Enttäuschte österreichische Spieler
GEPA/Daniel Goetzhaber
Eishockey-WM

Österreicher hadern mit verpassten Zählern

Am späten Freitagabend hat man Österreichs Teamspieler so sauer und enttäuscht wie noch nie nach einer starken Leistung Richtung Kabine der Nokia Arena von Tampere stapfen sehen. Die Cracks von Teamchef Roger Bader hatten kurz davor zwar gegen Lettland ihren vierten Punkt bei der WM in Finnland geholt, die 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen fühlte sich aber wie zwei verlorene Zähler an. Bevor am Montag nun die entscheidende Partie gegen den Abstieg ansteht, geht es am Samstag (15.20 Uhr, live in ORF Sport +) zum „Aufwärmen“ noch gegen den Gastgeber.

In einer turbulenten und unterhaltsamen Partie gingen die Österreicher im zweiten Drittel in Führung, lagen dann zurück und kämpften sich schließlich noch in die Verlängerung. Erst im Penaltyschießen hatte Lettland schließlich das bessere Ende für sich und wahrte damit seine kleine Chance auf den Einzug ins Viertelfinale. Für Österreich zeichnet sich ein Finale um den Klassenerhalt am Montag (19.20 Uhr, live in ORF Sport +) gegen Großbritannien ab. Bader und seine Mannschaft haben nach der Lettland-Partie drei Punkte Vorsprung auf die Briten.

Aber es hätten nach fünf Spielen durchaus auch vier oder sogar fünf Punkte Vorsprung sein können. „Wir nehmen den Punkt gerne mit, aber wir hätten einen Sieg verdient. Wir sollten das Spiel in 60 Minuten gewinnen“, fasste der Teamchef den am Ende bitteren Abend in Tampere zusammen. Denn vor allem im letzten Drittel kämpften sich die Österreicher nicht nur von einem 2:3 in die Partie zurück, sondern hatten das Spiel auch fest in der Hand: „Das letzte Drittel war brutal stark, wir haben sie (Lettland, Anm.) an die Wand gespielt.“

Martins Dzierkals (Lettland) und Paul Huber (Österreich)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Gegen Lettland war Österreich (r. Paul Huber) zwar oft einen Schritt voraus, hatte am Ende aber das Nachsehen

Anders als gegen Norwegen, wo aufgrund des davor dichten Programms die Akkus offensichtlich leer waren, drückten die Österreicher von Anfang bis zum Schluss aufs Tempo. „Wir haben absolut hervorragendes Eishockey gespielt, das österreichische Eishockey sehr gut verkauft. Ich weiß nicht, wann es das letzte Mal war, dass man gegen Lettland so eine Partie gespielt hat“, sagte Bader, der mit den verpassten zwei Punkten haderte. Nur ein Durchhänger im zweiten Abschnitt trübte das Bild: „Da hatten wir ein paar Scheibenverluste zu viel.“

„Extrem gute Leistung“ mit Beigeschmack

Den Spielern war der Frust über die verpasste Chance, eine Vorentscheidung im Abstiegskampf zu schaffen – mit vier oder fünf Punkten Vorsprung hätte der Klassenerhalt eventuell schon nach dem Spiel Lettland – Großbritannien am Sonntag feststehen können –, anzusehen. „Mit zwei Punkten wissen wir, dass wir halbwegs durch sind. Es ist sicher enttäuschend. Im Penaltyschießen ist es immer eine 50:50-Chance“, sagte Lukas Haudum, der selbst mit einem Sitzer an Goalie Arturs Silovs scheiterte. Kapitän Thomas Raffl war mit seinem Sturmkollegen d’accord: „Jede Niederlage ist bitter, die jetzt sticht natürlich enorm.“

3:3 durch Thomas Raffl

Der Stürmer fälscht einen Schuss von Kilian Zündel unhaltbar für den lettischen Tormann ab und erzielt den verdienten Ausgleich

Der routinierte Villacher, der einen Schuss von Kilian Zündel entscheidend zum 3:3 abfälschte, wandelte seinen Ärger über das Verpasste aber gleich wieder in Motivation für die kommenden Aufgaben um: „Die Mannschaft hat wieder eine extrem gute Leistung gebracht. Alle waren mental bereit. Trotz der Niederlage bin ich stolz auf unser Team“, sagte Raffl und blickte zuversichtlich auf das entscheidende Spiel am Montag: „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und sind positiv geblieben. Wir wissen, wie es funktioniert.“

