Vincent Kriechmayr
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Ski Alpin

Speed-Asse starten in Übersee voll durch

Auf die Speed-Asse im alpinen Skizirkus wartet gleich zum Weltcup-Auftakt in Übersee mit sechs Rennen in weniger als zwei Wochen ein volles Programm. Die zwei Trainings für die Abfahrten in Lake Louise haben erkennen lassen, dass der Kampf um die Podestplätze am Freitag (20.00 Uhr) und Samstag (20.15 Uhr, jeweils live in ORF1) extrem eng sein wird. Die ÖSV-Athleten dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, gleich vorne mitzumischen.

„Vom Skifahren her passt es ganz gut“, blickte „Teamoldie“ Max Franz nach seinen Rängen eins und drei zuversichtlich nach vorn. Seine Mitfavoritenrolle wollte er gar nicht leugnen. „Ich will ganz vorne mitfahren, das ist das Ziel. Wenn man das will, dann bleibt das andere nicht aus“, meinte der Kärntner. Die Konkurrenz ist allerdings groß, nicht nur weil die Top Ten im Training nur durch etwas mehr als eine Sekunde getrennt waren, sondern vor allem auch, da Asse wie etwa der Schweizer Kugel-Titelverteidiger Beat Feuz sicher noch viel Reserven im Tank haben.

„Das Feld, das hier gewinnen kann, ist riesig. Fehler wird es da runter keinen erlauben“, war sich Franz bewusst. Im Kampf um das Podest hat der 32-Jährige auch seine Kollegen auf der Rechnung. „Unser Team ist sehr stark“, betonte Franz. Daniel Danklmaier gab das Lob weiter: „Max ist wie ein Rotwein, je länger man ihn offen lässt, umso besser.“ Otmar Striedinger zeigte am Dienstag zum Auftakt mit Rang zwei auf, von Rang 15 am Mittwoch ließ er sich nicht beunruhigen. „Es ist alles ziemlich eng beieinander, mit einer fehlerfreien Fahrt ist einiges möglich“, vermutete der 30-Jährige.

Max Franz
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Mit den Rängen eins und drei im Training fuhr sich „Teamoldie“ Franz in Lake Louise in den Favoritenkreis

Kriechmayr lässt sich nicht in Karten schauen

Das weiß auch Matthias Mayer, in den Trainings auf den Plätzen elf und acht. „Es sind ein paar Wellen mehr eingebaut als in den letzten Jahren davor. Trotzdem hat es relativ gut funktioniert, wir können uns auf ein interessantes Rennen einstellen“, verlautete der Doppelolympiasieger aus Kärnten. Zeitmäßig hinterher hinkte noch Vincent Kriechmayr bei den Probeläufen. Von zweimal Rang 42 ließ er sich aber ganz und gar nicht aus der Bahn werfen. „Ich fühle mich ganz gut, das Material ist super, gesundheitlich bin ich auch topfit“, sagte Österreichs Sportler des Jahres 2021.

Männer-Sportchef Andreas Puelacher nominierte neben Mayer, Kriechmayr, Franz, Danklmaier und Striedinger auch Christian Walder, Stefan Babinsky und Daniel Hemetsberger für die beiden Abfahrten. Das Aufgebot für den Super-G wird erst am Samstag bekanntgegeben.

Kilde meldet sich mit Bestzeit zurück

Wieder topfit scheint auch Aleksander Aamodt Kilde zu sein, von Nachwirkungen seines überstandenen Kreuzbandrisses war dieser Tage nichts mehr zu sehen. Die Trainingsbestzeit am Mittwoch war zudem ein starkes Statement. „Kilde fährt wie davor, gnadenlos“, sagte Franz. Auch Mayer hat den Norweger voll auf der Rechnung. „Kilde hat in den letzten Jahren sehr viel gewonnen, er weiß, wie man da schnell runterfährt, es ist nicht überraschend, dass er da vorne mitmischt.“

Der große Gejagte ist mit dem 34-jährigen Feuz aber ein anderer. Im Training deckte er seine Karten noch nicht auf. „Meine Linie war zu rund“, erläuterte der Schweizer, der „viele Athleten“ auf der Rechnung hat. Dazu zählen neben Kilde auf jeden Fall auch der Südtiroler Dominik Paris und der Franzose Johan Clarey. Keine Rolle können hingegen die verletzten Schweizer Mauro Caviezel und Carlo Janka sowie der Deutsche Thomas Dreßen spielen.

