Cooper Kupp und Matthew Stafford (Rams)
Reuters/Mike Segar
Super Bowl

Starensemble lieferte in Los Angeles ab

Zum zweiten Mal in ihrer Franchise-Geschichte haben die Los Angeles Rams am Sonntag (Ortszeit) die Vince-Lombardi-Trophäe erobert, zum ersten Mal seit dem Umzug von St. Louis in die Stadt der Engel 2016. Die Rams gingen mit Verpflichtungen von Starspielern „all in“, und der Poker ging auf. Als es beim 23:20 in Super Bowl LVI im eigenen Stadion gegen die Cincinnati Bengals drauf ankam, machten die Stars letztlich den Unterschied.

„Dass die Offensive einen Weg findet und Aaron (Donald, Verteidiger, Anm.) das Spiel beendet, ist einfach poetisch“, sagte Head-Coach Sean McVay auf dem Podium nach dem Krimi gegen das Überraschungsteam aus Ohio. Den Bengals um Jungstar Joe Burrow fehlte am Ende nicht viel, um den Premierentitel einzuheimsen. Doch die Offensive Line, die am Ende sieben Sacks zuließ (Super-Bowl-Negativrekord, Anm.), erwies sich wie erwartet als Achillesferse gegen die Stars aus Los Angeles.

Donald brachte Burrow zu Fall und beendete die letzte Angriffsserie der Bengals, die 1:25 Minuten vor Schluss ihre Führung verloren hatten. Der dreimal zum besten Verteidiger der Liga auserwählte Spieler deutete auf seinen Finger – in naher Zukunft wird ihn ein Super-Bowl-Ring zieren. „Du musst unerbittlich sein“, sagte der 30-Jährige, der siebenmal in Folge in die Pro Bowl gewählt wurde . „Wenn du etwas unbedingt willst, musst du es dir holen. Und es lag direkt vor uns“, sagte Donald, der möglicherweise seine Karriere beenden wird.

Aaron Donald (Rams)
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Am Ziel aller Träume: Verteidigerstar Aaron Donald feierte den erstmaligen Gewinn der Vince-Lombardi-Trophäe

Die Rams hatten seit Jahren alles in Bewegung gesetzt, um den Titel nach Los Angeles zu holen. Man verzichtete auf den klassischen Aufbau durch den Draft und holte lieber ehrgeizige Starspieler. Deswegen hat man von 2016 bis 2023 auch keinen Pick in der ersten Runde der Talenteauswahl. In Folge des 2019 verlorenen Finales gegen die New England Patriots (3:13) und zwei weiteren Saisonen ohne Titel kam man zur Einsicht, dass mit Quarterback Jared Goff nichts zu holen sein wird, und gab 2021 zwei Erstrundenpicks für Matthew Stafford ab.

Staffords Verpflichtung zahlt sich aus

Der 34-Jährige war 2009 als Erster von den Detroit Lions gedraftet worden, doch beim Nachzügler gelang es nicht, nachhaltig um Stafford etwas aufzubauen. Nach zwölf Jahren und ohne Sieg in den Play-offs zog der Spielmacher nach Los Angeles und half beim Coup kräftig mit.

Das war speziell in den letzten Minuten der Super Bowl ersichtlich. Zu diesem Zeitpunkt fehlten Stafford schon wesentliche Offensivwaffen, darunter Wide Receiver Odell Beckham jr., der nach einer herausragenden ersten Hälfte mit einem Kreuzbandriss ausschied.

Zu seinem Glück hatte er aber noch Cooper Kupp, den erfolgreichsten Receiver der Regular Season, und gemeinsam bewegten sie den Ball bis in die Endzone.

„Sie waren da, als Großartigkeit erforderlich war“

„Das ist einfach harte Arbeit, viele gemeinsame Stunden“, erklärte Stafford die Angriffsserie über 79 Yards und blieb ebenso bescheiden wie sein Kompagnon. Kupp wurde als wertvollster Spieler der Super Bowl ausgezeichnet, verzichtete aber auf große Töne. „Es fühlt sich gar nicht so an, als hätte ich das verdient“, sagte der 28-Jährige. Head-Coach Sean McVay brachte es für seine Schlüsselspieler auf den Punkt: „Sie waren einfach zur Stelle, als Großartigkeit erforderlich war.“