Duell mit dem Gastgeber

Vorerst muss man sich aber noch auf das Duell mit Gastgeber Finnland konzentrieren. Gegen den Olympiasieger von Peking und die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste geht es aber weniger um Punkte, sondern nur darum, sich in der wahrscheinlich randvollen Nokia Arena möglichst teuer zu verkaufen. Als Vorbild soll die 2:4-Niederlage im Testspiel in Ostrava dienen, wo die Österreicher dem Favoriten einen beherzten Kampf lieferten. „Wir freuen uns grundsätzlich, gegen den Veranstalter spielen zu können. Jeder erlebt gerne ein ausverkauftes Stadion und spielt gerne gegen eine der weltbesten Mannschaften“ sagte Teamchef Bader.

Im Vergleich zur Vorbereitung schaut die finnische Mannschaft aber deutlich furchteinflößender aus. So kamen mit Miro Heiskanen und Esa Lindell zwei Teamkollegen von Michael Raffl bei den Dallas Stars in der National Hockey League (NHL) zwei weitere Weltklassespieler in einen Kader dazu, der bereits mit prominenten Namen wie Mikael Granlund und Valtteri Filppula bestückt ist. Finnland erfüllte in dieser Besetzung am Freitag mit einem 6:0 über die Briten auch sicher die Pflicht und zog vorzeitig ins Viertelfinale ein. Das große Ziel der Finnen ist im neunten Anlauf bei einer Heim-WM eine Medaille zu holen.

Im österreichischen Lager stellt man sich jedenfalls nicht darauf ein, dass der Gastgeber nach dem fixierten Aufstieg die Zügel schleifen lassen. Und selbst wenn, will man im Hinblick auf die Partie am Montag nicht zurückstecken und sich womöglich deklassieren lassen. „Gegen Finnland werden wir es genauso anlegen wie bisher. Vom Stil her wird sich nichts ändern“, sagte etwa Torhüter Bernhard Starkbaum, der allerdings gegen die Finnen wohl wieder von David Kickert – Stichwort Rotation – abgelöst werden wird. Die Chance auf eine Sensation habe man auch gegen Finnland: „Wir haben schon gegen zwei Große Punkte geholt und vielleicht können wir ja auch wieder was abstauben.“

Eishockey-A-WM 2022 in Finnland

Gruppe B in Tampere

Tabelle:
1. Finnland 7 6 0* 1** 0 25:5 19
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 27:10 18
3. Tschechien 7 4 0* 1** 2 19:13 13
4. USA 7 3 2* 0** 2 18:12 13
5. Lettland 7 2 1* 0** 4 14:20 8
6. Österreich 7 1 1* 2** 3 16:22 7
7. Norwegen 7 1 1* 0** 5 15:29 5
8. Großbritannien 7 0 0* 1** 6 10:33 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab

Spielplan:
13.05. USA Lettland 4:1
Finnland Norwegen 5:0
14.05. Österreich Schweden 1:3
Tschechien Großbritannien 5:1
Finnland Lettland 2:1
15.05. Norwegen Großbritannien 4:3 n.P.
Österreich USA 2:3 n.V.
Schweden Tschechien 5:3
16.05. Lettland Norwegen 3:2
Finnland USA 4:1
17.05. Österreich Tschechien 2:1 n.P.
Schweden Großbritannien 6:0
18.05. Österreich Norwegen 3:5
Schweden Finnland 3:2 n.P.
19.05. USA Großbritannien 3:0
Tschechien Lettland 5:1
20.05. Finnland Großbritannien 6:0
Österreich Lettland 3:4 n.P.
21.05. USA Schweden 3:2 n.V.
Österreich Finnland 0:3
Tschechien Norwegen 4:1
22.05. Lettland Großbritannien 4:3
Schweden Norwegen 7:1
23.05. Tschechien USA 1:0
Österreich Großbritannien 5:3
24.05. Schweden Lettland 1:0
USA Norwegen 4:2
Finnland Tschechien 3:0