Seit 1990 wartet Österreich auf einen Sieg gegen die „Elftal“, die vergangenen sieben Duelle wurden nun allesamt verloren. Der Nummer 16 der Welt reichte an einem lauen Sommerabend gegen die Nummer 23 ein solides Spiel, um den Aufstieg ins Achtelfinale bereits nach dem zweiten Spieltag in der Gruppe C zu fixieren.
Österreich machte keine schlechtes Spiel, aber um gegen den Favoriten in der Gruppe zu punkten, war es am Ende deutlich zu wenig. Die Gastgeber hatten die ÖFB-Offensive im Griff, die Fehler wurden ausgenutzt, und am Ende stand ein glanzloser 2:0-Heimsieg zu Buche. Das ÖFB-Team kann den Niederlanden aber am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest gegen die Ukraine ins Achtelfinale folgen.
ÖFB-Team blickt nach vorne
Nach dem 0:2 gegen die Niederlande will Österreichs Fußballnationalteam nun am Montag gegen die Ukraine siegen. Damit will man den Aufstieg ins Achtelfinale fixieren. Allerdings braucht es dazu auch eine Steigerung in der Offensive.
Alle ÖFB-Spieler betonten nach der Partie in der Johann-Cruijff-Arena die Qualität des Gegners, die den Unterschied ausgemacht habe. „Die Niederlande haben natürlich absolute Qualität und Weltklassespieler“, sagte Christoph Baumgartner. „Wir wussten, dass die Qualität der Holländer sehr, sehr hoch ist“, meinte David Alaba. Und Andreas Ulmer fügte an: „Die Qualität von Holland hat man heute gesehen: Sehr ballsicher, gute Bewegung ohne Ball, sehr schnelles Umschalten.“ Auch Marcel Sabitzer musste eingestehen: „Sie waren fußballerisch auf einem höheren Niveau als wir, deshalb haben sie verdient gewonnen.“
„Individuelle Klasse hat sich durchgesetzt“
Rechtsverteidiger Stefan Lainer, über dessen Seite deutlich weniger ging als über links, schlug in dieselbe Kerbe. „Die zwei Systeme haben sich schon relativ gut neutralisiert. Die Niederlande haben es besser ausgespielt. Wir haben alles versucht, aber der Gegner hatte auch die Spur mehr Qualität, es auszuspielen“, meinte der Gladbach-Legionär.
„Grundsätzlich haben wir gar nicht so schlecht gespielt, aber ab 30 Metern vor dem Tor war es schwer“, meinte Martin Hinteregger. "Die individuelle Klasse hat sich dann doch durchgesetzt. Gegen eine solche Mannschaft war das einfach zu wenig“, erklärte der Frankfurt-Legionär.
Die Österreicher waren gut in die Partie gestartet, doch nach zehn Minuten verschuldete Alaba einen Elfmeter. Der Ersatzkapitän und neuerliche Abwehrchef brachte Denzel Dumfries nach einer schlechten Ballannahme innerhalb des Sechzehners zu Fall. „Der Elfmeter geht natürlich auf meine Kappe“, sagte der 28-Jährige. Nach dem 0:1 durch Memphis Depay benötigte Österreich ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln, konnte die Partie aber weiter offen halten.
Offensive Abstimmung nicht optimal
„Wir sind nach dem frühen Gegentor nicht eingebrochen, aber es waren zu viele leichte Ballverluste“, erklärte Hinteregger ein Problem. Österreich verzeichnete am Ende sogar mehr Ballbesitz, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Michael Gregoritsch, der Sasa Kalajdzic in der Startelf ersetzt hatte, wurde nicht in Szene gesetzt. Zu oft wurde davor der Ball wieder verloren. „Wir haben es nicht geschafft, zu hundertprozentigen Möglichkeiten zu kommen. Wenn du gegen so eine Mannschaft etwas mitnehmen willst, musst du aus Halbchancen etwas machen. Das haben wir leider verpasst“, so Baumgartner.
Der Hoffenheim-Legionär gab auch an, dass manchmal die richtige Abstimmung gefehlt habe. „‚Gregerl‘ (Gregoritsch, Anm.) und ich sind teilweise gleichzeitig auf die Zehnerposition gekommen. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass uns die Tiefe im Spiel gefehlt hat." Zudem habe man es zu selten geschafft, zwingend in die Box oder in Eins-gegen-eins-Situationen zu komme“, skizzierte Baumgartner.
Arnautovic-Sperre keine Ausrede
Was die Eins-gegen-eins-Duelle angeht, fehlte mit Marko Arnautovic ein Unterschiedspieler. „Wir waren nicht weit weg, in so einem Spiel fehlt dann auch ein Spieler wie Marko, der sich befreien und Überzahl schaffen kann“, merkte Lainer an, der aber das Fehlen des Stürmers nicht als Ausrede verstanden haben wollte. Im „Abnützungskampf“ hätte der Stürmer auch als „Joker“ etwas bewirken können.
So kann der 32-jährige Angreifer, der seine Sperre wegen seiner verbalen Entgleisung im Spiel gegen Nordmazedonien abgesessen hat, am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) wieder etwas bewirken, wenn es um den erstmaligen Aufstieg in die K.-o.-Phase geht. Österreich ist derzeit wegen weniger geschossener Tore Dritter hinter der punktegleichen Ukraine. Mit einem Sieg ist man fix weiter, bei einem Remis als einer der besten Gruppendritten ziemlich sicher auch, und selbst eine Niederlage könnte am Ende noch für den Aufstieg reichen.
Im „Finale“ auf Sieg spielen
Für die Teamspieler war noch in Amsterdam klar, wie das letzte Gruppenspiel angegangen werden soll. „Ich sehe, dass wir ein Finalspiel haben und nun die Akkus aufladen müssen. Wir wollen das Spiel gewinnen, auf Sieg spielen“, sagte Lainer.
„Es ist noch nichts verloren für uns, wir haben noch ein Spiel, die Entscheidung für den Aufstieg, wir müssen positiv weitergehen“, forderte Ulmer. Auch Aleksandar Dragovic sprach von einem Endspiel und forderte eine Steigerung. „Wir wissen, dass wir jetzt noch eine Schippe drauflegen müssen“, so der Innenverteidiger.
Zwar habe gegen die Niederlande oft der letzte Pass gefehlt, und man habe nicht konsequent auf den Abschluss gespielt. „Dennoch glaube ich, dass wir auf die 90 Minuten aufbauen können. Wir brauchen aber nicht stolz zu sein, wir haben 2:0 verloren“, meinte Dragovic, der Amsterdam mit seinen Teamkollegen am Freitag bei Regen wieder Richtung Camp in Seefeld verlassen hat.