Springer auf der Schanze von Bischofshofen
GEPA/Thomas Bachun
Skispringen

Bischofshofen-Doppel mit viel Brisanz

Nach eineinhalb Wochen intensiver Wettkampf- und Trainingsbelastung im Rahmen der 70. Vierschanzentournee war den Skispringern nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Nach einem Ruhetag gehen in Bischofshofen zwei weitere Springen über die Bühne. Mit Blick auf die zwei offenen Plätze im ÖSV-Team für die Olympischen Spiele in Peking versprechen der Einzel-Bewerb am Samstag und das Team-Springen am Sonntag (jeweils 16.00 Uhr, live in ORF1) viel Brisanz.

Einige wie der Vortagessieger Daniel Huber und sein Salzburger Landsmann Stefan Kraft verbrachten den freien Tag daheim, andere wie der Kärntner Daniel Tschofenig legten im Hotel eine Wellnesssession ein. Und es war Zeit, Bilanz zu ziehen sowie auf die nächsten Wochen zu blicken. „Das Potenzial der Mannschaft ist sehr gut“, sagte ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl und sah sich durch die Bischofshofener Bewerbe mit zunächst Jan Hörl und Manuel Fettner ex aequo auf Rang fünf in den Top 13 sowie den Höhepunkt mit Hubers Sieg und Hörl als Siebentem bestätigt.

„Das gibt auf jeden Fall Auftrieb. Wir haben zur Spitze wieder verkürzt und gesehen, Kobayashi ist nicht unschlagbar. Aber deswegen verlieren wir nicht den Fokus, wir haben noch einiges zu arbeiten.“ Keinen Grund zum Ausruhen sah auch Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV für Skispringen und Kombination. Er war die gesamte Tournee über dabei, sieht die Equipe in der Breite gut aufgestellt. „Jetzt müssen wir versuchen, bis Olympia noch einen Schritt vorwärts zu machen.“

Sportdirektor Mario Stecher (ÖSV)
GEPA/Thomas Bachun
Stecher sieht die ÖSV-Adler im Olympiawinter auf dem richtigen Weg Richtung Peking

„Unsere Sportart ist eine verflixte“

Zum Tournee-Auftakt in Oberstdorf sei man in ein altes Muster gefallen, ausgemerzt geglaubte Dinge seien wieder hervorgetreten. „Umso positiver stimmt, dass Trainer und Mannschaft dann richtig Gas gegeben haben.“ Motiviert für das Doppel am Wochenende auf der Paul-Außerleitner-Schanze zeigte sich naturgemäß Huber, unmittelbar hinter Hörl Neunter der Tournee-Gesamtwertung. „An der Energie fehlt es mir jetzt nicht mehr, das pusht mich extrem“, sagte der 29-Jährige. „Den ruhigen Tag genießen und dann fokussiert in den Samstag reinstarten. Es würde mich freuen, wenn es so weiterläuft, aber unsere Sportart ist eine verflixte. Es ist nichts garantiert.“

Auch in der Stunde des Triumphs waren beim Weltcup-Premierensieger die harten Jahre bis dahin präsent. „Ich hatte das Ganze schon oft infrage gestellt. Das sind so gewisse Wettkämpfe, wenn du es wieder nicht zusammenbekommst, wenn du mal den zweiten Durchgang nicht siehst. Solche Erlebnisse reißen dich gleich wieder in ein emotionales Loch“, sagte Huber. „Über die letzten fünf, sechs Jahre zwei Schritte vor und einer zurück. Jetzt ist der letzte Schritt passiert, den es gebraucht hat für den Sieg.“

Huber holt ersten Weltcup-Sieg

Daniel Huber holte zum Abschluss der 70. Vierschanzentournee vor Halvor Egner Granerud seinen ersten Weltcup-Sieg.

Hayböck und Aschenwald auf gutem Weg

Während unter anderen Huber, Hörl und vor einer geplanten Weltcup-Pause auch Kraft für Samstag eingeplant waren sowie Clemens Aigner aus dem Continental Cup für Ulrich Wohlgenannt in das Team kam, entschied man sich vorerst nicht für Michael Hayböck. Der 30-Jährige war nach seinen ersten Weltcups in Folge eines Anfang Oktober vorgenommenen Bandscheibeneingriffs mit den Rängen neun und 22 auf der Habenseite positiv eingestellt: „Es passt körperlich, es ist auf einem guten Weg.“

Einen Aufwärtstrend verbuchte Philipp Aschenwald. Auf die Plätze 22 und 27 folgten in Bischofshofen die Ränge 17 und elf. Tournee-Gesamtrang zwölf konnte sich nach Verpassen einiger Wochen der Saisonvorbereitung sehen lassen. „Schritt für Schritt geht es aufwärts, es geht in eine gute Richtung“, sagte der 26-Jährige. Widhölzl hat den Zillertaler wieder verstärkt auf der Rechnung: „Philipp hat lange gebraucht, aber jetzt kommt das System wieder ins Fliegen.“

Nur noch eineinhalb Wochen sind es bis zum ersten wichtigen Datum für die Olympianominierung. Die Saisonsieger Hörl, Kraft und Huber werden in Zhangjiakou dabei sein, bleiben noch zwei Plätze im Team. Dafür scheinen außer Aschenwald und Aigner (in Bischofshofen Elfter und 18.) auch der am Donnerstag gestürzte Fettner (20.), Tschofenig (bei der Tournee 21., 18., 40. und 19.) sowie Hayböck infrage zu kommen, sofern der Späteinsteiger noch genügend Qualifikationsmöglichkeiten erhält.

Geiger und Co. knabbern an Tournee

Die Deutschen knabberten unterdessen am erneuten Verpassen des Tournee-Gesamtsieges. „Eigentlich wollten wir das Ding diesmal gewinnen“, meinte der als Weltcup-Leader in den Klassiker gegangene Karl Geiger. Sein schon nach Garmisch aufgetretener Rückstand auf Tournee-Triumphator Ryoyu Kobayashi sei „eine bittere Pille“ gewesen. Letztlich reichte es für die Deutschen anders als in den jüngsten Auflagen nicht einmal zu den Top Drei gesamt – Geiger wurde Vierter, Markus Eisenbichler Fünfter.