Teamchef Franco Foda
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Fußball-EM

Foda feilt an Startelf gegen Nordmazedonien

„Wir werden auf dem Punkt bereit sein.“ Dieses Credo wurde bereits vor Wochen vom ÖFB-Team für das anstehende EM-Auftaktspiel gegen Nordmazedonien am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) ausgegeben und seither ständig wiederholt. Um dann auch wirklich da zu sein, braucht es die richtige Startelf, an der Teamchef Franco Foda dieser Tage final feilt.

Es ist das Schlüsselspiel für Österreich bei der dritten EM-Teilnahme: Ein Sieg gegen die Nummer 62 der Welt würde für die Nummer 23 den angepeilten Achtelfinal-Einzug schon deutlich realistischer gestalten. Bei der EM 2016 in Frankreich, als erstmals 24 Teams an der Endrunde teilnahmen, reichten zwei Teams bereits drei Zähler für den Aufstieg, darunter dem späteren Europameister Portugal in der ÖFB-Gruppe.

Beim Team fokussiert sich daher viel auf das Auftaktspiel. Bereits nach dem 0:0 gegen die Slowakei bei der EM-Generalprobe meinte der 55-jährige Deutsche, dass er die Startelf bis auf „zwei, drei Positionen“ im Kopf habe. Gegen den östlichen Nachbarn hat Foda deswegen einigen Stammspielern auch eine Pause gegeben, um am Punkt topfit zu sein.

Drei Spieler müssen auf Tribüne

Die anderen konnten sich nun auch in einer „interessanten Woche“ in Seefeld für die restlichen Startplätze empfehlen. Auf der anderen Seite muss Foda sogar drei Spieler auf die Tribüne setzen, weil vom 26-Mann-Kader nur 23 auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen. „Die Jungs brennen. Sie sind im Training sehr willig und engagiert, alle ziehen an einem Strang, die Einheit ist spürbar. Da wird es brutal schwer, drei von ihnen auf die Tribüne zu setzen, weil es sich jeder verdient hat, im Kader zu stehen“, sagte Foda in Seefeld.

Trainings des ÖFB-Teams in Seefeld
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Seit Mittwoch trainiert Österreich in Seefeld auf das Schlüsselspiel gegen Nordmazedonien hin

Das Positive: Es gibt keine Verletzten, Foda kann aus dem Vollen schöpfen. Marcel Sabitzer hatte zwar am Donnerstag das Training wegen Muskelbeschwerden ausgelassen, das war allerdings eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie der Teamchef wissen ließ. Alle Inhalte seien durchgebracht worden, das Team sei fokussiert, ohne dass der Spaß gefehlt habe. Bezüglich Aufstellung gibt sich Foda öffentlich wie immer zugeknöpft, der Großteil der Startelf steht aber schon fest.

Bachmann Österreichs dritter EM-Goalie

Im Tor ist seit Sonntag aber alles klar: Daniel Bachmann wird nach Jürgen Macho (2008) und Robert Almer (2016), der nun beim ÖFB Tormanntrainer ist, der dritte österreichische EM-Goalie der Geschichte sein. Der 26-jährige England-Legionär aus Watford hat beim 0:1 gegen England seine Chance bekommen, sie genützt und das Vertrauen mit vielen Paraden gegen die Slowakei gerechtfertigt.

Bachmann steht damit mit der Erfahrung von nur zwei Länderspielen bei der Endrunde im Tor. Macho, heute bei Rapid Goaliecoach, kam vor der Heim-EM allerdings auch nur auf 15 Länderspiele und setzte sich damals erst spät gegen Alexander Manninger und Ramazan Özcan durch. Almer hatte sich vor der Endrunde 2016 als Nummer eins herauskristallisiert und machte vor seinen drei Partien in Frankreich 28 ÖFB-Spiele.

Verteidigung scheint zu stehen

In der Verteidigung scheint ebenfalls vieles klar zu sein: Die Routiniers Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic sind zentral gesetzt, auf den Außenpositionen wird Foda rechts dem zuletzt geschonten Stefan Lainer wohl wieder das Vertrauen schenken, links scheint Andreas Ulmer in der Poleposition zu sein, zumal der vielseitig einsetzbare ÖFB-Star David Alaba dafür nicht infrage zu kommen scheint.

