Lewis Hamilton (Mercedes)
APA/AFP/Ben Stansall
Formel 1

Silverstone wird zum Versuchslabor

Erstmals inmitten der Coronavirus-Pandemie werden an einem Grand-Prix-Wochenende der Formel 1 die Zuschauerränge wieder restlos voll sein. Damit ist die Station nicht nur aufgrund der Sprintpremiere am Samstag speziell. Rund 140.000 Besucher werden alleine am Sonntag (16.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) ins „Home of British Motor Racing“, also ins Motorsportherz Großbritanniens, strömen.

Die Formel 1 feiert die Rückkehr der Massen als fantastische Nachricht. Das Unbehagen angesichts steigender Coronavirus-Infektionen rast aber mit – auch bei Mercedes-Mann Lewis Hamilton. „Ich bin hin- und hergerissen“, räumte der Rekordweltmeister Ende Juni beim Großen Preis der Steiermark ein. „Einerseits kann ich gar nicht sagen, wie aufgeregt ich bin, die Leute und das britische Publikum zu sehen.“

Dann gebe es aber eben auch noch diese Skepsis. „Andererseits schaue ich natürlich die Nachrichten und höre, dass die Fallzahlen in Großbritannien massiv ansteigen. Daher mache ich mir natürlich Sorgen um die Leute.“

Volles Haus fühlt sich „verfrüht an“

Hamilton wollte die Fanzulassung nicht ins Negative wenden. „Ich hoffe, wir lernen daraus, und ich hoffe, dass alle sicher sind“, sagte der Rekordgewinner von Silverstone, der in der WM-Wertung 32 Punkte hinter Spitzenreiter Max Verstappen im Red Bull liegt. Ein volles Haus fühle sich für ihn aber „ein bisschen verfrüht an“.

Neues Format in der Formel 1

Mit dem Sprintqualifying, das dieses Wochenende in Silverstone stattfindet, gibt es in der Formel 1 ein neues Format, das in der Königsklasse für zusätzliche Spannung sorgen soll.

Domenicali voller Vorfreude

Die Königsklasse selbst zeigt sich darüber hocherfreut. „Es ist eine fantastische Nachricht, dass das Event in Silverstone voll besetzt sein wird. Es wird ein unglaubliches Wochenende mit Hunderttausenden von Fans“, sagte F1-Geschäftsführer Stefano Domenicali, als Ende Juni grünes Licht gegeben wurde. Zum Vergleich: Als Verstappen vor zwei Wochen in Spielberg gewann, hatte Österreich die Beschränkungen aufgehoben. In der Steiermark waren über das ganze Wochenende verteilt 132.000 Zuschauer dabei.

Die englischen Fans würden sicher gerne Lokalhelden Hamilton im Mercedes vorne sehen, Red-Bull-Pilot Verstappen rast der Konkurrenz aktuell aber davon. Drei Rennen nacheinander hat der Niederländer gewonnen, und er profitiert davon, dass sein Rennstall die neuen Aerodynamikregeln mit einer hohen Anstellung des Hecks optimal genutzt hat. Mercedes, das ein tieferes Heck konstruiert hat, büßte in dieser Saison mächtig viel Zeit ein.

Echte Powerstrecke

Silverstone ist eine echte Powerstrecke. Und diese erfordert mit ihren schnellen Kurven und dem hohen Vollgasanteil auch eine ordentliche Portion Mut. Passagen wie „Copse“, „Maggotts“, „Becketts“ und „Chapel“ faszinieren die Piloten. Überholt wird gerne in den Kurven sechs („Brooklands“) und 15 („Stowe“). Der hohe Abtrieb verlangt den Reifen eine Menge ab, was zu einer Vielzahl von unterschiedlichen Strategien führt.

Wetterkapriolen gehören auf dem 5,891 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs dazu. Für mehrere Teams ist es zudem quasi ein Heimrennen. Gleich sechs Rennställe haben den offiziellen Sitz auf der britischen Insel, zum Teil in unmittelbarer Nähe des 5,891 km langen Hochgeschwindigkeitskurses.

Letztes Jahr machte die Formel 1 gleich zweimal inmitten der CoV-Pandemie 2020 in Silverstone Station. Im Großen Preis von Großbritannien platzte auf der letzten Runde an Hamiltons Mercedes der linke Vorderreifen. Dennoch schleppte sich der Brite zu seinem siebten Erfolg in Silverstone. Eine Woche darauf im Jubiläums-Grand-Prix anlässlich von 70 Jahren Formel 1 verwies Verstappen im Red Bull Hamilton dank einer meisterhaften Reifentaktik auf Rang zwei.