Johannes Strolz (AUT)
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Auch Strolz von „Halbzeitfluch“ ereilt

Die Slalom-Saison der Herren ist auch beim vorletzten Akt ihren verrückten Gesetzen treu geblieben. Mit dem Norweger Atle Lie McGrath gab es in Flachau im neunten Rennen den achten unterschiedlichen Sieger, der „Fluch“ der gescheiterten Halbzeitführenden ereilte diesmal Johannes Strolz. Dass trotz klaren Vorsprungs des Österreichers nicht einmal ein ÖSV-Podestplatz herausschaute, war der Wermutstropfen einer stimmungsvollen Nacht.

Mehr als 10.000 Zuschauer feierten am Mittwochabend in Flachau beim Nachtrag des abgesagten Rennens am 6. Jänner in Zagreb die Rückkehr der Fans bei Skirennen in Österreich. „Ein Traum! Es ist das Allerschönste, wenn man als Österreicher vor so einem Publikum fahren darf“, sagte Strolz und fand rasch Trost für seinen verpassten Sieg.

„Es gibt nichts Geileres. Das sind genau die Momente, von denen man jahrelang träumt und um die man kämpft“, sagte der Vorarlberger und zeigte sich von der Stimmung auf der Hermann-Maier-Piste begeistert.

McGrath feiert Premiere

Mit dem Norweger Atle Lie McGrath gab es in Flachau im neunten Rennen den achten unterschiedlichen Sieger, der „Fluch“ der gescheiterten Halbzeitführenden ereilte diesmal Johannes Strolz.

Zu fehlerhafter zweiter Lauf

Dass es trotz fast einer Sekunde Vorsprung nicht für seinen zweiten Weltcup-Sieg gereicht hat, sei nur an ihm selbst gelegen, sagte der Slalom-Olympiazweite. „Natürlich wollte ich das unbedingt gewinnen, und es tut weh, dass es nicht geklappt hat.“ Er sei im zweiten Durchgang aber nicht mehr so gut zurechtgekommen.

„Auf den letzten beiden Wellen habe ich gespürt, dass ich den Druck zu stark auf den Fersen habe. Damit habe ich mir schwergetan, voll zu attackieren und die Ski auf Zug zu halten“, sagte der 29-Jährige nach dem Rückfall auf Platz vier und dem um zwei Hundertstelsekunden verpassten Podestplatz.

„Ich habe natürlich gehofft, dass es trotzdem reicht“, so Strolz. „Aber das hat man in dieser Saison schon öfter gesehen. Mit einem nicht perfekten Lauf kriegst du sofort eine auf den Deckel.“ Er dürfe insgesamt aber nicht jammern. „Mein schlechtester Platz war ein fünfter in Kitzbühel. Ich bin also trotzdem zufrieden.“

Schwarz happy, Feller leidet mit Fans

Auch Marco Schwarz war über seinen zweiten fünften Platz in Folge happy. „Fünf Hundertstel auf das Podium sind natürlich ärgerlich. Im Mittelteil hätte ich noch Reserven gehabt, da bin ich zu viel Kurven gefahren“, sagte der Kärntner, der zu Saisonende zunehmend in Fahrt kommt.

Manuel Feller litt nach Platz sechs vor allem mit den Fans. „Der Platz ist für mich okay. Aber schade für das Publikum, das seit Langem wieder feiern kann, und dann bringt es keiner von uns hundertprozentig auf den Punkt“, bedauerte der Tiroler.

Noch einige Anwärter auf Slalom-Kugel

Zumindest wurde die Entscheidung im Slalom-Weltcup auf das Finale vertagt, nachdem Spitzenreiter Henrik Kristoffersen in Flachau über Platz 16 nicht hinauskam. Mit einem Riesenfehler im ersten Durchgang hatte der Norweger der Konkurrenz die Tür sogar ganz weit geöffnet, schaffte es mit Glück als 28. gerade noch in die Entscheidung.

Feller konnte seinen Rückstand deshalb lediglich von 95 auf 70 Punkte verringern. „Schlussendlich bin ich jetzt ein noch größerer Außenseiter. Vorher war der Rückstand zwar größer, dafür ist jetzt nur noch ein Rennen“, sagte er. „70 Punkte aufzuholen, wenn nur einer vor dir ist, ist schon schwer. Es sind aber gleich drei, und einer von denen wird definitiv stechen“, so Feller. „Die Chance ist also nur noch theoretisch.“

Auch Feller blickt dennoch auf eine starke Saison zurück, ist im Riesentorlauf sogar Weltcup-Zweiter. „Im Grunde ist das meine bisher beste Saison. Auch wenn am Ende kein Glasbecher herausschaut.“

„Funpark“ statt „Märchenwiese“

Feller „verabschiedete“ Mittwochabend auch die „Märchenwiese“, wie er die sonst nur von den Slalom-Damen frequentierte Strecke im Vorjahr getauft hatte. „Letztes Jahr haben sie für uns einen Eislaufplatz gemacht, heuer einen ‚Funpark‘ hergehaut. Das Thema ‚Märchenwiese‘ kann man abhaken. Von mir aus kann dieses unglaublich coole Rennen fixer Bestandteil bei uns werden“, sagte Feller und lobte Flachau.

McGrath bewies als Premieren- wie jüngster Saisonsieger, wie verrückt die aktuelle Saison ist. „Jeder plattelt an wie gestört. Dem einen oder anderen geht es dann auf“, so Feller. Diesmal war McGrath der Glückliche, und der junge Norweger trug seinen Teil zur Stimmung bei, denn niemand feiert so schön wie der 21-Jährige. In Flachau schleuderte er zuerst die Stöcke weit von sich, warf dann seinen Helm hoch in die Luft und feuerte die Fans an, mit ihm zu jubeln.

Jubel von Atle Lie Mcgrath (NOR)
APA/AFP/Joe Klamar

Landsmann Kristoffersen ist beim Finale weiter Favorit auf die Slalom-Kugel. Im ÖSV-Lager glaubt man dennoch an Fellers Chance. „Es hat schon mal wer gewonnen, der 99 Punkte hinten war“, sagte Herrenchef Andreas Puelacher, für den sein letztes Heimrennen ohne Podestplatz endete. „Man weiß nie, was passiert. Henrik hatte in Flachau Glück, dass er überhaupt noch in der Entscheidung dabei war. Für mich sind es gleich fünf, die noch um die Kugel kämpfen.“