David Alaba umarmt Valentino Lazaro (beide ÖFB)
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Fußball-EM

ÖFB-Team richtet Blick auf „Finale“

Österreichs Nationalteam hält nach zwei Spielen bei der Fußball-EM bei einem Sieg und einer Niederlage. Nach dem 3:1-Sieg gegen Außenseiter Nordmazedonien waren die Niederlande am Donnerstag beim 0:2 (0:1) in Amsterdam zu clever für das ÖFB-Team. Die Spieler hoben nach der Partie die Qualität des Gegners hervor, kreideten sich aber auch die eigene offensive Harmlosigkeit an. Ihr Blick richtet sich auf das „Finale“ um den Aufstieg.

Seit 1990 wartet Österreich auf einen Sieg gegen die „Elftal“, die vergangenen sieben Duelle wurden nun allesamt verloren. Der Nummer 16 der Welt reichte an einem lauen Sommerabend gegen die Nummer 23 ein solides Spiel, um den Aufstieg ins Achtelfinale bereits nach dem zweiten Spieltag in der Gruppe C zu fixieren.

Österreich machte keine schlechtes Spiel, aber um gegen den Favoriten in der Gruppe zu punkten, war es am Ende deutlich zu wenig. Die Gastgeber hatten die ÖFB-Offensive im Griff, die Fehler wurden ausgenutzt, und am Ende stand ein glanzloser 2:0-Heimsieg zu Buche. Das ÖFB-Team kann den Niederlanden aber am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest gegen die Ukraine ins Achtelfinale folgen.

ÖFB-Team blickt nach vorne

Nach dem 0:2 gegen die Niederlande will Österreichs Fußballnationalteam nun am Montag gegen die Ukraine siegen. Damit will man den Aufstieg ins Achtelfinale fixieren. Allerdings braucht es dazu auch eine Steigerung in der Offensive.

Alle ÖFB-Spieler betonten nach der Partie in der Johann-Cruijff-Arena die Qualität des Gegners, die den Unterschied ausgemacht habe. „Die Niederlande haben natürlich absolute Qualität und Weltklassespieler“, sagte Christoph Baumgartner. „Wir wussten, dass die Qualität der Holländer sehr, sehr hoch ist“, meinte David Alaba. Und Andreas Ulmer fügte an: „Die Qualität von Holland hat man heute gesehen: Sehr ballsicher, gute Bewegung ohne Ball, sehr schnelles Umschalten.“ Auch Marcel Sabitzer musste eingestehen: „Sie waren fußballerisch auf einem höheren Niveau als wir, deshalb haben sie verdient gewonnen.“

„Individuelle Klasse hat sich durchgesetzt“

Rechtsverteidiger Stefan Lainer, über dessen Seite deutlich weniger ging als über links, schlug in dieselbe Kerbe. „Die zwei Systeme haben sich schon relativ gut neutralisiert. Die Niederlande haben es besser ausgespielt. Wir haben alles versucht, aber der Gegner hatte auch die Spur mehr Qualität, es auszuspielen“, meinte der Gladbach-Legionär.

„Grundsätzlich haben wir gar nicht so schlecht gespielt, aber ab 30 Metern vor dem Tor war es schwer“, meinte Martin Hinteregger. "Die individuelle Klasse hat sich dann doch durchgesetzt. Gegen eine solche Mannschaft war das einfach zu wenig“, erklärte der Frankfurt-Legionär.

Georginio Wijnaldum (NED) und Martin Hinteregger (AUT)
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Martin Hinteregger und seine Teamkollegen hatten gegenüber den Niederlanden das Nachsehen

Die Österreicher waren gut in die Partie gestartet, doch nach zehn Minuten verschuldete Alaba einen Elfmeter. Der Ersatzkapitän und neuerliche Abwehrchef brachte Denzel Dumfries nach einer schlechten Ballannahme innerhalb des Sechzehners zu Fall. „Der Elfmeter geht natürlich auf meine Kappe“, sagte der 28-Jährige. Nach dem 0:1 durch Memphis Depay benötigte Österreich ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln, konnte die Partie aber weiter offen halten.

Offensive Abstimmung nicht optimal

„Wir sind nach dem frühen Gegentor nicht eingebrochen, aber es waren zu viele leichte Ballverluste“, erklärte Hinteregger ein Problem. Österreich verzeichnete am Ende sogar mehr Ballbesitz, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Michael Gregoritsch, der Sasa Kalajdzic in der Startelf ersetzt hatte, wurde nicht in Szene gesetzt. Zu oft wurde davor der Ball wieder verloren. „Wir haben es nicht geschafft, zu hundertprozentigen Möglichkeiten zu kommen. Wenn du gegen so eine Mannschaft etwas mitnehmen willst, musst du aus Halbchancen etwas machen. Das haben wir leider verpasst“, so Baumgartner.