Gegen England hat Marco Friedl links agiert, wie in seinem vielleicht letzten Spiel für Absteiger Werder Bremen, doch über die gesamte Saison gesehen hat der Tiroler meist im Abwehrzentrum gespielt. Dort wäre Philipp Lienhart eine Alternative, rechts Christopher Trimmel. Dass eine Dreierkette zum Einsatz kommt, erscheint unwahrscheinlich.

Fragezeichen ab Mittelfeld

Ab dem Mittelfeld wird es schon kniffliger, zumal die Rolle von Kapitän Julian Baumgartlinger ungeklärt ist. Nach seiner Kreuzbandverletzung spielte der 33-Jährige bisher nur eine Viertelstunde beim Test in Middlesbrough. Alaba übernahm zuletzt nicht nur die Kapitänsschleife, sondern auch die Position im zentralen Mittelfeld. „Er kann uns überall helfen“, lautet die Standardantwort des Coaches, also könnte er im dritten Duell mit Nordmazedonien auch wiederum am Flügel spielen.

David Alaba
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Der vielseitig einsetzbare ÖFB-Star David Alaba wird gegen Nordmazedonien wohl wieder im Mittelfeld spielen

In der EM-Qualifikation gewann Österreich gegen Nordmazedonien auswärts mit 4:1 und daheim mit 2:1. Bei der ersten Begegnung in Skopje standen damals in Abwesenheit von Alaba und Baumgartlinger gleich acht Spieler mit Red-Bull-Bezug in der Startelf, in Wien vertraute Foda auf sein übliches 4-2-3-1. Gesetzt scheint im Mittelfeld neben Alaba auch Sabitzer, der spielfreudige Christoph Baumgartner dürfte seinen Platz auch sicher haben. Im zentralen Mittelfeld sind die Balleroberer Xaver Schlager und Konrad Laimer eine Möglichkeit wie Baumgartlinger, Florian Grillitsch oder Kampfmaschine Stefan Ilsanker.

Arnautovic: „Ich bin bereit“

Im Angriff stellt sich zunächst die Frage, ob Marko Arnautovic von Beginn an spielen kann. Nach einer Muskelverletzung trainierte der China-Legionär erst eine Woche mit der Mannschaft und spielte eine halbe Stunde gegen die Slowakei. In der konnte der 31-Jährige aber so überzeugen, dass eine Startelfnominierung auf der Hand liegt. „Ich bin bereit“, sagte der Stürmer am Freitag bei einem Pressetermin.

Foda ließ sich in diesem Zusammenhang alle Optionen offen – auch jene, Arnautovic gemeinsam mit Sasa Kalajdzic von Beginn an zu bringen. „Das haben wir im Training probiert.“ Der Zweimetermann spielte in jedem Spiel 2021 von Anfang an, nach drei Toren in den ersten Partien nahm die Torgefahr sukzessive ab. Der 20-Jährige würde gerne mit Arnautovic spielen: „Ich mit meiner Größe und meiner Art, Fußball zu spielen, und Marko mit seiner Kreativität, das kann sich sehr gut ergänzen. Der eine kann den anderen gut in Szene setzen.“

Seit 316 Spielminuten wartet Österreich auf ein Tor, Foda ist überzeugt davon, dass der Bann gebrochen wird. „Mir bereitet das kein Kopfzerbrechen. Wir haben gegen den EM-Favoriten England und die Slowakei zahlreiche Chancen herausgespielt. Ich bin überzeugt, dass wir bei der EM Tore erzielen werden.“ Und falls das nicht gegen Nordmazedonien gelingen sollte, gäbe es noch immer die Duelle gegen die Niederlande und die Ukraine. „Ein Sieg im ersten Turniermatch kann zusätzlich Energie, Kraft und Selbstvertrauen bedeuten. Aber unabhängig davon, wie dieses Spiel ausgeht, gibt es danach noch immer zwei Partien.“