Die Sturm-Spieler feiern mit ihren Fans
APA/Erwin Scheriau
Europa League

Sturm belohnt sich mit Happy End

Der erste Spieltag der Gruppenphase der UEFA Europa League ist geschlagen, und bereits jetzt hat Sturm Graz einen Punkt mehr auf dem Konto als vergangene Saison zum Abschluss. Der 1:0-Heimsieg über den dänischen Vizemeister FC Midtjylland war der Lohn für die wohl bisher beste Leistung der Saison. Großer Einsatz, Abgeklärtheit in Unterzahl und der richtige Riecher von Trainer Christian Ilzer bei der Aufstellung bescherten Sturm einen „großartigen Abend“ inklusive Happy End.

„Es war unser großes Ziel, mit einem Heimsieg in die Gruppe zu starten“, freute sich daher Trainer Ilzer über den Kraftakt seiner Mannschaft, der nach der schnellen Führung von Youngster Emmanuel Emegha (8. Minute) noch dazu in Unterzahl erzielt wurde. Denn nach Gelb-Rot für Kapitän Stefan Hierländer agierten die Gastgeber ab der 73. Minute nur noch zu zehnt. „Wir haben in der Unterzahl sehr abgeklärt agiert und eigentlich nichts zugelassen“, sagte Ilzer.

Genau 10.521 Fans wurden in Graz-Liebenau Zeugen, wie Sturm zum ersten Mal seit 16. Dezember 2009 (1:0 gegen Galatsaray) in einer Gruppenphase im Europacup einen Heimsieg feierte. Zwei Jahre später folgte der bis zu diesem Donnerstag letzte Sieg in der Europa League, ein in der Nachspielzeit durch Mario Haas fixierter 2:1-Erfolg bei AEK Athen. „Wir wollen Sturm sehen“, hallte es noch lange nach dem Schlusspfiff aus dem Fanblock Richtung Kabine. So lange, bis die Spieler dem Drängen der Anhängerschaft auch nachgaben.

Sturm schlägt Midtjylland

Sturm Graz gelang in der Europa League ein perfekter Start. Die Steirer setzten sich in einer spannenden Partie daheim gegen den FC Mitdjylland aus Dänemark mit 1:0 durch.

„Toptor“ krönt erste Hälfte

Viele Sturm-Fans dürften es im Nachhinein bereut haben, gegen den vom Namen her unattraktivsten Gegner einer Gruppe mit Lazio Rom und Feyenoord Rotterdam nicht ins Stadion gekommen zu sein. Denn speziell in der ersten Hälfte erinnerten die Grazer an die glorreichen Europacup-Abende Anfang der 2000er unter Trainerlegende Ivica Osim. Mit engagiertem Pressing setzten die Steirer den dänischen Vizemeister von Anpfiff an unter Druck, erspielten sich gleich in den ersten fünf Minuten zwei Großchancen und gingen mit der dritten auch gleich in Führung.

„Die erste Halbzeit war schon richtig stark, es hat vieles gepasst“, war auch dem Trainer die Begeisterung über die Vorstellung anzusehen. Auch das Tor sei genau so gewesen, „wie ich mir ein Tor von uns vorstelle“: perfekte Spielverlagerung von links auf rechts, ein präziser Stanglpass von Amadou Dante zur Mitte und dort die genau getimte Grätsche von Emegah, die den Ball letztlich über die Linie beförderte. „Das war ein Toptor“, hielt daher auch Ilzer seine Begeisterung über den Treffer nicht zurück.

Teenager als Matchwinner

Emegah, der gemeinsam mit dem ebenfalls erst 19-jährigen Dänen William Böning das junge Angriffsduo bildete, erwies sich für den Sturm-Trainer als Glücksgriff. Denn der schlaksige, aber pfeilschnelle Niederländer entwischte den dänischen Verteidigern ein ums andere Mal und hätte den sprichwörtlichen Sack schon viel früher zumachen können. „Wir haben gewonnen, und ich bin zufrieden, aber ich weiß, dass ich mehr Tore schießen muss“, gab sich der Youngster, der in der ersten Hälfte zudem einen Lattenschuss zu verzeichnen hatte, auch selbstkritisch.

