Frankfurt’s Trainer Adi Hütter frustriert an der Seitenlinie
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Fußball

Hütter wird zu Frankfurts Sündenbock

In der deutschen Bundesliga sind seit Sonntag zumindest an der Spitze alle Entscheidungen gefallen. Neben dem schon davor feststehenden Titel für Bayern München sind eine Runde vor Schluss auch die Plätze in der Champions League vergeben. Der große Verlierer ist Eintracht Frankfurt, das mit einer Pleite gegen Absteiger Schalke 04 aus den Top Vier fiel. Zum Sündenbock wurde vor allem der scheidende Trainer Adi Hütter gestempelt.

Die 3:4-Niederlage gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Schalke war am Samstag der Tiefpunkt der jüngsten Frankfurter Talfahrt. Borussia Dortmund (3:1 in Mainz) und der VfL Wolfsburg (2:2 in Leipzig) zogen tags darauf in der Tabelle an Eintracht Frankfurt vorbei und sicherten sich vorzeitig die Startplätze in der Königsklasse. Für Hütter und die Eintracht, die vor Kurzem noch sieben Punkte vor Dortmund lagen, bleibt nur der Trostpreis Europa League.

Das Verpassen der Champions League stieß vor allem der Führungsriege in Frankfurt sauer auf. „Nach 60 Jahren ohne Champions League hatten wir eine historische Chance. Wir haben versagt. Ich kann die Wut und Enttäuschung der Fans verstehen“, wurde etwa Vorstandssprecher Axel Hellmann auf Sport1 zitiert. Mit der Pleite in Schalke, wo man eine 1:2-Führung aus der Hand gab, habe sich die Mannschaft „blamiert“. Auch von Spielerseite gab es Kritik: „Die ganze Mannschaft samt Trainer hat versagt“, sagte etwa Mittelfeldakteur Sebastian Rode.

Frankfurt Spieler Andre Silva enttäuscht
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Der zweifache Torschütze Andre Silva (r.) konnte es kaum glauben: Frankfurt verlor beim abgeschlagenen Schlusslicht

Hellmann zögerte auch nicht, Trainer Hütter und Sportchef Fredi Bobic, der den Club ebenfalls verlassen wird, den Schwarzen Peter für die Leistungen der vergangenen Wochen zuzuschieben. „Da ist viel Glaubwürdigkeit verloren gegangen“, sagte der Funktionär. Ähnlich sah es Rode: „Ich denke, das ist nicht von der Hand zu weisen. Es war ein Faktor, aber nicht der entscheidende.“ Die Statistik gibt beiden recht. Denn seit Hütter Mitte April die Spekulationen über seine Zukunft beendete und den Wechsel zu Borussia Mönchengladbach bestätigte, holte Frankfurt in fünf Spielen nur vier Punkte.

„Haben das zusammen vergeigt“

Hütter selbst wollte die verpasste große Chance, Frankfurt mit einem Ticket für die Champions League in der Tasche zu verlassen, zwar nicht schönreden, gleichzeitig aber nicht die alleinige Schuld tragen. „Wir haben das alle zusammen vergeigt“, sagte der 51-Jährige. Gleichwohl erinnerte der Vorarlberger an die lange Zeit starke Saison seiner Mannschaft: „Wir hatten ein Traumziel. Aber wir sind immer noch Fünfter. Hätten wir die Ziele nicht so hoch gesteckt und hätten gesagt, dass wir vielleicht Europa League oder Conference League spielen wollen, dann wäre es super gewesen.“

Seinem Ruf hatte Hütter mit dem Geplänkel rund um seinen Wechsel jedenfalls keinen Gefallen getan. Denn Ende Februar hatte sich der ehemalige Salzburger und Berner Meistertrainer noch demonstrativ zu Eintracht Frankfurt bekannt. Entsprechenden Nachfragen wich er seit Bekanntwerden des ersten Gladbach-Gerüchts Ende März aus – tat das aber eher ungeschickt. Umso größer war der Ärger vieler, nachdem er Mitte April seinen Wechsel nach Gladbach bekanntgegeben hatte. Immerhin kassiert Frankfurt eine stattliche Ablösesumme von 7,5 Mio. Euro für Hütter, dessen Nachfolger noch nicht feststeht.

Ähnlich wie Hütter wollte sich auch der scheidende Sportdirektor Bobic nach dem Verpassen der Champions League nicht zum alleinigen Sündenbock stempeln lassen. „Das ist aus meiner Sicht sehr, sehr billig. Aber ich weiß, wie das Geschäft funktioniert“, kommentierte Bobic entsprechende Fragen genervt und verwies so wie Hütter lieber auf die erzielten Erfolge. „Dennoch war es eine Rekordsaison, in der wir souverän in die Europa League einziehen und bisher erst sechsmal verloren haben.“ Aber gerade die sechste Pleite wird in Frankfurt noch für längere Zeit nachschwingen.