Zweikampf zwischen Hernandez (Bayern) und Aaronson (Salzburg)
APA/Krugfoto/Daniel Krug
Champions League

Salzburg bietet auch Bayern Paroli

Der FC Salzburg hat am Mittwoch beim 1:1 (1:0) gegen Bayern München im Hinspiel des Achtelfinales der UEFA Champions League eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man auch einer absoluten Weltklassemannschaft Paroli bieten kann. Österreichs Serienmeister ist freilich weiterhin klarer Außenseiter in diesem Duell, hielt aber die Aufstiegschancen intakt. „Wir fahren mit breiter Brust nach München“, unterstrich Trainer Matthias Jaissle.

Salzburg ist der einzige Debütant in der diesjährigen K.-o.-Phase der Königsklasse, das merkte man der jüngsten Mannschaft (23 Jahre und 242 Tage im Durchschnitt, Anm.) mit dem jüngsten Coach (33) im Bewerb gegen den deutschen Rekordmeister im Hinspiel nicht an. Vor 29.520 frenetischen Fans im ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim lag nach einem Tor durch Junior Adamu (21.) eine Sensation in der Luft, ehe die Gäste durch Kingsley Coman (90.) doch noch jubeln durften.

Verkehrte Fußballwelt in Salzburg: Am Ende konnte der deutsche Serienmeister mit dem Anspruch auf den Titel in der Champions League froh über dieses Remis sein. Der österreichische Außenseiter trauerte hingegen einem Sieg nach. „Glücklich über das 1:1 sind wir nicht“, sagte Salzburg-Jungstar Karim Adeyemi, der sich auch für die Partie in drei Wochen in München Chancen ausrechnet. „Ich war immer voller Zuversicht, und das bin ich auch für das Rückspiel. Wir sind jung, spritzig und können gegen jeden gewinnen.“

ZIB Nacht mit Champions League (ab Minute 9:27)

Die Highlights vom Achtelfinal-Hinspiel zwischen Salzburg und Bayern.

„In Summe eine super Partie“

Einmal mehr konnte Jaissle nach einem Champions-League-Spiel seiner Mannschaft ein positives Fazit ziehen. „Es war in Summe eine super Partie, wir haben alles reingehauen, was im Tank war. Die erste Hälfte war genau so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte der 33-jährige Deutsche, der sich in diesen zwei Wochen ein Jungtrainerduell mit seinem nur um ein Jahr älteren Landsmann Julian Nagelsmann liefert.

Shakehands zwischen Salzburgs Trainer Matthias Jaissle und Karim Adeyemi
AP/Alexandra Beier
Stürmer Karim Adeyemi und Trainer Matthias Jaissle im regen Austausch

„Wir haben die Bayern vor Probleme gestellt, das frühere Pressing war schon wirklich gut“, betonte Jaissle, der nach lediglich zwölf Minuten Stürmer Noah Okafor mit einer Muskelverletzung vom Feld nehmen musste und Junior Adamu ins Rennen schickte. Und der traf schon wenige Minuten später zum 1:0. „Ich habe den Ball sehr gut getroffen, einfach draufgehalten“, erklärte der ÖFB-Teamspieler, für den „ein Traum wahr wurde“ und der das Spiel „niemals vergessen wird“.

Salzburgs Plan gegen eine verunsicherte Bayern-Abwehr, die zuletzt vier Tore in Bochum kassiert hatte, ging auf. „Der Matchplan war, die Abwehr zu stressen, hinter die Abwehr zu spielen und in Eins-zu-eins-Situationen zu gehen“, skizzierte Adeyemi, der vor den Augen von DFB-Teamchef Hansi Flick wieder seine Schnelligkeit auszuspielen wusste.