„Auf uns wartet eine harte Zeit“

Am Sonntag (20.15 Uhr, live in ORF1) soll in Lake Louise auch noch ein Super-G folgen. Die Absage des dritten am Donnerstag geplanten Trainings u. a. wegen schlechter Wetterprognosen – Schnee und Wind – passte den Athleten aufgrund des intensiven Programms größtenteils ganz gut hinein, Regeneration und Tüfteln stand da auf der Agenda. Bei der zweiten Speed-Station geht es dann in Beaver Creek (2 Super-G, 1 Abfahrt) weiter. „Auf uns wartet eine harte Zeit, da musst du gut haushalten mit den Kräften“, sagte Franz.

Auch im Hinblick auf die Disziplinenwertungen kann man sich schnell gut in Position bringen. „Es ist wichtig, eine gute Frühform zu haben. Man muss bei den ersten Rennen dabei sein, wenn man um die Kugeln mitkämpfen will“, ist sich Kriechmayr bewusst. Stark unter Druck setzen will sich der 30-jährige Oberösterreicher aber nicht, sein Blick ist von Rennen zu Rennen gerichtet. „Ich will bei jedem Rennen vorne mitkämpfen, ob es für Siege oder Medaillen reicht, wird man dann sehen.“ Im Februar folgt mit den Olympischen Spielen auch das große Saisonhighlight.

Herren-Abfahrt in Lake Louise

Zweites Training am Mittwoch:
1. Aleksander Aamodt Kilde NOR 1:44,68
2. Bostjan Kline SLO + 0,42
3. Max Franz AUT 0,48
4. Ryan Cochran-Siegle USA 0,91
5. Felix Monsen SWE 0,76
6. Andreas Sander GER 0,86
7. Dominik Schwaiger GER 0,89
8. Matthias Mayer AUT 0,96
9. Dominik Paris ITA 1,11
10. Niels Hintermann SUI 1,17
11. Daniel Hemetsberger AUT 1,23
12. Stefan Rogentin SUI 1,24
13. Romed Baumann GER 1,33
14. Kjetil Jansrud NOR 1,34
15. Otmar Striedinger AUT 1,41
16. Travis Ganong USA 1,42
17. Christof Innerhofer ITA 1,56
18. Marco Odermatt SUI 1,65
19. Beat Feuz SUI 1,69
20. Matthieu Bailet FRA 1,73
21. Christian Walder AUT 1,84
26. Daniel Danklmaier AUT 2,02
42. Vincent Kriechmayr AUT 2,63
61. Raphael Haaser AUT 3,93
66. Stefan Babinsky AUT 4,43
Erstes Training am Dienstag:
1. Max Franz AUT 1:48,93
2. Otmar Striedinger AUT + 0,05
3. Travis Ganong USA 0,34
4. Aleksander Aamodt Kilde NOR 0,41
5. Kjetil Jansrud NOR 0,44
6. Stefan Rogentin SUI 0,50
7. Johan Clarey FRA 0,66
8. Jared Goldberg USA 0,71
9. Ryan Cochran-Siegle USA 0,91
10. Romed Baumann GER 0,99
11. Matthias Mayer AUT 1,06
12. Simon Jocher GER 1,14
13. Adur Etxezarreta ESP 1,28
. Dominik Paris ITA 1,28
15. Mattia Casse ITA 1,37
16. Daniel Hemetsberger AUT 1,39
17. Daniel Danklmaier AUT 1,52
18. Andreas Sander GER 1,54
19. James Crawford CAN 1,58
20. Beat Feuz SUI 1,63
. Nils Alphand FRA 1,63
33. Christian Walder AUT 2,13
42. Vincent Kriechmayr AUT 2,69
47. Stefan Babinsky AUT 2,80
64. Raphael Haaser AUT 4,25