Die Erfolgsformel der Rams lautet wie folgt: Wir holen uns Starspieler und geben dafür vor allem Erstrundenpicks für den Draft auf. Dort holt man sich normalerweise die Talente, um ein Team über Jahre für die Zukunft aufzubauen. Die Rams gehen da einen anderen Weg: Das Team hatte zuletzt 2016 einen Erstrundenpick in der Talentelotterie und wird erst 2023 wieder einen haben – absolut einzigartig in der NFL. Das sorgt natürlich auch für Verwunderung innerhalb der Liga, doch die Rams haben in den vergangenen drei Saisonen je eine Teilnahme an der Super Bowl (2018/19) sowie letztes Jahr am Viertelfinale zu Buche stehen, nach weiteren Transfers soll nun der große Wurf gelingen.
„Ich liebe diese Furchtlosigkeit, diese Aggressivität. Dieser Zugang und diese Philosophie haben sich entwickelt“, sagte Headcoach Sean McVay, mit 35 Jahren jüngster Cheftrainer der NFL und kongenialer Partner von General Manager Les Snead. Dass die Rams praktisch ohne Erstrundenpicks arbeiten, stört sie nicht weiter, ganz im Gegenteil. „Es gibt eine Formel für vieles, das wir hinter den Kulissen machen. Es gibt eine Vision, und wir denken, dass die für uns passt. Das ist wohl nicht für jeden etwas“, merkte McVay an. Dass es aufgrund geringer Draft-Picks und Engpässe bei der Gehaltsobergrenze der Spieler schon bald ganz anders aussehen kann, scheint aber auch auch ihm klar zu sein.
Speziell rund um diese Saison hat das Team von Eigentümer Stan Kroenke, der das Team 2016 aus St. Louis nach Los Angeles führte und einen Stadionkomplex im Wert von fünf Milliarden Dollar aus dem Boden stampfen ließ, weitere Spieler mit Rang und Namen geholt, um am Ende ganz oben zu stehen – und das eben in der eigenen Arena.
Stafford soll für den Coup sorgen
Vor rund einem Jahr hatten die Rams für einen großen Aufreger in der Offseason gesorgt. McVay und Snead wurden auf dem Transfermarkt noch aggressiver und verpflichteten mit Matthew Stafford einen arrivierten Quarterback, der in ihren Augen über mehr Qualität verfügt als der sechs Jahre jüngere Jared Goff.
Der 27-jährige Spielmacher war der letzte Erstrundenpick der Rams 2016 – er wurde damals an allererster Stelle gewählt. Via Trade landete Goff knapp fünf Jahre später bei den Detroit Lions, mit ihm wechselten die Erstrundenpicks 2022 und 2023 der Rams nach „Motown“.
Während Goff immerhin schon drei Siege in der Postseason aufweisen kann, feierte Stafford seinen überhaupt ersten beim rundum überzeugenden Sieg gegen die Cardinals. Goff stand auch schon in einer Super Bowl, die vor drei Jahren ohne große Höhepunkte mit 3:13 gegen die New England Patriots um Superstar Brady verloren ging. Defensivguru Bill Belichick hatte Jungcoach McVay damals entzaubert, mit Stafford rechnet sich der Rams-Coach nun bessere Chancen aus.
Weitere Stars im Saisonverlauf verpflichtet
Aber nicht nur auf der Position des Spielmachers haben die Rams ihren Kader in dieser Saison aufgemotzt: Mit Verteidiger Von Miller kam etwa der wertvollste Spieler (MVP) von Super Bowl 50 zu den Rams, das kostete sie einen Zweitrunden- und einen Drittrundenpick 2022. Nach diesem Trade posteten die Rams ihre klare Botschaft: „All in.“
Billiger gab es Runningback Sony Michel von den Patriots und auch Star-Wide-Receiver Odell Beckham jr., der zuvor vor den Cleveland Browns entlassen wurde, aber in der kalifornischen Sonne wie in seinen besten Zeiten bei den New York Giants wieder aufgeblüht ist.
Fundament weiter verstärkt
Nicht zu vergessen sind dabei Spieler, die schon in den Jahren zuvor geholt wurden. Der wohl beste Cornerback in der Liga, Jalen Ramsey, kam 2019 für zwei Erstrundenpicks von den Jacksonville Jaguars. Und auch selbst griff man in der ersten Draftrunde einst zielsicher zu: Der dreifach als bester NFL-Verteidiger ausgezeichnete Aaron Donald wurde 2014 noch in St. Louis von den Rams in Runde eins gewählt.
Dass auch Zweitrundenpicks dem Spiel eines Teams ihren Stempel aufdrücken können, zeigen etwa Runningback Cam Akers und Wide Receiver Van Jefferson, die 2020 dort gewählt wurden. Und dass der Drittrundenpick aus dem Jahr 2017, Cooper Kupp, ein Karrierejahr mit 1.947 gefangenen Yards hinlegte, ist ohnehin eine eigene Geschichte.
Heim-Super-Bowl als Zusatzmotivation
Dass das NFL-Endspiel dieses Jahr in Los Angeles stattfindet, ist „eine Motivation, ohne Zweifel“, sagte McVay schon im Juli über diese Aussicht. Sollte dem Team am Ende auch der ganz große Coup gelingen, könnten die Rams tatsächlich Stoff für Hollywood liefern.