Marita Kramer
GEPA/Harald Steiner
Ski nordisch

Kramer sucht weiter den perfekten Sprung

Eine erste nordische Zwischenbilanz des ÖSV darf durchaus positiv ausfallen. Sieben Einzel-Siege und mehrere Podestplätze stehen vor der kurzen Weihnachtspause zu Buche. Vor allem „Überfliegerin“ Sara Marita Kramer drückt der Saison bisher den Stempel auf. Doch die 20-jährige Salzburgerin ruht sich auch unter dem Weihnachtsbaum nicht auf ihren Lorbeeren aus. Denn Kramer sucht weiterhin den perfekten Sprung.

Kramers Erfolg in Ramsau am Freitag war nicht nur der fünfte in dieser Saison, sondern auch der vierte in Folge. Die Salzburgerin mit niederländischen Wurzeln geht damit als klare Führende im Gesamtweltcup in die Weihnachtspause. Die fällt für die 20-Jährige nur kurz aus, denn der Blick ist bereits auf die nächsten beiden Weltcup-Bewerbe zum Jahreswechsel im slowenischen Ljubno gerichtet: „Ich möchte Weihnachten und die Zeit daheim schon genießen, ich hoffe aber, dass ich auch trainieren gehen kann.“

Denn trotz ihres Siegeszuges fühlt sich Kramer noch lange nicht im Zenit und schon gar nicht in einer Wohlfühlzone. „Ich möchte meine Sprünge stabilisieren, damit ich im Wettkampf lockerer hineingehen kann, das kostet mich derzeit schon viele Nerven“, sagte die Salzburgerin. Daran ändert auch der an sich beruhigende Vorsprung der 13-fachen Weltcup-Siegerin in der Gesamtwertung von 169 Punkten auf die Deutsche Katharina Althaus nichts.

Marita Kramer auf dem Podest
GEPA/Wolfgang Grebien
Kramer (M.) stand bisher in fünf von sieben Bewerben in der Mitte des Siegerfotos

Dass sie aber im Moment das Maß der Dinge auf den Schanzen ist, freut Kramer bei aller Selbstkritik aber doch. „Es läuft ziemlich gut. Die Sprünge sind teilweise auf einem sehr hohen Niveau. Ich muss teilweise auch kämpfen, aber es läuft schon viel zusammen“, so die Team-Weltmeisterin von 2021. Wie schnell sich das Blatt aber wenden kann, erlebte Kramer in der vergangenen Saison. Unklare Coronavirus-Testergebnisse brachten die Salzburgerin um wertvolle Punkte. Trotz ihrer sieben Siege reichte es damals nicht zur großen Kristallkugel.

„Sie sticht klar heraus“

Nicht nur deshalb ist für ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer die Gesundheit seines Schützlings oberstes Gebot. Denn Verbesserungen seien bei Kramer kaum noch möglich, so der Coach. „Sie hat schon so ein gutes Gespür und ein Gefühl, da braucht man jetzt nicht eingreifen, man muss einfach schauen, dass sie gesund und verletzungsfrei bleibt, das ist das Wichtigste“, sagte Rodlauer.

Die perfektionistische Herangehensweise von Kramer gefällt dem Coach natürlich. „Sie ist selbstkritisch, das ist gut. Sie hat tolle technische Voraussetzungen. Wenn sie kleine Fehler drinnen hat, reicht es trotzdem.“ Gerade durch das Streben nach Perfektion werde die Salzburgerin noch viel erreichen. „Ich denke, dass Sara schon mit diesen Sachen wächst und immer stärker wird.“

Auch in der Führungsebene des ÖSV weiß man, was man an Kramer hat – vor allem auch im Hinblick auf die kommenden Olympischen Winterspiele in Peking im Februar. „Sie sticht klar heraus. Sie springt sehr oft wie aus einem Guss, das ist einfach nur schön zum Zuschauen“, sagte Mario Stecher, seines Zeichens Sportlicher Leiter für Skispringen und Kombination im Skiverband. Der ehemalige Kombinierer verwies auch auf die generelle Stärke des Teams, in dem aktuell nur Chiara Kreuzer nicht ganz mithalten kann. „Da sind wir sehr gut aufgestellt“, wurde Stecher in der APA zitiert.

Skispringer auf gutem Weg

Aber nicht nur Kramer und Co., auch ihre männlichen Kollegen konnten zu Beginn des Olympiawinters schon Erfolge verzeichnen und dürfen der Vierschanzentournee zuversichtlich entgegenblicken. Dauerbrenner Stefan Kraft hat schon einen Sieg und zwei dritte Ränge zu Buche stehen, auch wenn es bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg nicht rund lief, ist der Salzburger das heißeste Eisen im ÖSV-Feuer. Der zweite Hoffnungsträger ist seit heuer Jan Hörl, der nicht nur seinen ersten Weltcup-Erfolg, sondern auch noch weitere Spitzenplätze geschafft hat.

Mario Stecher
GEPA/Thomas Bachun
Stecher kann mit den Leistungen seiner Athletinnen und Athleten bisher vollauf zufrieden sein

„Wir haben versucht, unser Team breiter aufzustellen, und mit Jan Hörl ist es gelungen, endlich wieder einen neuen Weltcup-Sieger zu kreieren“, sagte Stecher. Hörl habe im Sommer besonders hart an sich gearbeitet. Und auf Kraft könne man sich nach wie vor fast immer verlassen. „Wir wissen, wenn er seine Sachen zusammen hat, dass es sehr gut funktioniert.“ Zudem verfüge Daniel Huber ebenso über großes Potenzial, und Daniel Tschofenig dränge erfolgreich nach.

Lamparter bestätigt Erwartungen

In der Kombination war Weltmeister Johannes Lamparter der bisher deutlich stärkste Österreicher. Der Tiroler wurde dreimal Zweiter, zuletzt in Ramsau wirkte der 20-Jährige aber schon etwas müde. „Er hat das erste Mal in seiner Karriere das gesamte Programm bis Weihnachten durchgemacht. Da ist es nicht so einfach, dass man immer um den Sieg mitkämpft“, sagte Stecher. Insgesamt sei die Mannschaft zuletzt durch Erkrankungen und CoV-Fälle in einer schwierigen Situation gewesen, Stecher hofft auf Besserung im neuen Jahr. „Ich denke, wenn alle gesund sind, können wir dann schon wieder besser angreifen.“

So wie bei den Männern Jarl Magnus Riiber dominierte auch bei den Kombiniererinnen dessen Landsfrau Gyda Westvold Hansen mit Siegen in allen fünf Bewerben das Geschehen. Der ÖSV ist in der erst zweiten Weltcup-Saison der jungen Disziplin angeführt von Lisa Hirner aber auch vielversprechend unterwegs. Die 18-jährige Steirerin schaffte unlängst als Dritte ihren ersten Podestplatz, in Ramsau war sie Fünfte. „Lisa ist die Viertjüngste im ganzen Zirkus, sie hat sehr positive Leistungen gebracht.“ Aber auch Annalena Slamik könne gut mithalten, bekräftigte Stecher.