Leon Goretzka (Bayern)
Reuters/Alexander Hassenstein
Fußball

Bayern hängt Leipzig im Titelkampf ab

Thomas Müller klatschte jubelnd mit Joshua Kimmich ab, auf der Tribüne applaudierte die Chefetage um Karl-Heinz Rummenigge: Der FC Bayern München hat Verfolger RB Leipzig auswärts auch ohne Weltfußballer Robert Lewandowski am Samstag in der 27. Runde der deutschen Bundesliga mit 1:0 bezwungen und im Titelkampf wohl vorentscheidend abgehängt. Auch David Alaba stellte eine Bestmarke ein.

Kurz nach dem Schlusspfiff am Samstagabend umarmte Trainer Hansi Flick jeden seiner Spieler, seinem Gegenüber Julian Nagelsmann war dagegen der Frust deutlich anzusehen. Bei einem Vorsprung von sieben Punkten und nur noch sieben Spielen ist die Meisterschale für die Münchner ganz nah.

Ohne den verletzten 35-Tore-Stürmer Lewandowski zündeten die Bayern zwar kein Chancenfeuerwerk, waren dafür aber sehr effizient. Leon Goretzka (38.) nutzte nach Pass von Thomas Müller die erste Möglichkeit zur Führung. Für die Bayern war es das 62. Pflichtspiel nacheinander mit einem Tor und damit ein deutscher Rekord, für Goretzka der dritte Treffer in den vergangenen vier Partien.

„Wir wollen uns das nicht mehr nehmen lassen“

„Ein wichtiger Schritt auf jeden Fall. Wir wollen uns das nicht mehr nehmen lassen“, sagte Bayern-Kapitän Manuel Neuer bei Sky. Nagelsmann war im TV-Interview gefasst. „Wir haben trotzdem ein sehr gutes Spiel gemacht und die Bayern in der zweiten Halbzeit gut hinten reingedrückt. Wir haben nur leider jedes Mal vorbeigeschossen.“ Sein Team sei „sicherlich“ nicht schlechter, im Torabschluss aber weniger effektiv gewesen.

Bayern-Spieler jubeln nach dem Match
Reuters/Alexander Hassenstein
Die Bayern hatten nach dem 1:0-Erfolg in Leipzig allen Grund, sich zu gratulieren

„Das ist natürlich enttäuschend“, sagte Leipzigs Clubchef Oliver Mintzlaff, der den Bayern eine „brutale Effektivität“ bescheinigte. „Die Mannschaft hat alles gemacht, es hätte sich für mich mehr nach einem Unentschieden angefühlt, aber das ist es nicht, und das müssen wir akzeptieren.“ Sein Team brauche „realistisch betrachtet“ nicht mehr von der Meisterschaft sprechen. „Das war auch nicht unser Ziel.“

Netzreparatur als erstes Highlight

Das Spiel begann zunächst – nicht. Weil im Tor von Bayern-Keeper Manuel Neuer das Netz gerissen war, verweigerte Schiedsrichter Daniel Siebert den Anpfiff. Neuer flickte das Netz mit seinem Handtuch. Die Schiedsrichter überzeugte der DFB-Torwart damit aber nicht. Erst als ein Stadionmitarbeiter das Problem mit zwei Kabelbindern behob, begann die Partie.

Das kaputte Netz sollte für lange Zeit das Highlight bleiben. Die beiden Mannschaften neutralisierten einander, Torabschlüsse blieben aus. Erst in der 23. Minute tastete sich Eric Maxim Choupo-Moting, der für Lewandowski in die Startelf gerückt war, mit einem Schuss aus der Drehung an das Leipziger Tor heran.

Wirkungstreffer durch Goretzka

Letztlich hatte Joshua Kimmich einen Genieblitz. Der Mittelfeldchef der Bayern schickte Müller mit einem klugen Ball in den Strafraum, der ließ Tyler Adams mit einem Haken aussteigen und sah im Rückraum Goretzka. Der Abschluss war wuchtig, aber Formsache. Bayern führte, Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann gestikulierte genervt vor seiner Bank. Der Treffer wirkte. Leroy Sane zog von der Strafraumgrenze ab (42.), RB-Keeper Peter Gulacsi hielt Leipzig im Spiel.

