„Aus vier Spielen drei Punkte – da weiß ich nicht, ob mir die Maß schmeckt“, hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor dem Wiesn-Ausflug am Sonntag gesagt. „Wenn die Mannschaft hingeht, dann muss ich mit“, erklärte Nagelsmann. „Grundsätzlich habe ich keine Lust.“
Viel lieber hätte der Coach frühzeitig nach den Gründen für die akute Formschwäche seines Teams gefahndet. Nagelsmann beklagte jedenfalls zum wiederholten Male die fehlende Effizienz. Seine Spieler seien „einfach sehr laissez-faire“ aufgetreten. In der anstehenden Länderspielpause wolle der 35-jährige Coach nun viel nachdenken: „Über alles denke ich nach. Über mich. Über die Situation. Über alles.“
Kahn stärkt Nagelsmann Rücken
Oliver Kahn versicherte unterdessen, dass Nagelsmann nicht zur Debatte steht. Auch wenn etwa mit Thomas Tuchel ein prominenter Coach auf dem Markt ist. „Wir beschäftigen uns jetzt nicht mit irgendwelchen anderen Trainern. Wir sind von Julian total überzeugt“, sagte der Vorstandschef am Rande des Oktoberfests. Es sei wichtig, in der Länderspielpause zur Ruhe zu kommen, erklärte der 53-Jährige. „Natürlich sind wir alle unzufrieden, übel gelaunt“, räumte Kahn ein und kündigte eine intensive Analyse der sportlichen Situation an.
Laut Salihamidzic habe man „brutal Probleme gegen Teams, die körperlich gegen uns spielen, die uns sozusagen auf die Socken hauen“, bemerkte der Sportdirektor und mahnte: „Die Jungs müssen sich besser konzentrieren und besser fokussieren, gieriger sein, die Spiele zu gewinnen.“ Kahn sagte diesbezüglich: „Vielleicht hat sich bei dem ein oder anderen der Glaube eingenistet, man könnte die Bundesliga so nebenbei machen. Aber das ist nicht der Fall.“
„Der Trend ist katastrophal“
Bei den Bayern war meist Leroy Sane der Antreiber. Die Münchner hatten mehr Ballbesitz, liefen an und hatten auch etliche Torchancen. Doch die wurden vergeben oder zur Beute des mehrfach glänzenden Augsburg-Goalies Rafal Gikiewicz. „Wenn ich die Statistik sehe, müssen wir gewinnen“, meinte Nagelsmann beim Blick auf das Blatt: 21:9 Torschüsse stand dort – für den FC Bayern. Aber ganz oben stand 1:0 – für Augsburg.
Thomas Müller machte ein 10:2 für Bayern als mögliches Ergebnis aus, räumte aber auch die insgesamt schwierige Situation ein: „Der Trend ist katastrophal, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt.“ „Jetzt wird es erst einmal eine ungemütliche Länderspielpause“, sagte Leon Goretzka.
Danach kann es aber auch noch unruhiger werden: Bayer Leverkusen zu Hause und Borussia Dortmund auswärts sind die nächsten Bundesliga-Aufgaben. Angesprochen auf die Bedeutung der nächsten Spiele für Nagelsmann sagte Salihamidzic: „Es bedeutet das für ihn, was es für uns alle bedeutet. Dass wir jetzt das nächste Spiel gewinnen müssen. Wir alle sind jetzt gefragt, nicht nur Nagelsmann.“
Augsburg wiederholt Überraschungserfolg
Die beherzt und kampfstark auftretenden Augsburger krönten unterdessen ihre famose Leistung mit dem Siegestor von U21-Europameister Mergim Berisha in der 59. Minute nach einem Freistoß aus der eigenen Hälfte, bei dem die Bayern kollektiv schliefen, statt energisch zu verteidigen. In der Nachspielzeit stürmte sogar Torwart Manuel Neuer bei Eckbällen mit. Ein Kopfball des Kapitäns hätte fast das 1:1 gebracht, aber Augsburg-Keeper Gikiewicz parierte überragend. „Er hat mich gefragt, warum ich den gehalten habe“, berichtete Gikiewicz von einem kurzen Wortwechsel mit Neuer nach dem Abpfiff.
30.660 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Augsburger Arena feierten den ersten Saisonheimsieg ihres Teams, das den Überraschungserfolg aus dem Vorjahr wiederholte. Damals gewann der FCA mit Markus Weinzierl als Trainer mit 2:1. Nun triumphierte Enrico Maaßen in seinem ersten Spiel als Bundesliga-Coach gegen den großen FC Bayern. „Natürlich können wir das einordnen, dass auch Glück dabei war“, sagte Maaßen, der seine Mannschaft mit einer mutigen Ausrichtung aufstellte. „Es ist etwas ganz Besonderes, gegen Bayern zu treffen“, sagte Neuzugang Berisha nach seinem ersten Bundesliga-Tor.
Deutsche Bundesliga, siebente Runde
Sonntag:
Union Berlin – Wolfsburg 2:0 (0:0)
Tore: Siebatcheu (54.), Becker (77.)
Berlin: Trimmel spielte durch
Wolfsburg: Pervan auf der Bank
Bochum – Köln 1:1 (1:0)
Tore: Schmitz (9./Eigentor) bzw. Maina (88.)
Bochum: Stöger spielte durch
Köln: Ljubicic und Kainz bis zur 74. Minute
Hoffenheim – Freiburg 0:0
Hoffenheim: Baumgartner bis zur 64. Minute
Freiburg: Lienhart spielten durch, Gregoritsch bis zur 85. Minute
Samstag:
Augsburg – Bayern München 1:0 (0:0)
Tor: Berisha (59.)
Augsburg: Baumgartlinger auf der Bank
Bayern: Sabitzer ab der 69. Minute
Dortmund – Schalke 1:0 (0:0)
Tor: Moukoko (79.)
Schalke: Greiml auf der Bank
Leverkusen – Bremen 1:1 (0:0)
Tore: Demirbay (57.) bzw. Veljkovic (82.)
Bremen: Friedl und Schmid spielten durch
Stuttgart – Frankfurt 1:3 (0:1)
Tore: Tomas (79.) bzw. Rode (6.), Kamada (55.), Jakic (88.)
Mönchengladbach – Leipzig 3:0 (2:0)
Tore: Hofmann (10., 35.), Bensebaini (53.)
Gladbach: Wolf ab der 82. Minute, Lainer ab der 92. Minute
Leipzig: Schlager ab der 45. Minute, Laimer (verletzt) nicht im Kader
Freitag:
Mainz – Hertha BSC 1:1 (0:1)
Tore: Caci (94.) bzw. Tousart (30.)
Mainz: Onisiwo spielte durch, Mustapha in der 46. ein- und in der 79. Minute ausgetauscht