Valentino Rossi
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Motorrad

MotoGP verneigt sich vor Rossi

Mit dem Wissen, dass Valentino Rossis Abschiedstour begonnen hat, geht die Motorrad-WM am Sonntag in Österreich in die zweite Saisonhälfte. Der 42-jährige Italiener hatte am Donnerstag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz seinen Rücktritt nach 26 Jahren per Saisonende verkündet und damit die zweite Saisonhälfte nach der fünfwöchigen Sommerpause mit einem Paukenschlag eingeläutet.

Nur wenige Stunden vor dem verkündeten Abschied von Lionel Messi nach 21 Jahren beim FC Barcelona wurde das Ende einer der schillerndsten Karrieren im Weltsport bekannt. Die MotoGP startet in die Ära nach Valentino Rossi. Es hätte aber durchaus noch eine Zukunft für den Italiener in der MotoGP gegeben.

Rossi bestätigte in Spielberg, dass es die Option gegeben hätte, 2022 in seinem eigenen MotoGP-Team auf einer Ducati neben seinem Halbbruder Luca Marini nochmals als Fahrer aufzutreten. Für nur eine Saison sei ihm aber ein Markenwechsel zu riskant gewesen.

Valentino Rossi
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„Aber es stimmt. Ich hatte ein offizielles Angebot von meinem eigenen Team“, scherzte Rossi nach der Rücktrittsbekanntgabe gut gelaunt. „Es wäre faszinierend gewesen, und mit den Gagenverhandlungen hätten wir wohl auch keine Probleme gehabt“, ergänzte der neunfache Weltmeister augenzwinkernd, ehe er Bilanz zog.

„Tolle Zeit mit unvergesslichen Momenten“

Die fiel nach einem Vierteljahrhundert im WM-Sattel beim 115-fachen GP-Sieger fast durchwegs positiv aus. „Es war eine tolle Zeit mit unvergessliche Momenten“, sagte der 42-Jährige und beteuerte, dass sich seine Entscheidung nun „gut“ anfühle.

Zum bisher letzten Mal stand der Yamaha-Fahrer im Juli 2020 im Jerez als Dritter auf dem Podest, seinen letzten Sieg feierte er 2017 in Assen. „In jedem Sport sind die Ergebnisse am Ende ausschlaggebend. Insofern denke ich, es ist nun der richtige Schritt“, so Rossi. „Leider wird das meine letzte halbe Saison. Da will ich versuchen, bessere Ergebnisse als bisher zu holen“, sagte der WM-19.

Rossis Erben

Die MotoGP hat sich ohnehin längst neu geordnet in den Jahren seit Rossis letztem WM-Titel 2009. Anfänglich Jorge Lorenzo und danach vor allem Marc Marquez haben das Ruder übernommen. Der 28-jährige Marquez ist mittlerweile selbst schon achtfacher Weltmeister und hat 89 GPs gewonnen. 2015 vergab Rossi seine letzte große WM-Chance im Kampf mit Lorenzo.

Fabio Quartararo und Valentino Rossi
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Für den aufstrebenden Fabio Quartararo (l.) war Valentino Rossi immer das große Vorbild

Vor dem Steiermark-GP in Spielberg am Sonntag verbeugte sich die gesamte Szene nochmals vor Motorradikone Rossi. Aktueller Weltmeister ist der Spanier Joan Mir (Suzuki), in der WM führt Fabio Quartararo auf Yamaha. „Er war schon zweimal Weltmeister, ehe ich auf die Welt gekommen bin“, verneigte sich auch der 1999 geborene Quartararo vor Rossi.

„Der Michael Jordan der MotoGP“

„Dass er nächstes Jahr nicht mehr dabei ist, macht mich traurig. Seinetwegen wollte ich auch Motorrad fahren, habe ihn mehrmals wegen Autogrammen abgepasst“, berichtete der Franzose. „Er ist die Legende dieses Sports und hat eine großartige Karriere vorzuweisen. Es ist unbeschreiblich, was er für mich bedeutet.“

Ähnlich äußerte sich Weltmeister Mir. „Ich fühle mich privilegiert, dass ich gegen ihn fahren durfte. Für mich ist er der Michael Jordan der MotoGP. Es wird schwierig sein, noch einmal einen Valentino Rossi zu finden.“ Der aktuelle WM-Zweite Johann Zarco (Ducati) meinte: „Vale hat den Rennsport seit den 2000er Jahren verändert. Wenn jemand mit der MotoGP nichts zu tun hatte, dann sagt man seinen Namen und alle wussten Bescheid. Es gibt im Sport wenige vergleichbare Personen.“