Läufer beim Vienna City Marathon
GEPA/Philipp Brem
Vienna City Marathon

Wien stellt sich auf Rekordjagd ein

Wenn Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Sonntag pünktlich um 8.58 Uhr (live in ORF1 und im Livestream) den Startschuss zum 39. Vienna City Marathon (VCM) geben wird, hat Österreichs Hoffnungsträger Lemawork Ketema gleich mehrere Ziele vor Augen und peilt einige Bestmarken an. Aus internationaler Sicht wackeln trotz kurzfristiger Absagen mehrerer Weltklasseläufer gleichzeitig auch die Streckenrekorde.

„Die EM-Qualifikation ist mein Plan A. Wenn alles gut geht und das Wetter passt, will ich meine Marathon-Bestzeit verbessern und einen neuen österreichischen Rekord aufstellen“, sagte Ketema am Donnerstag. Für die Erfüllung von Plan A benötigt der Olympiateilnehmer eine Zeit von 2:14:30 Stunden, um im Sommer bei den European Championships in München an den Start gehen zu dürfen.

Seine persönliche Bestzeit (2:10:44) stellte er vor drei Jahren in Wien auf, im Idealfall will Ketema am Sonntag auch noch den österreichischen Rekord von Peter Herzog (2:10:06) angreifen. „Ich bin ganz gut vorbereitet, schauen wir einmal, was kommt. Ich bin bereit“, sagte er bescheiden.

Countdown für Vienna City Marathon

Am Sonntag werden rund 31.000 Laufbegeisterte an den Start gehen – darunter auch der beste Österreicher: Lemawork Ketema. Er wird im Eliterennen sein Comeback geben.

Die Enttäuschung von Olympia ist jedenfalls Geschichte. Der 36-Jährige mit äthiopischen Wurzeln hatte beim olympischen Marathon in Sapporo im August 2021 wegen muskulärer Probleme im hinteren Oberschenkel zwischen Kilometer 13 bis 16 aufgeben müssen. „Nach Olympia hatte ich wirklich eine ganz schwere Zeit. Es war nicht einfach, die Motivation und die Form zu finden“, sagte Ketema.

Läufer Lemawork Ketema (AUT)
GEPA/Hans Oberlaender
Ketemas persönliche Bestzeit liegt bei 2:10:44 Stunden, der österreichischen Rekord von Peter Herzog bei 2:10:06

Fast ein halbes Jahr lang nahm er Therapie in Anspruch, mittlerweile sind die Schmerzen verflogen. Erst am Mittwoch landete Ketema in Wien, zuvor hatte er monatelang in Äthiopien trainiert. Etwa 200 Kilometer pro Woche lief er in einer Trainingsgruppe, die von Mosinet Geremew, dem viertschnellsten Marathon-Läufer der Geschichte, angeführt wurde. „Meine Vorbereitung in Äthiopien war gut. Körperlich bin ich bei 100 Prozent“, sagte Ketema, nur mental sei es noch ein bisschen schwierig.

Kibrom nimmt Streckenrekord ins Visier

Bei den Männern peilt Favorit Oqbe Kibrom im Rennen über 42,195 km an, nicht nur seine persönliche Bestzeit (2:05:53 Stunden), sondern auch den acht Jahre alten Streckenrekord (2:05:41) des Äthiopiers Getu Feleke in Wien zu knacken. „Ich will nicht bei 2:05 stoppen“, sagte der 24-Jährige aus Eritrea am Freitag. Seine Vorbereitung sei gut gewesen, „dementsprechend zuversichtlich bin ich“, ergänzte Kibrom, der zuallererst aber seine eigene Bestzeit unterbieten will.

