und rutschte langsam ins Ziel. Laut einer Trainerinformation habe die 29-Jährige das fragliche Tor falsch eingeschätzt und deshalb ihr Rennen abgebrochen. Für eine persönliche Stellungnahme stand Gut-Behrami nicht zur Verfügung. Die Schweizerin verließ nach ihrem Kurzauftritt wortlos den Zielraum.

Kurzauftritt von Gut-Behrami

Die Schweizerin schwingt bereits nach zwei Toren ab und sorgt damit für den großen Überraschungsmoment im ersten Lauf

Gut-Behrami hatte bereits davor die kleine Kristallkugel im Super-G in der Tasche gehabt. Ein finaler Angriff auf den Gesamtweltcup blieb der Schweizerin aufgrund der wetterbedingten Absagen der Speed-Bewerbe in Lenzerheide verwehrt. Durch den Ausfall von Abfahrt und Super-G hatte die wie Liensberger Doppelweltmeisterin von Cortina d’Ampezzo keine realistische Chance mehr, der Slowakin Petra Vlhova die große Kugel streitig zu machen.