Nordmazedoniens Tihomir Kostadinov
APA/AFP/Robert Atanasovski
Fußball-EM

Nordmazedonien sagt Österreich Kampf an

EM-Neuling Nordmazedonien gibt sich vor dem Start der Endrunde selbstbewusst. „Wir fühlen uns nicht als Außenseiter, das haben wir in den letzten Spielen gezeigt. Bei dieser Europameisterschaft werden wir bestätigen, dass wir es als Team wirklich verdient haben“, so Mittelfeldspieler Enis Bardhi. Auch dessen Teamkollegen sagen Österreich den Kampf an.

In Bukarest spielt das erstmals für eine EM-Endrunde qualifizierte Team am Sonntag gegen das ÖFB-Team (18.00 Uhr, live in ORF1). Die Foda-Auswahl gewann zuletzt in der EM-Qualifikation zweimal (4:1, 2:1) gegen die Nordmazedonier. Davon solle man sich nicht täuschen lassen, so Tihomir Kostadinov vom slowakischen Club Ruzomberok: „Wir haben seit dem letzten Spiel gegen Österreich große Fortschritte gemacht. Das Selbstvertrauen von uns allen ist größer geworden.“

Teamgoalie Stole Dimitrievski schlug in dieselbe Kerbe. „Jetzt sind wir bei einem Turnier, das ist etwas anderes. Schon ein frühes Tor kann den Unterschied ausmachen“, erklärte der Profi van Rayo Vallecano. Man habe sich ein hohes Ziel gesetzt – um es zu erreichen, muss gegen Österreich ein Erfolgserlebnis her. „Wir brauchen einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden, denn wir wollen die K.-o.-Phase erreichen und nicht einfach nur dabei sein“, sagte Dimitrievski.

Nordmazedonien hat Großes vor

Österreich startet am Sonntag in Bukarest gegen Nordmazedonien in die Fußball-EM. Die Gegner kennt das Team von Franco Foda bereits aus der Qualifikation. Im Mittelpunkt wird dort wohl Alt-Star Goran Pandev stehen.

„Können jeden schlagen“

Laut dem Keeper haben die Nordmazedonier bei ihrer EM-Premiere nichts zu verlieren. „Wir haben überhaupt keinen Druck und wollen versuchen, die Euphorie zu Hause in Ergebnisse umzusetzen.“ Zuversicht schöpft Dimitrievski unter anderem aus dem sensationellen 2:1-Auswärtssieg im März in der WM-Qualifikation gegen Deutschland. „Das hat gezeigt, dass wir an einem guten Tag jeden schlagen können, und ich bin mir sicher, dass die anderen Teams in der Gruppe großen Respekt vor uns haben werden“, meinte der 27-Jährige.

Stole Dimitrievski (MKD)
GEPA/Michael Meindl
Auch Nordmazedoniens Teamgoalie Stole Dimitrievski hat an Selbstvertrauen gewonnen

Österreichs erster EM-Gegner widmet sich erst dieser Tage intensiv dem Gegnerstudium. Vor dem Umzug ins EM-Quartier in Bukarest am Dienstag sei das noch nicht dringlich gewesen, sagte Linksfuß Ezgjan Alioski der APA. „Wir wissen, wer Österreich ist“, sagte der Spieler von Leeds United, der das ÖFB-Team in der Favoritenrolle sieht.

„Österreich ist, denke ich, schon der Favorit. Es ist eine kompakte, physisch starke Mannschaft. Viele Spieler haben viel Erfahrung, sie haben viele Spieler der Bundesliga, sind auch technisch gut“, sagte der 29-Jährige, der für den Premier-League-Neunten zumeist als linker Verteidiger aufläuft. Im Nationalteam kommt er manchmal auch weiter vorne auf der linken Seite zum Einsatz, jedenfalls hat er sich als Fixgröße etabliert. Im letzten EM-Test am vergangenen Freitag gegen Kasachstan erzielte Alioski beim 4:0 per Elfmeter das erste Tor.

