Österreicherinnen jubeln
GEPA/Michael Zemanek
Fussball-EM

„Muss-Sieg“ sorgt für große Erleichterung

Österreichs Nationalteam hat am Montag mit dem 2:0-Sieg gegen Außenseiter Nordirland die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale bei der EM 2022 gewahrt. Dabei waren Freude und Erleichterung über den mühevollen „Muss-Sieg“ in Southampton so groß, dass mit der Musikbox auch das Markenzeichen der Endrunde von 2017 wieder Saison hatte. Am Freitag kommt es zum Showdown um den Aufstieg, und die neue Ausgangslage macht Hoffnung.

In Brighton trifft das Team von Irene Fuhrmann dann auf Norwegen, das gegen England in der Höhe völlig überraschend mit 0:8 unter die Räder kam. Österreich reicht damit schon ein Remis, um wie bereits 2017 ins EM-Viertelfinale aufzusteigen. „Wir sind sehr froh, dass wir die drei Punkte geholt und das Endspiel gegen Norwegen haben, so wie wir uns das erhofft hatten“, erklärte die 41-jährige Wienerin, deren Team aber länger als erhofft zittern musste. „Man hat gemerkt, dass der Sieg heute mehr ein ‚Muss‘ als ein ‚Kann‘ war. Es war kein Feuerwerk, aber es sind Punkte, die uns das Finale beschert haben.“

Erleichterung machte sich breit, das zeigte zum einen der Jubel nach dem späten, entscheidenden 2:0 durch Katharina Naschenweng, aber vor allem auch die Feierstimmung nach der Partie. So „crashten“ einige Spielerinnen angeführt von Kapitänin Viktoria Schnaderbeck die Pressekonferenz von Fuhrmann und der „Spielerin des Spiels“, Barbara Dunst. Letztere imitierte dabei den mittlerweile schon legendären „Stuhl“-Jubel von David Alaba. „Das sind einfach wir. Wir haben tolle Persönlichkeiten in unserem Team, die offensichtlich Spaß haben.“

ÖFB-Team „crasht“ Pressekonferenz

Das ÖFB-Team feiert seinen ersten Sieg bei der EM ausgelassen. Nach dem 2:0 gegen Nordirland wird auch die Pressekonferenz von Irene Fuhrmann gecrasht. Ähnlich feierten die Österreicherinnen schon ihre Siege vor fünf Jahren in den Niederlanden, am Freitag gegen Norwegen könnte der neuerliche Aufstieg gelingen.

Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen. Vor allem ist ein Sieg bei einer Europameisterschaft für Österreich nichts Alltägliches. „Wir wollen solche Erfolge auch einfach feiern. Bei so einem Turnier dabei zu sein, kommt nicht oft vor. Das Hinterher verbindet, das erzählen wir uns noch in Jahren“, schilderte Schnaderbeck, deren Teamkolleginnen in der Kabine zu Hits von Cher und Abba tanzten und feierten. Zadrazil ergänzte. „Die Box ist immer dabei, das ist unser Spirit, das sind einfach wir. Wie oft hat man schon einen Sieg bei einer Endrunde?“

Am Ende zählt nur eines: „Job done“

Österreich feierte seinen insgesamt dritten Sieg nach 90 Minuten. Der Grundstein für die jüngste Party wurde vor 9.268 Zuschauern im St. Mary’s Stadium gelegt, wo Österreich im Duell der Nummer 21 gegen die Nummer 47 der Welt gut begann und gut aufhörte. Dazwischen war es durchwachsen. „Ich denke, es war in der ersten Hälfte ein sehr guter Auftritt, wir haben das Spiel kontrolliert und haben keine Chance zugelassen“, analysierte Fuhrmann. „In der zweiten Hälfte haben wir dann nicht mehr so souverän agiert, es gab unnötige Ballverluste. Aber wir haben mittlerweile die Routine, solche Phasen zu überstehen.“

Österreichisches Team jubelt
GEPA/Michael Zemanek
Hauptsache gewonnen: den Österreicherinnen war die Erleichterung nach dem Spiel anzumerken

Auch Zadrazil war mit der zweiten Hälfte „nicht ganz so zufrieden, das war mehr Kick and Rush“. Stürmerin Nicole Billa, die sich allein gegen mehrere Verteidigerinnen schwertat, meinte: „Da haben wir das Spiel teilweise aus der Hand gegeben.“ Fuhrmann gab zu, dass es ein Kampf gewesen wäre in Hälfte zwei, aber man habe bestanden. Letztlich betonten die Spielerinnen im Tenor: „Das Wie ist egal, der Sieg zählt.“ Oder wie es Schnaderbeck bewusst in Englisch festhielt: „Job done.“

Pflichtsieg gelungen

Österreichs Fußballnationalteam hat bei der Europameisterschaft 2022 in England den Pflichtsieg mit Mühe eingefahren.