Jubel des Sturm-Torschützen Emanuel Emegha
GEPA/Hans Oberlaender
Emegah empfahl sich mit einer starken Vorstellung für weitere Aufgaben

Für Ilzer war die Vorstellung Emegahs, der den für Atalanta Bergamo stürmenden Torjäger Rasmus Höjlund an diesem Abend vergessen machte, das Resultat der immer besser werdenden Chemie innerhalb des Kaders. „Die Mannschaft findet ihn und setzt ihn mittlerweile viel besser ein, er findet auch viel besser in die offenen Räume. Ich bin mit dem Tempo seiner Entwicklung sehr zufrieden“, sagte er 44-Jährige über den 19-Jährigen aus Den Haag, der davor bei Sparta Rotterdam und Royal Antwerpen kaum zum Einsatz gekommen war.

Pausenergebnis als Makel

Bei allem Lob fand Ilzer aber doch auch ein Haar in der Suppe: das Ergebnis zur Pause, als es nur 1:0 stand, und das trotz eines Elfmeters kurz vor Ende der Hälfe. Doch Tomi Horvath schoss diesen schlecht, der routinierte dänische Goalie Jonas Lössl erriet die Ecke, und Midtjylland blieb damit im Spiel. „Wir haben sie am Leben gelassen“, sagte Ilzer, „wir müssen einfach höher führen, denn im Fußball kann immer etwas passieren, und das haben wir auch in der zweiten Hälfte gespürt.“

Sturm-Trainer Christian Ilzer
GEPA/Chris Bauer
Ilzer hatte vor allem in der zweiten Hälfte als „Dirigent“ alle Hände voll zu tun

Denn nach dem Seitenwechsel war die Partie deutlich ausgeglichener und Midtjylland mehrmals einem Treffer nahe. „Wir haben die Probleme nicht mehr so gelöst wie in der ersten Hälfte“, analysierte Ilzer. Sturm fand zwar auch in dieser Phase Chancen vor, hatte aber im Abschluss nicht das Glück auf seiner Seite – siehe Lattenkopfball von Jon Gorenc-Stankovic (60.). Auf Fortuna wollte sich Ilzer aber nicht hinausreden: „Über Glück und Pech ist es immer müßig zu diskutieren, wir hätten es in mancher Situation einfach besser machen müssen.“

Der Ausschluss von Hierländer brachte Sturm zwar in Bedrängnis, aber nicht aus dem Konzept. „Ich kann nur Danke sagen, dass die Mannschaft das rübergebracht hat“, sagte auch der Kapitän, dem seine Kollegen die Rolle eines Sündenbocks somit erspart hatten, „die Einstellung hat gepasst, deswegen haben wir es verdient.“ Viel Zeit zum Feiern bleibt den Sturm-Spielern nicht. Bereits am Sonntag wartet in der Bundesliga bei Austria Klagenfurt die nächste Aufgabe, am kommenden Dienstag (18.45 Uhr live in ORF1) steht das Gastspiel bei Feyenoord Rotterdam auf dem Programm.

UEFA Europa League, Gruppe F, erster Spieltag

Donnerstag:

Sturm Graz – FC Midtjylland 1:0 (1:0)

Graz-Liebenau, 10.521, SR Aghajew (AZE)

Tor: Emegha (8.)

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic (78./Oroz), T. Horvat (79./Ljubic), Prass – Emegha (70./Ajeti), Böving (62./Fuseini)

Midtjylland: Lössl – Dalsgaard (81./Chilufya), Swiatschenko, Juninho, Paulinho (81./Thychosen) – Dreyer, Sörensen (57./Olsson), Evander – Isaksen, Kaba, Sisto (70./Martinez)

Gelb-Rote Karte: Hierländer (73./Foul)

Gelbe Karten: Emegha, Ljubic, Gazibegovic, Ajeti bzw. Lössl, Isaksen