Magdalena Egger (AUT)
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Ski alpin

Eggers Traum vom Gesamtweltcup-Sieg

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hat in den letzten Tagen mit dem Engagement neuer Trainer ein Zeichen für einen Umbruch gesetzt. Auch bei den Sportlern bahnen sich Veränderungen an. Mit 21 Jahren steht ÖSV-Talent Magdalena Egger vor dem Sprung an die Spitze. Als Allrounderin gilt Egger als heiße Aktie des ÖSV. Die Zukunft könnte ihr gehören.

Mit sechs Goldmedaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften schwang sich die Vorarlbergerin im März zur WM-Rekordhalterin auf und nährte damit die Hoffnungen auf eine mögliche Weltcup-Gesamtsiegerin aus Österreich. Für Egger geht es derzeit Schlag auf Schlag.

Nach den Osterfeiertagen wurde noch einmal Ski gefahren und Material getestet, Leistungstests wurden bereits absolviert – alles geht schon in Richtung neue Saison, die Weichen werden gestellt. Dabei ist die vergangene Saison gerade einmal vorbei und bei Egger gedanklich präsent – drei WM-Goldene, Debüt beim Weltcup-Finale und als Draufgabe noch der Meistertitel im Super-G.

„Letzte Wochen waren wahnsinnig schön“

„Die letzten Wochen waren wahnsinnig schön. Mir ist es richtig gut gegangen, angefangen bei der WM bis zum Weltcup-Finale, wo ich super Erfahrungen sammeln konnte, und dann die Meisterschaft, das war noch einmal ein super Abschluss der Saison“, sagte Egger im ORF.at-Interview. „Ich habe echt gute Erinnerungen. Am Ende war ich aber müde und froh, dass sie endlich vorbei war.“

Erfolge sind nicht planbar

Höhepunkt waren die JWM-Goldmedaillen in Panorama in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf, die ihr den Start beim Weltcup-Finale in Courchevel/Meribel ermöglichten. Dort zahlte Egger Lehrgeld, landete im geschlagenen Feld. Aus dem Konzept brachte sie das nicht, wie der folgende Meistertitel zeigte. Weltcup-Erfahrung hatte sie bisher nur im Slalom mit Rang 19 in Levi im November 2020 als bestem Ergebnis.

Weltcup-Erfolge seien ebenso wenig planbar wie WM-Siege, wie Egger sagte. Umso mehr zählten die Goldmedaillen für sie. „Das klingt so unreal. Würde mir wer erzählen, dass irgendwer sechsfacher Weltmeister ist, würde ich nie an mich denken, eher an irgendein Ausnahmetalent oder sonst wen“, so Egger. „Ich bin ein ganz normaler Mensch. Als sechsfache Weltmeisterin würde ich mich nie betiteln. Dazu habe ich noch nicht die Verbindung gefunden. Ich sehe mich als Sportlerin als Gesamtes.“

Puzzleteile greifen ineinander

Die WM-Erfolge kamen zudem unerwartet. Nie hätte sie mit drei weiteren Goldmedaillen gerechnet oder spekuliert. Man könne Erfolge eben nicht planen oder steuern, aber alles dafür tun, „dass es an dem Tag dann funkioniert“, so Egger. „Aber eine Garantie dafür gibt es keine. Und so ist es jedenfalls mal wieder etwas Besonderes, wenn es aufgeht, weil so viele Puzzleteile zusammenpassen müssen. Ein Sieg ist dann die Belohnung dafür.“

Über ihre Entwicklung seit der ersten bis zu ihrer nun vierten und letzten Junioren-WM sagte Egger: „Voll lässig, wenn ich mir den Verlauf anschaue. Bei der ersten war ich noch meilenweit weg, außerhalb der Top 30. Da habe ich vom Rückstand her eine ordentliche Packung gekriegt. Dass man sich dann so verbessert – der Fortschritt und der Prozess in den letzten vier Jahren ist für mich die Bestätigung, dass mein Weg stimmt.“

Keine Garantie für weitere Erfolge

Erfolge im Juniorenbereich seien aber keine Garantie dafür, „dass es so weitergeht, dass ich in drei Jahren Weltcup-Rennen gewinne“, so Egger. „Sie sind aber ein guter Indikator für das Potenzial, ein gewisses Talent und Können müssen also da sein. Aber der Skisport entwickelt sich so rasant weiter, dass man schnell wieder überholt werden könnte. Da muss ich mitgehen, sonst reicht es für den letzten Schritt von den Junioren in den Weltcup zur Weltspitze nicht.“

Egger wird sich behutsam herantasten. Schon in der vergangenen Saison trainierte sie mit der Weltcup-Gruppe der Technikerinnen. Der nächste Schritt soll folgen. Fixen Startplatz im Weltcup habe sie in keiner Disziplin, weil sie im Europacup insgesamt in keiner Disziplin unter den besten drei war. „Ich muss Qualifikation fahren und um den Startplatz kämpfen“, sagte Egger, „für mich wird es in der nächsten Saison wohl eine Mischung Welt- und Europacup.“

Auf das richtige Maß kommt es an

Trotzdem wolle sie im Weltcup Fuß fassen und sich mit der Startnummer in die Top 30 vorarbeiten. „Bisher war ich ja nur im Slalom dabei und hatte Nummern um 60. Da wird’s mit der Piste schwierig. Alle Fahrerinnen davor wollen in die Punkteränge. Und je besser die Piste ist, umso leichter gelingt das“, sagte die Allrounderin, die in der kommenden Saison in ausgewählten Rennen auch im Speed-Bereich im Weltcup angreifen wird.

Magdalena Egger (AUT)
GEPA/Oliver Lerch
Abgesehen vom Finale war Egger im Weltcup bisher nur im Slalom unterwegs – mit Rang 19 als bestem Resultat

Auf das richtige Maß komme es an. „Alle Rennen im Weltcup unter einen Hut zu bringen, wäre schwierig. Da zerreißt es dich, das wird zu viel. Wichtig ist, die Rennen richtig zu planen und zu steuern, wo man mich einsetzt. Es wird Gespräche mit den Trainern geben, eine Saisonanalyse und Zielsetzung für die nächste Saison, um eine konkrete Vorstellung zu haben, wo es dann hingehen soll“, so Egger.

Schritt für Schritt an die Spitze

Gesamtweltcup? „Er ist mein Ziel, ganz klar, weil ich weiß, dass es wenige gibt, die in mehreren Disziplinen stark sind. Aber noch ist das für mich weit weg. Zuerst muss ich es in einer Disziplin ganz vor schaffen. Das ist der Anfang und für mich derzeit Herausforderung genug. Deshalb hat der Gedanke an den Gesamtweltcup bei mir noch keinen Platz, er wäre eher hinderlich.“

Fix ist für Egger jedenfalls: Niemals würde sie sich auf eine Disziplin spezialisieren bzw. auf Speed oder nur Technik. „Dafür mag ich die Vielseitigkeit viel zu gern. Wenn ich einen Monat lang nur Slalom fahre, bringt mir das auch nichts. Da laufe ich irgendwann im Kreis. Da würde nichts weitergehen. Ich brauche die Abwechsung auf Schnee, um mich weiterentwickeln zu können.“