Lewis Hamilton im Cockpit
AP/Peter Dejong
Formel 1

Hamilton entschuldigt sich für Schimpftirade

Kurz war für Rekordweltmeister Lewis Hamilton die Chance auf seinen ersten Formel-1-Saisonsieg 2022 da. Doch zwei Safety-Car-Phasen verschafften beim Großen Preis der Niederlande am Sonntag letztlich Max Verstappen den entscheidenden Vorteil. Weil die Mercedes-Strategie nicht aufging, schickte Hamilton am Boxenfunk eine Schimpftirade an seine Mannschaft. Später entschuldigte er sich dafür. „Es war, als hätte ich für eine Sekunde den Verstand verloren“, erklärte der Brite.

Hamilton führte in der Endphase des Rennens während eines Safety-Car-Einsatzes, als Red-Bull-Weltmeister Verstappen sich zeitsparend neue, schnellere Reifen abholen konnte. Hamilton hatte nach Freigabe des Geschehens mit seinen angefahrenen Mediumreifen keine Chance gegen den Niederländer, der in Zandvoort zum Heimsieg fuhr. Hamilton wurde zum Schluss nur Vierter. Sein Teamkollege George Russell schnappte sich vor Charles Leclerc im Ferrari den zweiten Platz.

Als er den Sieg vor seinen Augen davonschwimmen sah, verwendete Hamilton einige Wörter, die von der Fernsehregie anschließend überdeckt wurden. „Ich entschuldige mich beim Team, denn ich weiß nicht einmal mehr, was ich über Funk gesagt habe. Ich bin für einen Moment ausgerastet. Aber ich denke, sie wissen, dass wir mit so viel Leidenschaft dabei sind, und ich möchte den heutigen Tag als ein halbvolles Glas betrachten“, sagte der 37-Jährige.

Verstappen gewinnt Heim-Grand-Prix

Der Red-Bull-Pilot setzt sich vor George Russell im Mercedes und Charles Leclerc im Ferrari durch und zieht in der WM-Wertung weiter davon.

Teamchef Wolff hat Verständnis

Der Mercedes-Teamchef Toto Wolff sah es locker. „Wir sind der Mistkübel des Fahrers“, sagte der Österreicher, der seinen Schützling verteidigte. „Ich fühle mit Lewis mit. Es ist hochemotional, man ist so nah dran, kämpft um den Sieg und dann wird man überholt. Es ist klar, dass da alle Emotionen hochkommen“, meinte der Wiener.

Im ORF-Interview bekräftigte er, dass er kein Problem mit dem Wutausbruch von Hamilton habe. „Du sitzt da drin, verlierst gerade dein Rennen. Dann musst du einfach die Rauskotzerei nehmen“, sagte Wolff. Man habe sich direkt nach dem Rennen zusammengesetzt und die Angelegenheit besprochen. „Zwischen uns passt überhaupt kein Blatt Papier.“

Entscheidung war „mit Sicherheit ein Fehler“

Gegen Ende habe man schwierige Entscheidungen treffen müssen. „Wir haben uns heute als Team darauf geeinigt, um den Sieg zu kämpfen“, betonte Wolff. Doch „der Reifen war fünf Runden alt. So wie der eingebrochen ist gegen den Soft, das haben wir nicht erwartet. Das war mit Sicherheit ein Fehler.“ Für Hamilton sei es dann sehr frustrierend gewesen, „dass wir einen riskanten Call gemacht haben, um zu gewinnen, und der ist nicht aufgegangen“.

Hamilton zog jedenfalls eine positive Bilanz, auch wenn er nur neben dem Podest stand anstatt darauf. „Wir waren an vielen Stellen schneller als die meisten anderen. Ohne das Safety Car hätten wir ihnen (Red Bull, Anm.) am Ende auf der Einstoppstrategie den Sieg streitig machen können, was die anderen wohl nicht geschafft hätten“, sagte der siebenfache Weltmeister. „Wenn das auch in den kommenden Rennen so sein wird, werden wir ihnen weiterhin im Nacken sitzen und diesen Sieg holen.“

Grand Prix der Niederlande in Zandvoort

Endstand (72 Runden = 306,587 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:36:42,773
2. George Russell GBR Mercedes + 4,071
3. Charles Leclerc MON Ferrari 10,929
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 13,016
5. Sergio Perez MEX Red Bull 18,168
6. Fernando Alonso ESP Alpine 18,754
7. Lando Norris GBR McLaren 19,306
8. Carlos Sainz ESP Ferrari 20,916 *
9. Esteban Ocon FRA Alpine 21,117
10. Lance Stroll CAN Aston Martin 22,459
11. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 27,009
12. Alexander Albon THA Williams 30,390
13. Mick Schumacher GER Haas 32,995
14. Sebastian Vettel GER Aston Martin 36,007
15. Kevin Magnussen DEN Haas 36,869
16. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 37,320
17. Daniel Ricciardo AUS McLaren 37,764
18. Nicolas Latifi CAN Williams eine Runde
19. Valtteri Bottas FIN Alfa Romeo eine Runde

Schnellste Runde: Verstappen (NED/Red Bull) 1:13,652

Out: Yuki Tsunoda (JPN/Alpha Tauri)

* 5-Sekunden-Strafe