Franco Foda
GEPA/IFA/Oded Karni
WM-Qualifikation

Teamchef Foda in Erklärungsnotstand

Das Sammy-Ofer-Stadion von Haifa bleibt für Franco Foda der Raum für Alpträume. Zum zweiten Mal in seiner Amtszeit als österreichischer Teamchef kassierte der Deutsche am Samstag im Rahmen der WM-Qualifikation mit dem 2:5 gegen Israel sportliche Prügel. Foda war nach der Schlappe, die praktisch das Ende aller Hoffungen auf die Direktqualifikation für die WM-Endrunde 2022 in Katar bedeutete, sichtlich gezeichnet – und in Erklärungsnot. Nur einen Systemfehler wollte der Teamchef nicht erkennen.

Im März 2019 hatten die Österreicher im Rahmen der EM-Qualifikation nach einem ähnlichen Spielverlauf wie an diesen Samstag eine 2:4-Abfuhr kassiert. Diesmal wurde man von den Israelis mit einem Tor mehr bedient. Die Chance auf Rang eins in Gruppe F und damit das Direktticket für die Weltmeisterschaft am persischen Golf im kommenden Jahr besteht damit nur noch in der Theorie.

Bei acht Punkten Rückstand auf Dänemark und fünf ausstehenden Partien geht es lediglich um Platz zwei, wie auch der Teamchef eingestehen musste. „Der erste Platz ist leider Gottes in weite Ferne gerückt. Es wird sehr schwierig, so realistisch muss man sein.“ Im Kampf um den zweiten Rang fehlen derzeit drei Punkte auf Israel und einer auf den kommenden Gegner Schottland. „Deshalb müssen wir am Dienstag unbedingt gewinnen“, sagte Foda zur Partie im Ernst-Happel-Stadion (20.45 Uhr, live in ORF1).

Österreich spielt, Israel trifft

Mit einem Auftritt wie gegen die vom langjährigen ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner betreuten Israelis wird aber auch der notwendige Sieg gegen die Schotten, gegen die man sich im Hinspiel in Glasgow mit einem 2:2-Remis begnügen musste, aber nur schwer möglich sein. Die Österreicher leisteten sich in Haifa wie schon vor zweieinhalb Jahren haarsträubende Patzer in der Abwehr und ließen außerdem zahlreiche Topchancen liegen. Der Nationalcoach bezeichnete die Partie mit Blick auf jene im März 2019 ebenfalls im Sammy Ofer Stadium als „Deja-vu. Damals waren wir in Führung und hatten nach dem Ausgleich viele Möglichkeiten, und auch damals haben wir nicht gut verteidigt.“

Ein Umstand, der Foda schwer auf das Gemüt schlug. „Wir waren von Beginn an sehr gut im Spiel, sind aus dem Nichts 0:1 in Rückstand geraten, hatten viele Möglichkeiten, um 2:1 oder 3:1 in Führung zu gehen und haben dann zweimal in der Defensive nicht aufgepasst“, sagte der Deutsche. Dennoch wäre eine Wende noch möglich gewesen, betonte der 55-Jährige. „Die Mannschaft hat an sich geglaubt, wir waren eigentlich auch dran, das 3:3 zu erzielen. Man hat gespürt, dass wir Übergewicht hatten. Doch genau in dieser Phase haben wir nach einem Fehler im Spielaufbau das 2:4 bekommen, und dann war es schwierig zurückzukommen, obwohl die Mannschaft alles versucht hat.“

Eran Zahavi (ISR) und Aleksandar Dragovic (AUT)
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Die Verteidigung, hier Aleksandar Dragovic (r.) gegen den zweifachen Torschützen Eran Sahavi, war in Haifa nicht auf der Höhe

Mit mehr Konzentration im Abwehrverhalten und beim Torabschluss wäre das Match in eine andere Richtung gelaufen, so Foda, der auch zusehen musste, wie der vermeintliche Ausgleich zum 1:1 von Konrad Laimer vom Videoreferee wegen Handspiels aberkannt wurde „Aber Wenn und Aber gibt es im Fußball nicht.“ Seiner Meinung nach gab es für die Niederlage viele Gründe – etwa auch die Ausfälle von Marcel Sabitzer, Stefan Lainer, Sasa Kalajdzic, Xaver Schlager und Julian Baumgartlinger. „Aber wir wollen keine Ausreden suchen“, sagte Foda.

„Lag nicht am System“

Eines konnte Foda jedoch nicht nachvollziehen: die unter anderem auch von ORF-Experten Roman Mählich in der Pause geäußerte Kritik am im Vergleich zum 2:0-Sieg gegen Moldawien geänderten Spielsystem. Dass man in der Abwehr diesmal mit einer Dreier- statt Viererkette begann, hatte laut Foda keine negativen Auswirkungen auf die Vorstellung seiner Mannschaft. „Es lag nicht am System. Jeder hat gesehen, wie gut wir vor allem in der ersten Hälfte nach vorne gespielt haben“, sagte der Teamchef.

ÖFB-Debakel in Israel

Österreichs Nationalteam hat in der WM-Qualifikation einen herben Rückschlag erlitten. Die Truppe von Teamchef Franco Foda musste sich am fünften Spieltag der Gruppe F in Israel mit 2:5 (1:3) geschlagen geben.

Auf öffentliche Kritik an seinen Spielern verzichtete Foda. „Ich bin verantwortlich für das Team. Es hat jetzt keinen Sinn, Schuldzuweisungen zu machen oder über Qualität zu sprechen. Letztlich bin ich der Trainer, ich habe die Mannschaft einberufen. Alles andere werden wir intern besprechen.“ Man könne „über alles diskutieren, doch wir hätten 3:1 führen können, dann läuft das Spiel in eine andere Richtung. Aber wenn man fünf Tore kassiert, hat man etwas nicht richtig gemacht“, sagte Foda.

Fodas Zukunft hängt an Präsidentenwahl

Damals gab es auch heftige Kritik von ÖFB-Präsident Leo Windtner, der dem ÖFB-Team „Schülermannschaftscharakter“ attestierte, diesmal aber zumindest vorerst keine öffentlichen Aussagen tätigte. Windtner verabschiedet sich am 17. Oktober, über seinen Nachfolger berät der Wahlausschuss am Montag. Spätestens am Samstag sollte es ein Ergebnis geben. Als Kandidaten gelten der ehemalige Rapid-Präsident Michael Krammer, Roland Schmid, der sich zuletzt vergeblich um das Präsidentenamt in Hütteldorf bemühte, und der burgenländische Verbandschef Gerhard Milletich.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel hatte bereits im Juli erklärt, dass Foda auch bei einer Teilnahme am WM-Play-off im März 2022 als Teamchef fungiert. Dort wird Österreich unabhängig vom Qualiabschneiden als Nations-League-Gruppensieger des Vorjahres dabei sein, wenn vier Teams aus dem Quintett Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Wales ihre Qualigruppe auf Rang eins oder zwei beenden. Ob in diesem Fall aber wirklich Foda auf der Bank sitzt, wird wohl auch vom neuen ÖFB-Boss und den Resultaten in den letzten fünf Herbstländerspielen abhängig sein.