Sieg gegen Deutschland gab Selbstvertrauen

Vier Partien ist Nordmazedonien aktuell vor dem EM-Auftaktduell mit Österreich ungeschlagen – eine kleine, feine Serie. Höhepunkt war am 31. März der 2:1-Auswärtserfolg in der WM-Quali gegen Ex-Weltmeister Deutschland. „Das war ein Sieg, der Selbstvertrauen gegeben hat. Wir konnten zeigen, wir sind eine starke Mannschaft, dass wir etwas können“, sagte Alioski, der damals in Duisburg durchspielte.

Jubel von Nordmazedonien
APA/AFP/Ina Fassbender
Nordmazedonien hat erst im März in Deutschland für eine Sensation gesorgt

In der EM-Qualifikation hatte sich die Auswahl 2019 noch zweimal an Österreich die Zähne ausgebissen. Die Foda-Truppe gewann in Skopje 4:1 und setzte sich daheim mit 2:1 durch. „Aber ich denke, im zweiten Spiel haben wir ihnen schon Schwierigkeiten gemacht, obwohl uns damals viele Spieler gefehlt haben“, meinte Alioski, der seinerzeit in Wien einer der Abwesenden war. Die Qualifikation für das Turnier gelang dann via Play-off durch einen 1:0-Erfolg in Georgien.

„Euphorie von Anfang an groß“

Für den vergleichsweise jungen Staat ist die erste Teilnahme an einem Großereignis ein Ereignis von epochaler Bedeutung. „Die Euphorie war schon von Anfang an groß, weil es etwas Historisches ist, das wir noch nie erlebt haben. Und die Euphorie wird immer bleiben“, so Alioski.

Die Spieler würden die Gedanken an die historische Dimension ihrer EM-Mission jedoch weitgehend ausblenden. „Jetzt solche Gedanken zu haben, macht wenig Sinn. Wir konzentrieren uns darauf, dass wir bei der EM etwas erreichen können“, so der in der Schweiz aufgewachsene Fußballer. „Es geht nicht darum, die Qualifikation zu schaffen. Wir sind stolz, das erreicht zu haben. Darüber nachdenken kann man aber, wenn man im Urlaub ist, oder in einigen Jahren.“

Glauben an Furore

Alioski glaubt daran, dass die Mannschaft bei der EM für Furore sorgen kann. Nordmazedonien habe „die stärkste Gruppe beieinander. Goran Pandev ist eine Legende, aber wir haben auch andere wichtige Spieler, die sich in den größten Ligen der Welt etabliert haben. Zudem sind wir jetzt fünf, sechs Jahre fast immer die gleiche Mannschaft geblieben. Das hat uns zusammengeschweißt“, so der Leeds-Legionär, dessen Vertrag bei den „Whites“ allerdings Ende Juni ausläuft.

„Ich denke, Holland ist sicher der große Favorit in der Gruppe. Aber im Fußball gibt es immer Überraschungen, und wir wollen zeigen, dass wir für eine Überraschung gut sind.“ Die neue Erfahrung bei einer Endrunde soll kein Hemmschuh sein. „Ein Turnier ist etwas Spezielles, aber wir werden versuchen, das so anzugehen, als wäre es ein normales Spiel. Wir wollen das Spiel für Spiel nehmen und werden uns nicht nervös machen lassen.“

„Sturm-Opa“ Pandev glaubt an Überraschung

Pandev musste 37 Jahre alt werden, um erstmals bei einer Endrunde dabei zu sein. 20 Jahre nach seinem Debüt 2001 nimmt er nun mit Nordmazedonien die EM in Angriff, der „Sturm-Opa“ ist mit 37 Treffern in 119 Länderspielen der Rekordtorschütze seines Landes. „Wir kennen unsere Stärken und wissen, was wir können. Deswegen wäre es kein Wunder, wenn wir die Gruppenphase überstehen würden“, sagte der Angreifer mit dem starken linken Fuß kürzlich. „Wir können bei diesem Turnier eine Überraschung sein.“

Pandev ist in der nordmazedonischen Truppe also noch immer ein gewichtiger Faktor, seine sportliche Vita beachtlich. Die erfolgreichste Zeit erlebte der Familienvater 2009 bis 2012 bei Inter Mailand, 2010 holte er unter Jose Mourinho mit den Mailändern das Triple aus Meisterschaft, Cup und Champions League. Damals mit im Kader: ÖFB-Kreativmann Marko Arnautovic, der damals freilich nur einige Minuten Spielzeit in der Serie A erhielt.