Salzburg verteidigt kompakt

Nach der Pause veränderte sich dann das Bild entsprechend der Ausgangsposition: Die favorisierten Bayern legten einen Gang zu. „Wir spielen gegen eine Topmannschaft mit individueller Qualität, die mit Weltklasse gespickt ist. Das kannst du nicht 90 Minuten hoch wegverteidigen“, wusste Jaissle. „Deswegen haben sie dann die Dominanz ausgestrahlt, die für sie üblich ist“, fügte er hinzu.

Zweikampf zwischen Robert Lewandowski (Bayern), Brenden Aaronson und Rasmus Kristensen (Salzburg)
GEPA/Mathias Mandl
Nur selten hatten die Salzburger gegen Robert Lewandowski das Nachsehen

Salzburg lieferte den Münchnern in weiterer Folge aber nicht nur eine leidenschaftliche Abwehrschlacht, sondern präsentierte sich auch weitestgehend so kompakt, dass die Gäste lange auf zwingende Chancen warten mussten. Zur Erinnerung: 15 Monate zuvor hatten die „Bullen“ gegen die Bayern noch sechs Gegentore kassiert, und das offensive Personal der Gäste hat sich praktisch nicht verändert. Vor allem Weltfußballer Robert Lewandowski war nun kaum zu sehen.

„Alles offen im Rückspiel“

Was weniger funktionierte, war die Salzburger Entlastung in der zweiten Hälfte. „Du kannst auch aus einem tieferen Block heraus erfolgreich sein, aber wir haben dann die Umschaltaktionen nicht gut genützt“, analysierte Jaissle. Zehn Minuten vor Schluss kamen Adeyemi und Adamu noch zu Chancen, die allerdings vergeben wurden – und die Bayern trafen dann in der 90. Minute doch noch.

Der Ärger darüber verflog letztlich schnell, der Blick richtete sich alsbald nach vorne. „Wir fahren nach München mit dem Selbstvertrauen, das wir heute gesehen haben, und wir spielen wieder unser Spiel“, gab sich Jaissle schnell nach Abpfiff kämpferisch. Sein Torhüter Philipp Köhn brachte es simpel auf den Punkt: „Es ist alles offen im Rückspiel.“

Bayern können „mit Ergebnis leben“

Die Bayern, die nach einer Niederlage in Bochum und einem Remis in Salzburg viel zu erklären haben, nahmen vor allem das Positive aus Salzburg mit. „Es war ein guter Schritt, wie wir zurückgekommen sind, auch wenn es nicht das Wunschergebnis und das Wunschspiel von uns war. Es war ein Spiel, in dem wir mehr leiden mussten, als wir es uns gewünscht haben“, sagte Thomas Müller, dem die Atmosphäre gut gefiel. „Die Stimmung war super, so stellt man sich Fußball vor.“

Sein Trainer Nagelsmann konnte am Ende „mit dem Ergebnis leben“ und gab als Marschroute für das Rückspiel aus: „Wir müssen so auftreten wie in der zweiten Halbzeit. Ich habe viele Krämpfe bei Salzburg gesehen. Das ist auch eine kleine Botschaft für uns, dass wir es offensichtlich in der zweiten Halbzeit nicht so schlecht gemacht haben.“ Und eine Rekordserie verlängerte sich immerhin auch: Die Bayern sind seit 22 Champions-League-Spielen auswärts ungeschlagen.

Champions League, Achtelfinal-Hinspiel

Mittwoch:

Salzburg – Bayern München 1:1 (1:0)

Wals-Siezenheim, Stadion Salzburg, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Oliver (ENG)

Torfolge:
1:0 Adamu (21.)
1:1 Coman (90.)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet, Wöber, Ulmer – Capaldo, Camara, Aaronson, N. Seiwald (80./Sucic) – Okafor (12./Adamu), Adeyemi (87./Kjaergaard)

Bayern: Ulreich – Pavard, Süle, Hernandez – Kimmich, Tolisso (80./Sabitzer) – Gnabry (77./Choupo-Moting), Müller, Sane, Coman – Lewandowski

Gelbe Karten: Köhn bzw. Coman, Sabitzer