Goran Pandev (MKD)
GEPA/Witters/Tim Groothuis
Fußball-EM

„Sturm-Opa“ führt Nordmazedonien an

Mit Nordmazedonien trifft Österreichs Fußballauswahl bei der EM zum Auftakt (Sonntag, 18.00 Uhr, live in ORF1) auf einen gefährlichen Außenseiter. Das Team aus dem 2,1-Millionen-Einwohner-Land ist erstmals bei einer Endrunde vertreten und hofft bei der Premiere auf eine Überraschung. Dass das von „Sturm-Opa“ Goran Pandev angeführte Team dafür gut ist, bewies es jüngst mit dem 2:1 über Deutschland in der WM-Qualifikation.

Österreich hat freilich gute Erinnerungen: Die jüngsten Duelle wurden gewonnen. Sowohl beim 4:1 in Skopje als auch beim 2:1 in Wien in der Qualifikation für die EM war Rot-Weiß-Rot das dominante Team, das sich dafür auch zweimal belohnte. Hinter Polen lösten David Alaba und Co. das EM-Ticket, Nordmazedonien schaffte als Gruppendritter den Sprung ins Play-off, wo man mit einem 2:1 über den Kosovo und einem 1:0 gegen Georgien die historische Qualifikation schafte.

Beim Blick auf den Kader sticht einer besonders ins Auge: Goran Pandev. Der 37-jährige Stürmer (114 Länderspiele, 37 Tore) erlebt derzeit seinen x-ten Frühling und traf auch beim historischen Sieg über Deutschland. Der ehemalige Lazio-, Inter- und Napoli-Legionär, der mit Inter und Ersatz Marko Arnautovic 2010 die Champions League gewann, spielt seit 2015 für Genoa. „Er ist ein Weltklassestürmer“, sagte ÖFB-Verteidiger Aleksandar Dragovic über Pandev. „Er ist brandgefährlich und immer für ein Tor gut, auch wenn er nicht mehr der Schnellste ist. Aber er hat einen Torriecher.“

Junge Spieler bilden Gerüst

Pandev ist aber nur einer von mehreren Vätern des Erfolgs. Denn das stabile Gerüst bilden jene Kicker, die sich mit der Qualifikation für die U21-EM 2017 einen Namen machten. „Es bringt nichts, sich auf einen Spieler zu fokussieren. Nordmazedonien hat viele gute Spieler“, sagte ÖFB-Verteidiger Aleksandar Dragovic – etwa Ezgjan Alioski, Darko Velikovski, Egzon Bejtulai (Verteidigung), David Babunski, Boban Nikolov und Enis Bardhi (alle Mittelfeld). Dazu kommen Junge wie Napoli-Offensivmann Eljif Elmas (21), mit einem Marktwert von 15 Mio. Euro (laut Transfermarkt.at) zugleich der teuerste Kicker im Kader ist.

Eljif Elmas (Napoli)
Reuters/USA Today Sports/Jasen Vinlove
Napoli-Offensivmann Eljif Elmas ist mit einem Marktwert von 15 Millionen Euro der teuerste Kicker im Kader

„Diese Mannschaft kann jedem Probleme machen“, sagt Renato Gligoroski, einst Kotrainer bei der Wiener Austria und Mattersburg und derzeit Nachwuchschef von Wacker Innsbruck. Der 44-Jährige mit mazedonischen Wurzeln, geboren und aufgewachsen in Wien, war zehn Jahre lang Scout für die mazedonischen Nachwuchsteams, er ist bestens vertraut mit den Verhältnissen im Land. „Beim Verteidigen haben sie aber ein paar Schwächen, das Pressing ist nicht ihr Thema.“

Große Erwartungshaltung

Gligoroski kennt auch Teamchef Igor Angelovski, der mit rund 50 Spielen der mit Abstand längstdienende Trainer in der Historie der Auswahl ist. Der 45-Jährige, der zuvor nur Rabotnicki Skopje trainierte, gilt als führungsstarker Coach, der es zudem geschafft hat, Oldie Pandev zum Weitermachen zu überreden.

Im eigentlich handballverrückten Land, das nur rund 12.000 registrierte Fußballer hat, in dem die Vereine von wirtschaftlichen Schwierigkeiten geplagt werden und etwa Traditionsclub Vardar Skopje vor dem Ruin steht, sei die Erwartungshaltung vor dem EM durchaus groß, wie Gligoroski betont. „Da ist eine Menge Euphorie, die aber auch Druck erzeugt.“ Sollte die Auswahl tatsächlich Erfolge feiern, wäre es wohl auch eine Chance zum Zusammenkommen. Denn Nordmazedonien, in dem die albanische Volksgruppe rund 25 Prozent der Bevölkerung stellt, ist von echter Einheit noch entfernt.

EM-Aufgebot von Nordmazedonien

Tor: Stole Dimitrievski (Rayo Vallecano/ESP), Risto Jankov (Rabotnicki Skopje), Damjan Siskovski (Doxa Katokopia/CYP)

Abwehr: Egzon Bejtulai (Skendija Tetovo), Gjoko Zajkov (Sporting Charleroi/BEL), Kire Ristevski (Ujpest Budapest/HUN), Visar Musliu (Mol Fehervar/HUN), Egzjan Alioski (Leeds United/ENG), Stefan Ristovski (Dinamo Zagreb/CRO), Darko Velkovski (HNK Rijeka/CRO)

Mittelfeld: Arijan Ademi (Dinamo Zagreb/CRO), Ferhan Hasani (Partizan Tirana/ALB), Tihomir Kostadinov (MFK Ruzomberok/SVK), Boban Nikolov (Lecce/ITA), Enis Bardhi (Levante/ESP), Stefan Spirovski (AEK Larnaca/CYP), Elif Elmas (SSC Napoli/ITA), Darko Churlinov (VfB Stuttgart/GER), Milan Ristovski (Spartak Trnava/SVK)

Angriff: Ivan Trickovski (AEK Larnaca/CYP), Aleksandar Trajkovski (Mallorca/ESP), Goran Pandev (FC Genoa/ITA), Vlatko Stojanovski (Chambly-Thelle/FRA), Krste Velkoski (FK Sarajevo/BIH), Marjan Radeski (Akademija Pandev), Daniel Avramovski (Kayserispor/TUR)

Trainer: Igor Angelovski (MKD)

Länderspielbilanz Österreich – Nordmazedonien

2 Spiele – 2 Siege – Torverhältnis 6:2

  • 10.06.2019, Skopje (EM-Quali): Nordmazedonien – Österreich 1:4
  • 16.11.2019, Wien (EM-Quali): Österreich – Nordmazedonien 2:1