Steigerung wird notwendig sein

Einig waren sich auch alle, dass es gegen Norwegen einer Steigerung bedarf. Da wird man sich auch vom katastrophalen Ergebnis gegen England nicht blenden lassen. „Norwegen ist nochmal eine andere Kategorie“, sagte 1:0-Torschützin Katharina Schiechtl, die für die CoV-positive Laura Wienroither in die Startelf gerückt war, trocken. Speziell offensiv hat Österreich weiter Steigerungspotenzial. „Wir sind wieder bei dem Punkt, dass wir den letzten Pass sauberer spielen müssen. Da müssen wir noch konzentrierter sein“, forderte Fuhrmann.

Billa kam auch gegen Nordirland vor dem Tor kaum zur Geltung. „Zum einen weil es die Nordirinnen sehr gut verteidigt haben, zum anderen weil ich oft alleine in der Box war. Vielleicht hätte ich mich ab und an besser bewegen können“, erklärt die Hoffenheim-Legionärin und Deutschlands regierende Spielerin des Jahres.

Österreich verabsäumte zudem eine frühere Vorentscheidung. „Wir haben in der ersten Hälfte Chancen ausgelassen, da hätte uns ein zweites Tor schon geholfen. So haben wir uns danach schwergetan“, sagte Schnaderbeck, die nach 45 Minuten zur Schonung ihres Knies das Feld verließ. „Bei 1:0 bin ich aber mit einem guten Gefühl rausgegangen.“ Positiv verbuchen konnte man die Standardstärke, den Impuls von der Bank durch Naschenwengs Tor („reinzukommen und zu treffen war megaschön“) und das insgesamt bereits fünfte Zu-null-Spiel bei einer EM nach 90 Minuten.

Ausgangslage macht Hoffnung

Für ein gutes Gefühl sorgte am Ende des Arbeitstages auch die Gewissheit, dass am Freitag (21.00 Uhr, live in ORF1) in Brighton schon ein Remis gegen die Norwegerinnen reichen würde, um aufzusteigen. „Das verbessert natürlich jetzt unsere Ausgangssituation“, sagte Kotrainer Markus Hackl am späten Abend im ORF-Interview. „Aber man darf nicht vergessen, dass Norwegen eine richtige Topmannschaft hat, vor allem in der Offensive, und trotzdem Favorit sein wird.“ Das Team um Starspielerin Ada Hegerberg ist immerhin die Nummer elf der Welt.

Blick aufs Spielfeld im Stadion
ORF.at/Bernhard Kastler
Österreichs Fans feierten den ersten EM-Sieg, nun träumen sie vom Aufstieg

Hackl wollte die ungewöhnliche Niederlage vorerst an der Oberfläche analysieren. „Den Auftritt von Norwegen zu beurteilen, ist sehr schwer, aber ich glaube, das 1:0 ist durch einen umstrittenen Elfmeter gefallen. Und danach ist England richtig in einen Spielrausch gekommen, hat vor allem über die Flügelspieler richtig Druck gemacht nach vorne, und die haben sie dann wirklich überrollt muss man sagen.“

Fuhrmann meinte noch vor dem Spiel der Skandinavier gegen England, dass man „klarer Underdog gegen Norwegen ist. Wir haben überhaupt erst ein Remis geschafft.“ Nicht nur die Ausgangslage macht aber Hoffnung, auch das Wissen, dass Österreich gegen stärkere Teams über sich hinauswachsen kann. „Da haben wir schon bewiesen, dass wir sehr konzentriert ans Werk gehen und Nadelstiche setzen können.“ Die Matchvorbereitung beginnt am Mittwoch, am Dienstag werden vorerst „die Akkus aufgeladen“ – und ein nicht alltäglicher Sieg genossen.

UEFA Women’s Euro 2022, Gruppe A

Montag:

Österreich – Nordirland 2:0 (1:0)

Southampton, St. Mary’s Stadium, 9.268 Zuschauer, SR Barrera (VEN)

Torfolge:
1:0 Schiechtl (19.)
2:0 Naschenweng (88.)

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Wenninger, Schnaderbeck (46./Georgieva), Hanshaw – Höbinger (46./Feiersinger), Puntigam, Zadrazil – Hickelsberger-Füller (73./Naschenweng), Billa (85./Makas), Dunst

Nordirland: Burns – McKenna (73./Magee), Nelson (85./McDaniel), McFadden, Vance, Holloway – Wade, McCarron, Furness (79./Andrews) – Callaghan (85./C. McGuinness), K. McGuinness (80./Wilson)

Gelbe Karten: keine