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SoFi Stadium in Los Angeles
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Zum ersten Mal seit 1993 war Los Angeles wieder Schauplatz der Super Bowl – 70.048 Zuschauer inklusive
Mickey Guyton singt die Nationalhymne bei der Super Bowl
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Country-Star Mickey Guyton wurde die Ehre zuteil, die Nationalhymne zum Besten zu geben
Joe Burrow (Bengals) und Matthew Stafford (Rams) vor dem Spiel
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Tennislegende Bille Jean King (Bildmitte) durfte danach den Münzwurf vornehmen
Dwayne Johnson
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Und Schauspieler Dwayne „The Rock“ Johnson gab schließlich auf dem Feld das „Go“ für Super Bowl LVI
Matthew Stafford (Rams) und Trey Hendrickson (Bengals)
Reuters/USA Today Sports/Robert Hanashiro
Zunächst behielten noch die Defensivreihen beider Teams die Oberhand
Odell Beckham Jr. (Rams) und Mike Hilton (Bengals)
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Aber Rams-Receiver Odell Beckham jr. fing schließlich den ersten Touchdownpass in der Partie
Matt Damon und Charlize Theron
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Die Hollywood-Prominenz hatte nicht weit, Charlize Theron und Matt Damon gehörten zur anwesenden Starriege
Joe Burrow (Bengals)
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Zweites Jahr in der NFL und schon erstmals in der Super Bowl: Cincinnati-Quarterback Joe Burrow
Jalen Ramsey (Rams) und Ja’Marr Chase (Bengals)
AP/Ted S. Warren
Burrows kongenialer Passempfänger Ja’marr Chase entwischte seinem Bewacher Jalen Ramsey
Tee Higgins (Bengals) beim Touchdown
Reuters/Mario Anzuoni
Und Tee Higgins fing den ersten Touchdownpass für die Bengals, der kam überraschend von Runningback Joe Mixon
Snoop Dogg
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Heimspiel auch für Snoop Dogg: Die Hip-Hop-Legende war einer der Stars in der Halftime-Show
Mary J. Blige
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Das galt auch für Mary J. Blige…
Eminem
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
…und Eminem
Tee Higgins (Bengals) und Jalen Ramsey (Rams)
APA/AFP/Getty Images/Rob Carr
Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag: Higgins fing einen Touchdownpass für 75 Yards
Cincinnati Bengals und Los Angeles Rams
Reuters/Mario Anzuoni
Cincinnatis Rookie-Kicker Evan McPherson egalisierte mit insgesamt 14 Field-Goals einen Postseason-Rekord
LeBron James
APA/AFP/Getty Images/Andy Lyons
Auch Lakers-Superstar LeBron James hatte nicht weit und gab sich das „Big Game“ im Stadion
Cooper Kupp (Rams)
Reuters/Mario Anzuoni
Kupp fing 1:25 Minuten vor Schluss den entscheidenden Touchdown zum Sieg der Los Angeles Rams
Von Miller und Andrew Whitworth (Rams)
AP/Marcio Jose Sanchez
Und wie die Tampa Bay Buccaneers vor einem Jahr feierten nun auch die Rams einen Heimsieg in der Super Bowl

So viele Stars (Stafford, Beckham jr., Von Miller, Jalen Ramsey) sie auch nach Los Angeles gebracht hatten, am Ende entschieden mit Kupp und Donald zwei selbst gedraftete Spieler die Partie zugunsten der Rams.

McVay jüngster Head-Coach mit Super-Bowl-Sieg

Einen großen Anteil daran hatte auch McVay, der mit 36 Jahren und 20 Tagen Mike Tomlin von den Pittsburgh Steelers als jüngsten Head-Coach, der eine Super Bowl gewinnen konnte, ablöste. Gemeinsam mit General Manager Les Snead ging McVay einen einzigartigen Weg in der NFL, sketpische Seitenblicke störten den energiegeladenen Trainer nicht. „Es gibt eine Formel für vieles, das wir hinter den Kulissen machen. Es gibt eine Vision, und wir denken, dass die für uns passt. Das ist wohl nicht für jeden etwas“, hatte McVay schon früher angemerkt.

Rams-Coach Sean McVay
Reuters/USA Today Sports/Mark J. Rebilas
Mit 36 Jahren und 20 Tagen ist Sean McVay nun der jüngste Head-Coach, der eine Super Bowl gewann

Am Ende hatte sich der Poker ausgezahlt. Die Rams holten nicht nur den Titel, sondern feierten ihn auch noch im eigenen Stadion. Die ersten 54 Jahre in der Super-Bowl-Geschichte schaffte es kein einziges Team ins Finale im eigenen Stadion, nun gewannen nach den Tampa Bay Buccaneers 2021 auch die Los Angeles Rams 2022 „dahoam“.

Eigentümer Stan Kroenke, der die Rams 2016 von St. Louis zurück an die Westküste holte und einen Stadionkomplex im Wert von fünf Milliarden Dollar bauen ließ, sagte mit der Trophäe in der Hand: „Ich denke, es hat sich als richtig herausgestellt. Es ist einfach großartig für die Stadt Los Angeles.“ Die zweitgrößte Stadt der USA hat nun erstmals seit 1984 (Raiders, Anm.) wieder einen Super-Bowl-Champion. Am Mittwoch wird das mit einer Siegesparade noch einmal gefeiert.

Super Bowl LVI in Los Angeles:
Los Angeles Rams Cincinnati Bengals 23:20
Conference Championships:
Kansas City Chiefs Cincinnati Bengals 24:27 n.V.
Los Angeles Rams San Francisco 49ers 20:17
Divisional Round:
Tennessee Titans Cincinnati Bengals 16:19
Green Bay Packers San Francisco 49ers 10:13
Tampa Bay Buccaneers Los Angeles Rams 27:30
Kansas City Chiefs Buffalo Bills 42:36 n.V.
Wildcard-Weekend:
Cincinnati Bengals Las Vegas Raiders 26:19
Buffalo Bills New England Patriots 47:17
Tampa Bay Buccaneers Philadelphia Eagles 31:15
Dallas Cowboys San Francisco 49ers 17:23
Kansas City Chiefs Pittsburgh Steelers 42:21
Los Angeles Rams Arizona Cardinals 34:11