Der Hoffenheim-Legionär gab auch an, dass manchmal die richtige Abstimmung gefehlt habe. „‚Gregerl‘ (Gregoritsch, Anm.) und ich sind teilweise gleichzeitig auf die Zehnerposition gekommen. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass uns die Tiefe im Spiel gefehlt hat." Zudem habe man es zu selten geschafft, zwingend in die Box oder in Eins-gegen-eins-Situationen zu komme“, skizzierte Baumgartner.

Arnautovic-Sperre keine Ausrede

Was die Eins-gegen-eins-Duelle angeht, fehlte mit Marko Arnautovic ein Unterschiedspieler. „Wir waren nicht weit weg, in so einem Spiel fehlt dann auch ein Spieler wie Marko, der sich befreien und Überzahl schaffen kann“, merkte Lainer an, der aber das Fehlen des Stürmers nicht als Ausrede verstanden haben wollte. Im „Abnützungskampf“ hätte der Stürmer auch als „Joker“ etwas bewirken können.

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Bild zeigt Marco Arnautovic beim Eintreffen im Stadion in Amsterdam.
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Marko Arnautovic durfte nur vor Beginn auf das Spielfeld, dann ging es wegen seiner Sperre auf die Tribüne
Bild zeigt beide Mannschaften bei den Hymnen vor dem Spiel.
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Nächstes Heimspiel für „Oranje“ in Amsterdam: Die Niederlande spielen alle Gruppenspiele vor eigenem Publikum
Bild zeigt den Österreicher Andreas Ulmer und den niedrländischen Spieler Frankie de Jong in Action.
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Österreich startete gut in die Partie, viel ging über links und Andreas Ulmer
Bild zeigt den Niederländer Memphis Depay beim Elfmeter.
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Aber Memphis Depay nützte den ersten Fehler eiskalt aus und traf sicher vom Punkt ins linke Eck
ÖFB-Trainer Franco Foda.
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Nach elf Minuten musste Teamchef Franco Foda gleich wieder in sich gehen
Der Österreicher Christoph Baumgartner beim Schuss aufs Tor.
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Eine der wenigen Abschlüsse des ÖFB-Teams, das mehr Ballbesitz als erwartet hatte: Baumgartner traf einen Niederländer
Der Niederländer Frenkie de Jong in Action.
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Die Niederlande taten nicht viel, aber Österreich hatte dennoch das Nachsehen
Der niederländer Stefan de Vrij beim Kopfball auf das Tor der Österreicher.
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Bachmann hielt das ÖFB-Team bei diesem Kopfball von de Vrij noch im Spiel
Übersicht des Spielfelds während der Partie Österreich gegen Niederlande.
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Eine der schönsten Bühnen im europäischen Fußball, die Johan-Cruijff-Arena in Amsterdam
ÖFB-Spieler Marcel Sabitzer und der Niederländer Marten de Roon.
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Marcel Sabitzer war dieses Mal kein so großer Faktor wie im Auftaktspiel gegen Nordmazedonien
Der niederländische Torwart Maarten Stekelenburg fäng den Ball nach einem eckstoß.
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Maarten Stekelenburg hielt den niederländischen Kasten sauber
Der Niederländer Denzel Dumfries beim erzielen des 2:0.
Reuters/Dean Mouhtaropoulos
Und Dumfries machte den Sack endgültig zu
Jublende Niederländer und enttäuschte Österreicher.
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Verdienter, wenn auch glanzloser Sieg für die Niederlande, die bereits im Achtelfinale stehen

So kann der 32-jährige Angreifer, der seine Sperre wegen seiner verbalen Entgleisung im Spiel gegen Nordmazedonien abgesessen hat, am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) wieder etwas bewirken, wenn es um den erstmaligen Aufstieg in die K.-o.-Phase geht. Österreich ist derzeit wegen weniger geschossener Tore Dritter hinter der punktegleichen Ukraine. Mit einem Sieg ist man fix weiter, bei einem Remis als einer der besten Gruppendritten ziemlich sicher auch, und selbst eine Niederlage könnte am Ende noch für den Aufstieg reichen.

Im „Finale“ auf Sieg spielen

Für die Teamspieler war noch in Amsterdam klar, wie das letzte Gruppenspiel angegangen werden soll. „Ich sehe, dass wir ein Finalspiel haben und nun die Akkus aufladen müssen. Wir wollen das Spiel gewinnen, auf Sieg spielen“, sagte Lainer.

„Es ist noch nichts verloren für uns, wir haben noch ein Spiel, die Entscheidung für den Aufstieg, wir müssen positiv weitergehen“, forderte Ulmer. Auch Aleksandar Dragovic sprach von einem Endspiel und forderte eine Steigerung. „Wir wissen, dass wir jetzt noch eine Schippe drauflegen müssen“, so der Innenverteidiger.

Zwar habe gegen die Niederlande oft der letzte Pass gefehlt, und man habe nicht konsequent auf den Abschluss gespielt. „Dennoch glaube ich, dass wir auf die 90 Minuten aufbauen können. Wir brauchen aber nicht stolz zu sein, wir haben 2:0 verloren“, meinte Dragovic, der Amsterdam mit seinen Teamkollegen am Freitag bei Regen wieder Richtung Camp in Seefeld verlassen hat.