Teamchef Franco Foda
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Fußball-EM

ÖFB-Team scheitert erhobenen Hauptes

Für Österreichs Nationalteam ist am Samstag mit einer 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen Italien Endstation gewesen. Im ÖFB-Team herrschte Enttäuschung über das knappe Resultat und das damit verbundene EM-Aus im Achtelfinale, nicht aber über die Vorstellung im Wembley-Stadion. „Auf die Leistung kann die Mannschaft und das ganze Land sehr, sehr stolz sein“, sagte Teamchef Franco Foda über den Abschied erhobenen Hauptes.

Nach mitreißenden 120 Minuten in London hat gegen den Titelanwärter Italien nur das Ergebnis nicht gestimmt. Wie das ÖFB-Team gegen die „Squadra Azzurra“, die nun seit 31 Spielen ungeschlagen ist, auftrat, rang Foda mehr als nur Respekt ab. „Das war eine außergewöhnlich gute Leistung, die Mannschaft hat eine tolle EM gespielt“, sagte Foda, der sich auch beeindruckt zeigte, dass seine Burschen auch nach dem 0:2 nicht aufgaben und weiter um den Sieg kämpften.

Gefehlt hat dafür nicht viel. „Wir waren gegen einen EM-Favoriten kurz davor, das Viertelfinale zu erreichen. Wir haben zweimal nicht aufgepasst. Mannschaften wie Italien nutzen diese Situation“, erklärte der 55-Jährige. „Wir haben immer nach vorne gespielt, hatten gute Dynamik und Passstafetten. Der Ausgleich wäre über 120 Minuten verdient gewesen. Die Mannschaft hat sich und das Land toll präsentiert. Das sind auch positive Faktoren am Ende des Tages.“

Große Emotionen nach der unglücklichen Niederlage

Österreich ist nur ganz knapp an einer Sensation vorbeigeschrammt. Es war ein emotionaler Abend für Spieler und Fans.

Taktikänderung zur Pause

Vor allem hat sich das Team um Kapitän David Alaba in die Partie gearbeitet. Nach starkem Beginn der Österreicher übernahm Italien das Kommando. „Am Anfang wollten wir etwas höher attackieren, aber das italienische Nationalteam war zu stark und konnte sich immer wieder aus Pressingsituationen lösen“, analysierte Foda die erste Hälfte.

Highlights von Italien – Österreich

Für Österreich ist im Achtelfinale der Europameisterschaft Endstation. In der Verlängerung muss sich das ÖFB-Team nach einer starken Leistung Italien mit 2:1 geschlagen geben.

In der Halbzeit änderte Foda dann die Taktik und setzte auf mehr Kompaktheit im Zentrum. Ein Schachzug, der aufging. In den zweiten 45 Minuten war das ÖFB-Team dem vierfachen Weltmeister mehr als ebenbürtig. „Zur Pause haben wir dann besprochen, etwas tiefer zu stehen und die Kontersituationen besser auszuspielen. Die zweite Halbzeit war richtig gut, wir hatten ein super Positionsspiel, der Gegner ist tief gestanden, hat nicht mehr so früh attackiert“, sagte Foda.

Achterbahn der Gefühle in Minute 65

Und dann kam die 65. Minute, die Foda wohl noch länger in Erinnerung bleiben wird. In kurzer Zeit durchlebte der Teamchef das ganze Spektrum der Gefühlswelt. Marko Arnautovic hatte nach Vorarbeit von Alaba per Kopf die Führung erzielt. Die Italiener schienen am Rande der Niederlage. Der Videoreferee entschied aber zu Recht auf Abseits, wenige Zentimeter kosteten Österreich das 1:0 und die mögliche Sensation. „Wenn wir da in Führung gehen, hätten wir das Spiel als Sieger verlassen“, sagte Foda.

„Die Emotionen nach dem Tor waren riesengroß. Danach war man plötzlich betrübt. Im ersten Moment habe ich gar nicht an den VAR gedacht. Und dann wurde mir das bewusst. Der vierte Offizielle hat gesagt, dass der Treffer überprüft wird“, erzählte der Deutsche, der aber auch klarstellte: „Ich bin für den VAR, weil ich schon immer betont habe, dass im Fußball Gerechtigkeit herrschen soll. Heute hat es uns getroffen, damit muss man leben.“

„Wir hatten die Italiener so weit“

Trotz des Rückschlags war Foda überzeugt, dass ein Sieg möglich war. Die Mannschaft war gierig darauf, dem historischen Einzug ins Achtelfinale, noch ein weiteres Spiel folgen zu lassen. „Nach 90 Minuten waren wir überzeugt, dass wir die Italiener so weit haben. Sie haben gespürt, dass wir ihnen Probleme bereiten können“, erklärte Foda.

Italiens „Joker“ Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (105.) sorgten mit ihren Treffern aber dafür, dass sich der Favorit Luft verschaffen konnte. Am Ende brachte das Tor von Sasa Kalajdzic den Favoriten noch einmal ins Wanken. Besonders angetan war Foda von der Reaktion und dem Willen seines Teams. „Italien hat im letzten Gruppenspiel fast die komplette Mannschaft geschont. Wenn man gesehen hat, dass unsere Burschen über 120 Minuten dieses Tempo mitgehen konnten, war das schon beeindruckend“, lobte Foda.

Foda zieht positive Bilanz

Der Schlusspfiff beendete dann den Traum vom Viertelfinale. Das Fazit von Foda fiel trotzdem positiv aus, schließlich hat das Team mit dem ersten EM-Sieg und dem erstmaligen Einzug in die K.-o.-Phase Geschichte geschrieben. „Alle haben ihr Bestes gegeben. Wir haben tolle Leistungen abgeliefert“, bilanzierte Foda, für den die vier Wochen mit dem Team wie im Flug vergangen sind.

Spieler von Österreich nach dem Match
APA/AFP//Laurence Griffiths
Die EM formte Österreichs Nationalmannschaft zu einer eingeschworenen Truppe

„Es gab keinen Lagerkoller. Wir hatten den Lehrgang super geplant, mit Freizeit und Teambuilding. Vom ersten Tag an gab es eine sehr gute Stimmung. Die Mannschaft hat von Beginn hat sehr fokussiert trainiert und ist extrem eng zusammengerückt. Dann kann man solche Leistungen abrufen“, erklärte Foda.

Die Wege des Teams trennen sich nun vorerst wieder, ehe es im September mit der WM-Qualifikation weitergeht. „Es gilt jetzt, die Energie und Kraft aus dieser EM weiterzuführen. Wir hatten keinen guten Start in die WM-Qualifikation. Wir werden für eine gute Position alles unternehmen, dafür brauchen wir Siege“, erklärte Foda, der den Kritikern des ÖFB-Teams ausrichtete: „Die haben jetzt vielleicht zwei, drei Wochen Pause, danach dürfen sie uns wieder kritisieren.“