Der österreichische Tennisspieler Dennis Novak
GEPA/Patrick Steiner
Davis-Cup

Djokovic und Co. für Österreich zu stark

Österreichs Davis-Cup-Team hat am Freitag beim Finalturnier in Innsbruck eine Überraschung verpasst und das erste Gruppenspiel in der Gruppe F gegen Favorit Serbien mit 0:3 verloren. Der Weltranglistenerste Novak Djokovic sorgte für den vorentscheidenden Sieg, er gewann die zweite Partie gegen Dennis Novak deutlich mit 6:3 6:2. Zuvor hatte sich Dusan Lajovic nach 2:42 Stunden mit 7:6 (7/5) 3:6 7:5 gegen Gerald Melzer durchgesetzt. Im abschließenden Doppel, welches keine Bedeutung mehr für den Gesamtsieg hatte, verloren Oliver Marach/Philipp Oswald gegen Nikola Cacic/Filip Krajinovic mit 6:7 (4/7) 6:4 3:6.

„Es war ein unwirkliches Erlebnis. Er ist wahrscheinlich der beste Spieler aller Zeiten. Gegen ihn zu spielen ist speziell, besonders zu Hause. Es war ein bisschen zu kurz“, sagte Novak lächelnd nach der Machtdemonstration von Djokovic. „Wenn man verliert, kann man nicht sehr zufrieden sein, aber ich bin gut ins Match gestartet. Die ersten sieben, acht Games waren echt in Ordnung“, rekapitulierte er das letztlich einseitige Match. Vielleicht habe er dann ein wenig zu oft zu schnell auf den Punkt gehen wollen.

Der 20-fache Major-Sieger Djokovic war bei seiner Pressekonferenz noch belustigt darüber, als er über Novak sprach. „Es sind nicht so viele Novaks auf der Tour. Es ist lustig, Novak zu sagen. Ich habe gesehen, dass er ein wirkliches Allrounder-Spiel besitzt. Er hatte nicht viel zu verlieren, und so hat er auch begonnen. Es hat mir etwas Zeit gekostet, mich an die Geschwindigkeit anzupassen“, so Djokovic. Das entscheidende Game sei das achte im ersten Satz gewesen, als er das Break zum 5:3 geschafft hatte. „Danach ist es richtig gut gelaufen, und ich bin sehr zufrieden.“

Der serbische Tennisspieler Novak Djokovic
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Der Weltranglistenerste Djokovic gewann seine Davis-Cup-Partie gegen Novak mühelos

Novak, Österreichs Nummer eins in Abwesenheit von Dominic Thiem, hielt zu Beginn des Matches gut mit. Doch Djokovic leistete sich kaum Fehler, zog das Tempo an und holte sich sein erstes Break zum 5:3. Danach servierte er souverän aus.

Auch im zweiten Durchgang lieferten sich die beiden Spieler immer wieder gute Ballwechsel, doch Novak gelangte spielerisch an seine Grenzen. So ging die Nummer eins der Welt rasch 4:0 in Führung. Nach knapp einer Stunde verwandelte der Serbe seinen ersten Matchball.

Melzer hadert mit Fehlern

Melzer war trotz eines starken Auftritts sehr enttäuscht: „Für mich war es nicht so großartig, muss ich sagen. Wenn ich annähernd mein Level schon von Beginn an abrufe, dann gewinne ich die Partie in zwei Sätzen, es waren zu viele leichte Fehler, das kannst dir auf dem Level nicht leisten.“

Der österreichische Tennisspieler Gerald Melzer
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Melzer zeigte gegen den weit besser klassierten Lajovic eine starke Leistung

Zu Beginn sei er sehr angespannt gewesen. „Ich bin dann lockerer geworden, umso mehr tut es dann weh, dass ich die Partie herschenke.“ Zur Frage, was gewesen wäre, hätten ihn 7.000 Fans anstelle der aufgrund des Coronavirus leeren Halle angefeuert? „Dann hätte ich es wahrscheinlich emotional gar nicht ‚derblasen‘“, meinte Melzer lachend. „Natürlich, wenn dann noch einmal das Publikum im Rücken hast, wäre die ‚Hütte abgebrannt‘.“

Melzer verliert nach großem Kampf

Das Match spiegelte vom Start weg keinesfalls den doch eklatanten Unterschied im ATP-Ranking wider: Melzer ist nach mehrjähriger Verletzungszeit, die ihn im Frühjahr ans Aufhören hatte denken lassen, nach starkem Aufwärtstrend auf Platz 287 zu finden, Lajovic auf Platz 33. Doch die Partie verlief äußerst ausgeglichen. Melzer hatte sich zuletzt auf erfolgreicher Südamerika-Tournee nicht nur Selbstvertrauen geholt, sondern auch Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek überzeugt.

Bei 2:2 im ersten Satz hatte Melzer zunächst zwei Breakchancen, doch dann ging der Satz ins Tiebreak, das der 31-jährige Niederösterreicher nach einer 3:1-Führung und 59 Minuten nach sehenswertem Satzball mit 5:7 verlor. Nach 1:37 Stunden schaffte Melzer nach einem wirklich ausgezeichneten Auftritt den Satzgleichstand zum 6:3.

Im dritten Durchgang hatte Lajovic im vierten Game bei 2:1 erstmals Breakbälle gegen Melzer, und den zweiten nutzte der exakt 13 Tage älterer Lajovic zum 3:1. Beim Stand von 4:1 schienen die Weichen schon zum Sieg des Favoriten gestellt, doch Melzer, der auch von seinem Bruder, Sportdirektor Jürgen Melzer, angefeuert wurde, bäumte sich nochmals auf. Melzer stellte auf 4:4 und geriet bei 5:6 mit 0:40 in Rückstand.

Novak lobt Melzer

Der Österreicher wehrte noch alle drei Matchbälle ab, vergab bei Vorteil eine Chance aufs Tiebreak und nach dem vierten Matchball musste er schließlich Lajovic gratulieren. Komplimente für seine Leistung gab es später auch von Novak: „Gerald hat ein unglaubliches Match gespielt. Das war echt eine sehr gute Leistung, da hätte er sich mehr verdient gehabt.“

Marach/Oswald glichen nach verlorenem Tiebreak (4/7) zwar noch mit 6:4 in Sätzen aus, im Finish mussten sie sich Cacic/Krajinovic aber noch 3:6 beugen. Cacic war für Djokovic eingesprungen, der zugunsten des Samstag-Duells mit Deutschland verzichtete. Deutschland ist am Sonntag (16.00 Uhr) zweiter ÖTV-Gegner in Gruppe F.