Alexander Zverev
Reuters/Yves Herman
French Open

Zverev entzaubert „Wunderkind“ Alcaraz

Alexander Zverev hat am Dienstag im ersten Viertelfinal-Spiel der Männer bei den French-Open „Wunderkind“ Carlos Alcaraz in vier Sätzen entzaubert. Der als Nummer drei gesetzte deutsche Olympiasieger besiegte den in diesem Jahr schon vierfachen Turniersieger aus Spanien mit 6:4 6:4 4:6 7:6 (9/7) und darf damit weiter vom ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere träumen.

Zverev verwandelte in einer hochklassigen Partie nach 3:18 Stunden seinen zweiten Matchball. Der Deutsche steht damit zum zweiten Mal in Folge in Paris und insgesamt zum fünften Mal in seiner Karriere in einem Major-Halbfinale. Im Kampf um sein zweites Endspiel bei einem der vier großen Events nach den US Open 2020 (Niederlage gegen Dominic Thiem) trifft Zverev auf den Sieger des „Gigantenduells“ zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic. Dieses ist als Night Session nicht vor 20.45 Uhr angesetzt.

„Ich wusste, dass ich von Anfang an mein bestes Tennis spielen muss und ich habe es getan“, sagte Zverev im Siegerinterview auf dem Platz. „Er (Alcaraz, Anm.) wird dieses Turnier mehrere Male gewinnen. Ich hoffe, ich schaffe es, bevor er anfängt, uns alle zu schlagen.“

Carlos Alcaraz
Reuters/Gonzalo Fuentes
Nach 14 Siegen in Serie hat Zverev den Lauf von Alcaraz im Viertelfinale von Paris gestoppt

Für Zverev war es der erste Sieg gegen einen Top-Ten-Spieler bei einem der vier Grand-Slam-Turniere überhaupt. Und das auch noch gegen den Spieler der Stunde. Denn Alcaraz hatte zuvor 14 Spiele in Serie nicht verloren und vor den French Open die Turniere in Barcelona und Madrid gewonnen. Vor allem in der spanischen Hauptstadt war der Jungstar groß aufgetrumpft und hatte nacheinander Nadal, Djokovic und im Finale Zverev geschlagen. Dort hatte der Deutsche beim 3:6 1:6 nicht den Hauch einer Chance.

Zverev beweist Nervenstärke

Im Stade Roland Garros sah das am Dienstag ganz anders aus. Denn Zverev agierte deutlich aggressiver als in den Spielen zuvor und ließ Alcaraz so nicht sein gewohnt dominantes Spiel aufziehen. Zudem bewies er gleich zu Beginn Nervenstärke, als er in seinem ersten Aufschlagspiel einen Breakball des Spaniers abwehrte. Stattdessen nahm er Alcaraz wenig später selbst das Service ab und bestimmte fortan zur Verwunderung der Zuschauer das Geschehen.

Im vierten Satz versuchte der sich nun steigernde Alcaraz zwar mehrmals das Momentum auf seine Seite zu ziehen. Doch Zverev hielt dagegen und schaffte das Break zum 5:4. Zum Sieg reichte das zunächst aber noch nicht, weil Alcaraz das Rebreak gelang. Die Entscheidung musste so im Tiebreak fallen, wo Zverev einen Satzball abwehrte, um den Sieg wenig später perfekt zu machen. „Ich bin extrem glücklich, dass ich das Tiebreak gewonnen habe“, gestand Zverev.

Trevisan und Gauff erstmals im Halbfinale

Bei den Damen steht die Italienerin Martina Trevisan erstmals in ihrer Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier im Halbfinale. Die ungesetzte 28-Jährige besiegte die Kanadierin Leylah Fernandez 6:2 6:7 (3/7) 6:3 und trifft in der Vorschlussrunde auf die zehn Jahre jüngere Cori Gauff, die ebenfalls ihr Halbfinal-Debüt bei einem Major gibt. Die auf Position 18 eingestufte US-Amerikanerin bezwang ihre Landsfrau Sloane Stephens mit 7:5 6:2.

Gauff und Trevisan im Halbfinale

Bei den French Open in Paris sorgte die erst 18-jährige Coco Gauff weiter für Furore. Nach einem Zweisatzsieg über Landsfrau Sloane Stephens steht die US-Amerikanerin erstmals in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale.

Trevisan vergab gegen die als Nummer 17 gesetzte Fernandez, die mit Fußproblemen zu kämpfen hatte, im zweiten Satz beim Stand von 5:4 einen Matchball und gab den Durchgang noch im Tiebreak an die US-Open-Finalistin von 2021 ab. Die Nummer 59 der Welt ließ sich davon allerdings nicht beirren und stürmte im Entscheidungssatz zu einer 4:0-Führung und verwandelte schließlich nach 2:21 Stunden ihren zweiten Matchball.

„Beim ersten Matchball war ich nervös, habe zu viel nachgedacht. Darüber, dass ich nur noch einen Punkt vom Halbfinale weg bin. Danach habe ich mich mit der Situation arrangiert und habe einfach weitergemacht“, sagte Trevisan nach ihrem Sieg. Die Italienerin hatte schon vor zwei Jahren in Paris das Viertelfinale erreicht, damals aber gegen die spätere Siegerin Iga Swiatek verloren. Zu diesem Duell kann es nun frühestens im Finale kommen.

Gauff gewinnt hochklassige Partie

Teilweise hochklassige und lange Ballwechsel zeigten Gauff und Stephens im Anschluss an den Trevisan-Erfolg, meist hatte aber der Teenager gegen die 29-jährige Stephens, die 2018 im Paris-Finale stand, das bessere Ende für sich. Nach genau 90 Minuten nutzte Gauff ihren zweiten Matchball zum Einzug in die Runde der letzten Vier.

„Ich bin so glücklich und kann kaum Worte finden. Bis zum letzten Jahr habe ich vielleicht zu sehr versucht, den Erwartungen anderer gerecht zu werden“, meinte Gauff und fügte hinzu: „Es geht viel mehr darum, das Leben zu genießen.“ Die 18-Jährige stand in Roland Garros bereits im Vorjahr im Viertelfinale, nun ist sie einen Schritt weiter und darf sich über den vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere freuen.