Grafik zum Vienna City Marathon
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Nach den Absagen von Vorjahressieger Leonard Langat und den Favoriten Goitom Kifle, Derara Hurisa und Mekuant Ayenew gehen mit Kibrom und Abdi Fufa (2:05:57) aus Äthiopien nur noch zwei Läufer mit Bestzeiten unter 2:06 Stunden an den Start. „Das Feld ist etwas reduziert worden in der Breite“, sagte VCM-Rennleiter Mark Milde. „Trotzdem haben wir noch einige Hochkaräter am Start, weshalb ich ein gutes Gefühl habe, die großen Rekorde sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen angreifen zu können.“ Der Österreicher Ketema (2:10:44) geht mit der achtbesten Zeit aller Starter ins Rennen.

Eva Wutti und Julia Mayer müssen passen

Neben Ketema peilt auch Timon Theuer das EM-Ticket an, unterstützt wird der 28-Jährige dabei von seinem persönlichen Tempomacher Andreas Vojta. Herzog will nach einer Verletzungspause am Samstag im Rennen über 10 km einen „guten Tempolauf“ absolvieren und tags darauf beim Halbmarathon an den Start gehen. Bei den Frauen fehlt Österreichs Marathon-Elite um Eva Wutti und Julia Mayer. Es habe zwar Absichten gegeben, teilten die Veranstalter mit, doch es fehlte die Form für einen hochwertigen Marathon.

Erneut als Erste über die Ziellinie laufen will indes Vorjahressiegerin Vibian Chepkirui (2:24:29). Der Sieg bei ihrem Debüt-Marathon habe der 27-jährigen Kenianerin viel Selbstvertrauen gegeben, nun ist der Streckenrekord (2:22:12) der dreimaligen Wien-Siegerin und Trainingspartnerin Nancy Kiprop aus dem Jahr 2019 das große Ziel. Bei guten Bedingungen und mit Blick auf die Vorbereitung sei eine Zeit von 2:20 Stunden oder besser nicht unrealistisch, sagte Chepkiruis Management. Mit den Kenianerinnen Caroline Kilel, Ruth Chebitok und Sheila Jerotich sowie mit Sifan Melaku aus Äthiopien dürfen sich gleich mehrere Spitzenläuferinnen Hoffnungen auf den Sieg machen.

Wien stellt sich auf Rekordjagd ein

Beim 39. Vienna City Marathon (VCM) hat Österreichs Hoffnungsträger Lemawork Ketema gleich mehrere Ziele vor Augen und peilt einige Bestmarken an. Aus internationaler Sicht wackeln trotz kurzfristiger Absagen mehrerer Weltklasseläufer gleichzeitig auch die Streckenrekorde.

Nach der coronavirusbedingten Absage 2020 und dem Comeback im September 2021 findet das Event wie gewohnt wieder im April statt. Insgesamt werden mehr als 31.000 Teilnehmer an den Start gehen, knapp 8.000 sind über die Marathon-Distanz gemeldet. Nach den Absagen von Vorjahressieger Leonard Langat und den Mitfavoriten Goitom Kifle, Derara Hurisa und Mekuant Ayenew wollen Oqbe Kibrom (2:05:53) und Abdi Fufa (2:05:57) den Streckenrekord von Getu Feleke (2:05:53) aus dem Jahr 2014 angreifen.

Van der Bellen gibt präsidiales Debüt

Die Eröffnung durch Van der Bellen sei für die Veranstalter „eine tolle Anerkennung“, sagte VCM-Geschäftsführer Dominik Konrad: „Er wird einige motivierende Worte an die Teilnehmer richten und die Läufer und Läuferinnen mit dem Startsignal auf dem Weg schicken.“ Noch nie zuvor hatte ein Bundespräsident den Startschuss für das größte Laufevent Österreichs gesetzt.

Außerdem wird der Vienna City Marathon angesichts des Angriffskrieges von Russland unter dem Motto „Running for Peace“ ein Zeichen für die Ukraine setzen. „Der Vienna City Marathon ist seit jeher ein Lauf für den Frieden. Hier nehmen Läufer und Läuferinnen aus 100 Nationen teil, unabhängig von ihrer Herkunft, Nation oder Religion laufen sie friedlich miteinander und für ein gemeinsames Ziel“, sagte VCM-Geschäftsführerin Kathrin Widu.