Nagelsmanns Taktik, ohne echten Stürmer in das Gipfeltreffen zu gehen, war im ersten Durchgang nicht aufgegangen. Die RB-Offensive agierte zwar sehr beweglich, doch in der gefährlichen Zone fehlten es an Anspielstationen und Zielstrebigkeit. Nagelsmann reagierte in der Halbzeit und brachte mit Außenstürmer Justin Kluivert mehr Tempo in den Angriff.

Leipzig macht Druck, Bayern halten stand

Der Plan griff zunächst. Kluivert setzte sich auf der rechten Seite durch, seine Flanke landete über Amadou Haidara bei Marcel Sabitzer. Der Seitfallzieher des Kapitäns war der bis dahin gefährlichste Leipziger Abschluss (50.). Zwei Minuten später passte Kluivert wieder quer, Dani Olmo stand völlig frei am Elfmeterpunkt – und verzog seinen Schuss. Leipzig war nun besser im Spiel, presste aggressiver, aber die Bayern wackelten noch nicht.

Marcel Sabitzer (Leipzig)
APA/AFP/Annegret Hilse
Leipzig-Kapitän Marcel Sabitzer zeigte eine engagierte Leistung, konnte aber dem Spiel auch keine Wendung mehr geben

So war Sabitzers Schuss aus gut 20 Metern zwar schön anzusehen (59.), für Neuer dann aber eher Routine. Die Bayern-Abwehr um David Alaba, der mit seinem 274. Bundesliga-Spiel Franck Ribery als Ausländer mit den meisten Bayern-Einsätzen ablöste, hielt dem Druck stand.

Deutsche Bundesliga, 27. Runde

Samstag:

Leipzig – Bayern 0:1 (0:1)

Tor: Goretzka (38.)

Leipzig: mit Sabitzer, ohne Laimer (verletzt)
Bayern: mit Alaba

Dortmund – Frankfurt 1:2 (1:1)

Tore: Hummels (44.) bzw. Schulz (11./Eigentor), Silva (87.)

Frankfurt: mit Ilsanker, Hinteregger verletzt, Trainer Hütter

Wolfsburg – Köln 1:0 (0:0)

Tor: Brekalo (69.)

Wolfsburg: Schlager bis 93., Pervan Ersatz, Trainer Glasner
Köln: Kainz ab 75.

Leverkusen – Schalke 2:1 (1:0)

Tor: Alario (26.), Schick (72.) bzw. Huntelaar (81.)

Leverkusen: Dragovic Ersatz, Baumgartlinger verletzt
Schalke: Schöpf ab 74., Langer Ersatz

Augsburg – Hoffenheim 2:1 (2:0)

Tore: Vargas (8.), Hahn (23.) bzw. Skov (85.)

Augsburg: Gregoritsch ab 46.
Hoffenheim: mit Grillitsch und Posch, Baumgartner bis 69.

Mainz – Bielefeld 1:1 (0:0)

Tore: Brosinski (56./Elfmeter) bzw. Voglsammer (76.)

Mainz: mit Mwene, Onisiwo ab 69., Stöger Ersatz
Bielefeld: mit Prietl, Gebauer ab 86.

Mönchengladbach – Freiburg 2:1 (0:1)

Tore: Thuram (53., 60.) bzw. Sallai (10.)

Mönchengladbach: mit Lainer, Wolf bis 45., Lazaro ab 82.
Freiburg: Lienhart bis 69.

Sonntag:

Stuttgart – Bremen 1:0 (0:0)

Tor: Augustinsson (81./Eigentor)

Stuttgart: mit Kalajdzic
Bremen: mit Friedl, Schmid bis 73.

Union Berlin – Hertha 18.00 Uhr

Tabelle: