Franco Foda (AUT)
GEPA/Walter Luger
Fußball

ÖFB-Team muss weiter an sich feilen

Österreichs Fußballnationalteam hat in den beiden letzten Testspielen vor der EM keinen Sieg und kein Tor erzielt. Teamchef Franco Foda zeigte sich am Sonntag nach dem 0:0 gegen die Slowakei aus mehreren Gründen nicht beunruhigt, erkannte aber „Dinge, die es zu verbessern gilt“. Der Deutsche ist überzeugt, man werde „auf den Punkt bereit sein“.

Die EM startet für Österreich am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest mit dem Duell gegen Außenseiter Nordmazedonien. Foda erwartet ein ähnliches Spiel wie gegen die Slowakei, die im Wiener Ernst-Happel-Stadion vor 3.000 Zuschauer tief stand und erfolgreich auf Fehler lauerte – im Abschluss aber an Tormann Daniel Bachmann scheiterte. Der Goalie wurde zuvor als EM-Tormann auserkoren.

Die Österreicher, bei denen Foda wie angekündigt einigen Spielern eine Pause gab, fanden erst nach der Pause mehrere Chancen vor, Marko Arnautovic belebte bei seinem Comeback die Offensive und traf wie Florian Grillitsch mit einem Schuss nur Aluminium. Das ÖFB-Team erzielte in den letzten drei Spielen (316 Minuten) damit kein Tor.

Länderspiel-Highlights Österreich – Slowakei

Die Mannschaft von Teamchef Franco Foda muss sich am Sonntag im Ernst-Happel-Stadion letztlich mit einem 0:0 begnügen.

Die Gastgeber hatten vor der Pause mehr vom Spiel, ohne dabei aber wirklich zwingend gefährlich zu werden. „Zu Beginn der ersten Hälfte hat uns die Dynamik und das Tempo gefehlt, wir hatten keinen Tiefgang, haben nicht gut die letzte Linie attackiert, auch zu wenig hinter die letzte Kette gespielt“, kritisierte Foda, der seinen Star David Alaba dieses Mal im zentralen Mittelfeld aufgeboten hatte.

Kein Durchkommen vor der Pause

Doch mit dem künftigen Legionär von Real Madrid sowie Marcel Sabitzer auf dem Feld gelang es vor der Pause nicht, im letzten Drittel zu mehreren guten Chancen zu kommen. „Wir hatten in Ansätzen gute Spielphasen, haben bis zum Strafraum gut durchkombiniert, dann hat der letzte Pass gefehlt, oder wir waren zu unentschlossen. Da müssen wir zielstrebiger agieren“, so Foda, der sich an der Seitenlinie ärgerte.

Vor allem mit Valentino Lazaro ging der Deutsche hart ins Gericht, was auch noch zu Diskussionen auf dem Weg in die Kabine führte. In dieser blieben Alaba und Sabitzer, um sich für den EM-Auftakt zu schonen. Konrad Laimer und Louis Schaub kamen rein und Foda zeigte sich mit der offensiven Steigerung deutlich zufriedener.

„In der zweiten Hälfte war es viel besser, wir haben viel mehr Möglichkeiten vorgefunden“, so der 55-Jährige, dem nicht entgangen war, dass es dem Gegner ebenso erging. „Sie hatten gute Möglichkeiten, bei denen Daniel sehr gut reagiert hat. Da hatten wir Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind.“

Arnautovic bringt Schwung

Hinten hielt Bachmann den Kasten sauber, vorne brachte Arnautovic zwar nicht den Ball unter, aber sein rund halbstündiger Einsatz war das Highlight der 3.000 Fans, die erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder ins Happel-Stadion kommen konnten. Sie hatten ihren Liebling lautstark gefordert, nach 64 Minuten kam Arnautovic ins Spiel und scheiterte mit mehreren Chancen – einmal traf er dabei die Stange.

„Marko kann den Unterschied ausmachen, auch von seiner Präsenz her, wie er Bälle hält, wie er tief geht und sich gut zwischen den Linien bewegt, kann seine Mitspieler gut einsetzen und hat auf den ersten Metern eine unglaubliche Dynamik im Torabschluss. Das hat er heute wieder gezeigt“, so der Teamchef, der sich mit dem ersten Einsatz von Arnautovic seit Herbst 2020 zufrieden zeigte. Mehr Spielzeit habe die erst kürzlich überstandene Muskelverletzung nicht zugelassen.

Marko Arnautovic und Franco Foda
GEPA/Walter Luger
Zum ersten Mal seit November 2020 konnte Franco Foda wieder auf Marko Arnautovic setzen

Arnautovic kam für Kalajdzic, auch weil Foda dem Stuttgart-Legionär noch eine Pause geben wollte. Sie in diesem Test erstmals zusammen spielen zu lassen, dafür sah Foda keine Notwendigkeit. „Beide sind Instinktfußballer, und sollte dieser Fall eintreten, sind sie auch in der Lage, gemeinsam zu spielen.“ Im Finish agierten mit Arnautovic und Michael Gregoritsch zwei Spitzen, das habe gut funktioniert.

Nicht einmal eingewechselt wurde der etatmäßige Kapitän Julian Baumgartlinger. „Es war eigentlich der Plan, ihn zu bringen, aber ich wollte am Schluss noch einen Stürmer bringen“, so Foda.

Chancenverwertung und Ballverluste als Themen

Dass kein Stürmer oder anderer Spieler in den beiden Spielen und speziell bei der Generalprobe ins Tor traf, bereitete Foda nur bedingt Kopfzerbrechen. „Wir haben gegen eine Mannschaft, die sehr defensiv steht, vier, fünf gute Möglichkeiten vorgefunden, und hatten auch zwei Pfostenschüsse“, so Foda. Mehr störte ihn, dass „wir in der Vorwärtsbewegung zwei unnötige Ballverluste hatten, da haben wir dem Gegner Konter ermöglicht, das darf nicht passieren.“

Foda hofft gegen Nordmazedonien, das seinen letzten Test am Samstag gegen Kasachstan mit 4:0 gewonnen hat, auf Besserung. „Da müssen wir im Spiel nach vorne noch klarer sein. Da dürfen wir uns nicht solche Abspielfehler erlauben. Auch die Restverteidigung muss dann sicher stehen“, sagte Foda, der an der Seitenlinie lauter wurde, aber nach dem Spiel ruhig analysierte.

EM-Auftaktelf steht bis auf zwei, drei Positionen

„Es gibt noch Dinge zu verbessern, aber man darf auch nicht vergessen, ich habe Stefan Lainer oder Xaver Schlager eine Ruhepause gegeben. David und Marcel haben nur eine Hälfte gespielt. Das war auch geplant, weil sie viel gespielt haben, und damit sie die ganze Kraft für nächste Woche zur Verfügung haben“, so Foda, der seine Startelf für Nordmazedonien bis auf zwei, drei Positionen wisse.

Bis dahin warte eine „interessante Woche“ auf die Spieler, die am Montag noch einen freien Tag mit ihren Familien verbringen dürfen, ehe es nach Seefeld ins Teamcamp geht. Ab Mittwoch gilt der Fokus nur noch Nordmazedonien. „Ich bin überzeugt, dass wir nächste Woche auf den Punkt bereit sind. Wir werden auch dann unsere Möglichkeiten vorfinden und die müssen wir eiskalt ausnützen.“

„Das Kribbeln wird kommen“

Eine EM-Euphorie wurde mit den Ergebnissen in den beiden Testspielen hierzulande zwar nicht ausgelöst, Foda erkannte aber immerhin eine gute Stimmung im Stadion. „Es war schön, wieder vor Fans zu spielen“, merkte der Deutsche an. „Ich gehe davon aus, dass die Stimmung von Tag zu Tag steigen wird. Das Kribbeln wird kommen, auch bei uns im Team, und wir werden auf den Punkt bereit sein.“